Die Zoll-Maßnahmen der US-Regierung könnten für steigende Schifffahrtskosten sorgen, befürchten einige Beobachter. Nun kommt aus der Wirtschaft ein Versuch, dem entgegenzuwirken: Groß- und Einzelhändler wie Walmart und Costco drängen auf Preissenkungen in China.

Der US-amerikanische Großhändler Costco hat seine Lieferanten auf dem chinesischen Festland dazu aufgefordert, ihre Preise zu senken.[ds_preview] Auch andere große Einzelhändler wie Walmart sollen ähnliche Schritte unternommen haben, berichtet die Financial Times. Brancheninsider berichten, dass sich diese Forderungen häufen und sich auf die gesamten Handelsbeziehungen zwischen den USA und China auswirken könnten.

Die Maßnahmen der Handelsunternehmen sind eine direkte Reaktion auf die Zollerhöhungen, die die US-Regierung unter Trump im laufenden Jahr durchgesetzt hat. Im Februar wurde ein zusätzlicher Zollsatz von 10% auf zahlreiche chinesische Produkte eingeführt. Bereits im März erfolgte eine weitere Anhebung auf 20%. Für Importeure wie Costco, die einen Großteil ihres Sortiments aus China beziehen, stellt diese Entwicklung eine erhebliche wirtschaftliche Belastung dar. Die Unternehmen versuchen nun, durch Druck auf ihre Lieferanten einen Teil der Mehrkosten abzufedern und ihre Gewinnmargen zu stabilisieren.

Wenig Spielraum für Preissenkungen

Auf dem chinesischen Festland verschärft sich die Lage dadurch deutlich. Viele Hersteller arbeiten bereits seit Jahren mit sehr geringen Margen. Die wirtschaftlichen Folgen früherer Zölle sind noch spürbar. Hinzu kommen steigende Kosten für Energie, Rohstoffe und Arbeitskräfte. In dieser angespannten Situation treffen neue Forderungen nach Preissenkungen auf wenig Spielraum. Einige Zulieferer äußern bereits Sorge, dass weitere Abgaben oder Rabatte für sie wirtschaftlich nicht tragbar sind.

Walmart trifft chinesisches Handelsministerium

Vergangene Woche trafen sich Vertreter von Walmart mit dem Handelsministerium in Peking. Anlass war die Forderung nach Preissenkungen gegenüber chinesischen Zulieferern. Walmart ist in China mit seiner Sam’s Club-Marke stark präsent und betreibt über 100 Filialen. Aufgrund der Größe hat das Verhalten des Konzerns auch politische Relevanz. Laut He Yongqian, Sprecher des Handelsministeriums, wurde das Gespräch durch Medienberichte und Rückmeldungen aus der Wirtschaft ausgelöst. Walmart erklärte die Sachlage ausführlich. Bei dem Treffen handelte es sich nicht um eine Ermahnung oder eine formelle Rüge. Das Ministerium betonte zudem die sachliche Atmosphäre des Austauschs und stellte klar, dass keine Sanktionen oder Maßnahmen gegen Walmart geplant sind.

Vorsichtige Expansion im Land der Mitte

Costco hat seine Präsenz in China in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut und seit 2019 sieben Lagerhäuser auf dem Festland eröffnet. Die Expansion gilt als Teil einer langfristigen Strategie. Laut eines Lieferanten wird sich Costco trotz aktueller Preisforderungen im Lande vorsichtig verhalten. Auch Walmart betont in einer Stellungnahme, dass es weltweit aus rund 70 Ländern Waren bezieht. Die internationale Aufstellung sichere Arbeitsplätze, stärke Lieferketten und unterstütze lokale Wirtschaftsräume. Gleichzeitig versucht das Unternehmen, die Bedenken chinesischer Behörden zu zerstreuen und seinen Einfluss auf den Markt als positiv hervorzuheben.

Chinas staatlich kontrollierte Medien stellen die Situation zunehmend als nationale Angelegenheit dar und betonen, dass die Verantwortung für die US-Zölle nicht bei China liegt.       (rup)