Russland erzielt trotz der bestehenden Sanktionen weiter gute Einnahmen mit dem Ölexport per Schiff. Dabei spielen offenbar zunehmend griechische Reeder eine Rolle – mit potenziellen Folgen auch für andere Tankermärkte.
Das US-Finanzministerium hatte im Zuge des Ukrainekriegs Anfang Januar 183 Schiffe im Besitz russischer Reedereien sanktioniert, was ungefähr einem Drittel von Russlands „Schattenflotte“ entspricht.[ds_preview]
Sie besteht aus einer Sammlung älterer Tanker und Frachtschiffe, die aufgekauft, umbenannt und unter anderen Flaggen registriert wurden, um westliche Sanktionen zu umgehen.
Trotz der Sanktionen erzielt Moskau weiterhin täglich rund 700 Mio. $ (663 Mio. €) durch den Verkauf von fossilen Brennstoffen. Ein Grund dafür ist laut dem Daten- und Analyseunternehmen Vortexa die erneute Beteiligung griechischer Tankerbesitzer am Transport von russischem Rohöl – insbesondere nach Indien und in die Türkei. Vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine machte das auf griechischen Öltankern transportierte Rohöl gemäß Finanzmarktwelt etwa 34% der Gesamtkapazität des aus Russland exportierten Rohöls aus. Seitdem ist dieser Anteil auf knapp 50% gestiegen.
Die G7-Staaten und Australien haben im Dezember 2022 eine Preisobergrenze von 60 $/bbl (56,8 €/bbl ) für russisches Rohöl beschlossen, um Russlands Einnahmen aus dem Ölverkauf zu begrenzen und somit die Finanzierung des Krieges in der Ukraine einzuschränken. Vor der Sanktionierung der sogenannten „Schattenflotte“ konnte diese Preisobergrenze relativ leicht umgangen werden.
Russland findet Wege
Aktuell wird russisches Urals-Rohöl laut Trading Economics mit rund 65 $/bbl (60,2 €/bbl) also über der G7-Preisobergrenze gehandelt. Russland hat Wege gefunden, trotz der Sanktionen höhere Preise durchzusetzen. Damit ist der Preisnachlass gegenüber Brent-Öl (66,7 €/bbl) geringer als in der Vergangenheit. Dennoch sind griechische Tankerbesitzer weiterhin am Transport von russischem Öl interessiert, da Russland alternative Zahlungs- und Versicherungswege nutzt oder höhere Frachtraten zahlt.
Laut dem Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) stiegen Russlands Einnahmen aus dem Seetransport von Rohöl im Januar um 13% im Vergleich zum Dezember und erreichten täglich 226,7 Mio. €. China bleibt der größte Abnehmer russischen Öls. Russland legt besonderen Wert darauf, den Fluss von hochwertigem ESPO-Rohöl aus dem russischen Fernen Osten ins Land der Mitte aufrechtzuerhalten.
Im Januar wurde laut CREA noch 84% des russischen Rohöl-Seetransports von der Schattenflotte abgewickelt. Doch im Februar stieg der Anteil griechischer Reedereien. Laut Vortex wurden griechische Tanker zunehmend aus dem atlantischen Raum insbesondere ins Mittelmeer abgezogen. Das könnte zu einer Verknappung von Aframax-Tanker in der Region und damit zu höheren Einnahmen für Reedereien in diesen Märkten führen. (rup)