Die Havarie des Containerschiffes „Angel“ hatte 2023 für viel Aufsehen gesorgt. Jetzt ist klar: Der gesunkene Frachter war wohl gar nicht seetüchtig.
Das Feederschiff, das im Juli 2023 vor Kaohsiung gesunken war, war überfällig für eine Spezialuntersuchung und nicht seetüchtig, wie eine jetzt veröffentlichte Untersuchung des Taiwan Transportation Safety Board (TTSB) ergeben hat.[ds_preview]
Laut dem Untersuchungsbericht wussten der Flaggenstaat Palau sowie der Schiffsagent S5 Asia vom schlechten Zustand des Schiffes 2002 gebauten 1.400-TEU-Frachters. Allerdings informierten sie die taiwanesischen Behörden nicht.
Im Juni 2023 waren in Indien und Sri Lanka neue Besatzungsmitglieder an Bord gekommen. Danach nahm die „Angel“ Kurs auf Dalian, China, um leere Container abzuholen. Am 25. Juni verließ das Schiff den Hafen wieder, um die leeren Container in Estland zu löschen.
Ersatzcrew der „Angel“ hat Probleme
Am darauffolgenden Tag begann die „Angel“ jedoch, Wasser aufzunehmen, und es wurde festgestellt, dass die Abdeckung der Hauptmaschine Risse aufwies. Der türkische Kapitän beschloss, die „Angel“ zur Reparatur nach Hongkong umzuleiten, aber der Zustand des Schiffes verschlechterte sich weiter, so dass eine Fortsetzung der Reise nicht möglich war.
Er regte daraufhin an, dass die „Angel“ zur Reparatur nach Kaohsiung gebracht werden sollte. Das taiwanesische Maritime Port Bureau lehnte den Antrag jedoch ab, da die „Angel“ die Bedingungen für eine Noteinfahrt nicht erfüllte.
Inzwischen war die Besatzung unruhig geworden und wandte sich am 29. Juni an die Internationale Transportarbeiter-Föderation. Die Crew-Mitglieder und der Kapitän wurden ausgetauscht und aus Taiwan ausgeflogen.
Die Ersatzcrew kam dem Bericht zufolge mit den sich verschlechternden Bedingungen auf dem Schiff nicht zurecht, und die Flutung des Schiffes hatte sich verschlimmert. Die Treibstoffleitung war verstopft, so dass die Stromversorgung des Schiffes unterbrochen war und das Wasser nicht mehr abgepumpt werden konnte.
Am 20. Juli begann die „Angel“ stark zu krängen, und die 19-köpfige Besatzung wurde gerettet, nachdem sie das Schiff verlassen hatte, das am folgenden Tag sank.
Von den 776 Containern an Bord der Angel wurden 216 geborgen, 110 Container strandeten in der Nähe von Kaohsiung und 87 Container sanken. Die Hafenbehörden mussten auch die 500 t Bunker beseitigen, die aus der „Angel“ ausgelaufen waren.
Die Taiwan International Ports Corporation (TIPC), die staatliche Organisation, der die Häfen der Insel gehören, fordert 9,4 Millionen US-Dollar als Entschädigung für die durch den Untergang verursachten Aufräumkosten und die Verluste der Fischer.
TIPC ist der Ansicht, dass es nicht möglich ist, vom Eigentümer der „Angel“, der auf den Marshallinseln ansässigen Navramar Shipping Inc. eine Entschädigung zu erhalten, und will versuchen, diese vom norwegischen Versicherer des Schiffs, Hydor, zu bekommen. Das TTSB empfahl dem Maritime Port Bureau, bei Schiffen mit „zweifelhafter Seetüchtigkeit“ Kontakt mit dem palauischen Register zu halten, und dass der Flaggenstaat die zuständigen Behörden informieren sollte, wenn der Zustand eines Schiffes zweifelhaft ist. (PL)