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Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies bleibt bei der Refinanzierung des Jade-Weser-Port optimistisch. Der Umschlag steigt dank Hapag-Lloyd an.
Trotz des Nachschussbedarfs in Höhe von zusammen 125 Mio. € für den Jade-Weser-Port wollen die Bundesländer Niedersachsen und Bremen ihr Engagement als Träger des Container-Tiefwasserhafens in unveränderter Form fortsetzen. Das stellte Niedersachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) heute bei der Vorstellung der Jahresbilanz der niedersächsischen Seehäfen in Oldenburg klar.
Auch wenn der zusätzliche Beitrag von je rund 62,5 Mio. € zur Begleichung einer Kreditfälligkeit bei der Jadeweserport Realisierungsgesellschaft für Bremen angesichts der Haushaltslage eine „Kraftanstrengung“ sei, gebe es keine Diskussion darüber, die Gesellschafteranteile an dem Hafen anders aufzuteilen.
Umschlag in den Seehäfen 2024
Brake: 5,4 Mio. t
- 11 %Cuxhaven: 2,5 Mio. t
+ 4 %Emden: 4,5 Mio. t
+ 3 %Leer: 16.166 t
+ 74 %Nordenham: 1,7 Mio. t
- 24 %Oldenburg: 24.262 t
- 83 %Papenburg: 541.043 t
+ 2 %Stade: 5,5 Mio. t
+ 45 %Wilhelmshaven: 35,3 Mio. t
+ 13 %
Container : 843.452 TEU
+ 59 %
Niedersachsen hält 50,1% und Bremen 49,9% an der JWP Realisierungsgesellschaft. „An diesen Verhältnissen wird sich nichts ändern. Es gibt keinen Grund dafür“, sagte Lies auf die Frage, ob Niedersachsen dem Bremer Partner aufgrund von Haushaltsproblemen Anteile an dem Container-Tiefwasserhafen abkaufen werde.
Die Hafenbetriebsgesellschaft in Wilhelmshaven benötigt die Nachschüsse für die Rückzahlung eines Kredits an die Europäische Investitionsbank, der von Beginn an Teil des Finanzierungskonzepts für das Hafenprojekt war. Niedersachsen hat seinen Beitrag bereits in den Haushalt für das Jahr 2026 aufgenommen, Bremen berät noch über die Bereitstellung der erforderlichen Mittel im Rahmen des bevorstehenden Doppelhaushalts 2026/27.
Lies verwies auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld in der Startphase des Tiefwasserhafens 2012 nach der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Die ursprünglichen Annahmen für die Umschlagentwicklung und damit auch für die Refinanzierung des JWP seien dadurch nicht zu erfüllen gewesen. Im vergangenen Jahr habe das Containergeschäft in Wilhelmshaven aber endlich Fahrt aufgenommen.
Der Umschlag wuchs um +59% auf über 843.000 TEU. „Die großen Vorteile, die der Hafen bietet, werden jetzt sichtbar durch den Einstieg von Hapag-Lloyd“, erklärte Lies. Die Hamburger Linienreederei ist seit 2022 mit 30% am Container-Terminal Wilhelmshaven beteiligt. Zudem ist der Jade-Weser-Port „Nord-Hub“ im Gemini-Netzwerk, das Hapag-Lloyd gemeinsam mit Allianzpartner Maersk betreibt. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir weiter eine deutlich positive Entwicklung haben werden“, so Lies.
Für die niedersächsischen Seehäfen war 2024 imsgesamt ein erfolgreiches Jahr. Neben dem Containerumschlag wirkten sich auch Zuwächse bei Massengut (Rohöl, Kohle etc.) in Wilhelmshaven und Stade sowie bei Stückgut und Baustoffen in Cuxhaven und Emdenpositiv auf die Gesamtbilanz aus. Das Güteraufkommen in allen neun niedersächsischen Seehäfen zusammen stieg kräftig um 10% auf 55,5 Mio. t.
„Das war das beste Ergebnis der letzten zehn Jahre“, sagte die Geschäftsführerin der Vermarktungsgesellschaft Seaports of Niedersachsen Inke Onnen-Lübben. Trotz der angespannten Lage im Automobilsektor sei es dem Hafen Emden gelungen, den Umschlag von Neufahrzeugen mit 1,24 Mio. Stück nahezu auf dem Niveau des Vorjahres (1,29 Mio. Pkw) zu halten. Er liegt damit nun quasi gleichauf mit Bremerhaven, wo die Stückzahlen 2024 um 15% auf 1,25 Mio. PKW eingebrochen waren.
Einen kräftigen Rückgang der Mengen verzeichnete Brake – bedingt auch durch die zweimalige Sperrung der Huntebrücke aufgrund von Schiffskollisionen. Dadurch war der Hafen an der Unterweser wochenlang vom Bahnverkehr abgeschnitten, der rund 40% des Ladungsvolumens transportiert. Das Güteraufkommen ging von 6,1 Mio. t im Jahr 2023 auf rund 5,4 Mio. t zurück.
Noch schlimmer erwischte es Oldenburg mit Einbußen von -83% bei Seegütern. Der kommunale Hafen kann seit den Havarien nicht mehr von Seeschiffen angelaufen werden. Nach der Schließung von zwei Kohlekraftwerken in Nordenham hatte auch der privat betriebene Hafen einen Ergebnisrückgang auf 1,7 Mio. t gegenüber 2,3 Mio. t im Jahr 2023 erlebt.