Die Kreuzfahrt ist und bleibt ein wichtiger Markt für die deutsche maritime Industrie, für Häfen, aber auch für Werften. Die Branche sieht gute Chancen für die Zukunft – auch und gerade durch die politische Neuaufstellung in Berlin.
Zum Auftakt der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin teilte CLIA Deutschland, der nationale Ableger des Internationalen Kreuzschifffahrtverbandes, ihre Erwartungen über das Kreuzfahrtjahr 2025. Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) hat die Relevanz des europäischen Standorts unterstrichen. Gemeinsam ordneten die Verbände die Rolle der künftigen Bundesregierung im maritimen und im Tourismus-Sektor ein.
„Die ITB fällt dieses Jahr mitten in den Regierungswechsel. Die Neubesetzung der tourismuspolitischen Ausschüsse und Ämter steht noch aus. Viele der Abgeordneten werden neu sein, sie wollen etwas verändern und gestalten – das ist eine große Chance für die Kreuzfahrtbranche“, betont Georg Ehrmann, Nationaler Direktor CLIA Deutschland. „Die kommenden Wochen und Monate bieten eine gute Gelegenheit, unsere Fortschritte sichtbar zu machen. Wir können neuen Abgeordneten moderne Schiffe zeigen, in den Dialog treten und den Kern dieser so wichtigen Industrie aufzuzeigen.“
Insgesamt sind in Deutschland mehr als 30 Kreuzfahrtunternehmen tätig. Die Verantwortlichen sehen eine Gemeinsamkeit mit der Schiffbau-Industrie: „Gemeinsam mit dem Schiffbau trägt die Kreuzfahrtindustrie entschieden zur europäischen Wirtschaftsleistung bei“, so das Statement. 2023 generierte die Branche laut CLIA „Made in Europe“-Report rund 55 Mrd. € und mehr als 400.000 Arbeitsplätze. Ferner sind in Europa bis 2036 Investitionen von rund 57 Mrd. € geplant.
„Kreuzfahrt ist nicht nur eine wunderbare Urlaubsform, sondern auch eine großartige Erfolgsgeschichte europäisch-amerikanischer Zusammenarbeit. Die führenden Kreuzfahrtreedereien stammen aus den USA. Die führenden Hersteller sind allesamt Europäer. Stronger together – die Kreuzfahrt ist dafür ein großartiges Beispiel“, unterstreicht Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des VSM.
Reedereien gelinge es seit vielen Jahren, die Erwartungen der Menschen immer wieder durch neue, innovative Schiffe zu überbieten: „Wir wissen nicht, wie viele Theater in Deutschland jährlich gebaut werden. In Papenburg sind es jedes Jahr zwei, in Zukunft vielleicht drei. In Finnland, Italien und Frankreich konnten die Werften dank der Nachfrage im Kreuzfahrtsegment ihre Schiffbautechnologie kontinuierlich weiterentwickeln und ausbauen, obwohl Frachtschiffe immer weniger in Europa bestellt wurden“, sagte Lüken.
Zusammen mit den vielen hunderten Zulieferunternehmen könnten man darum in Europa die Lösungen für die saubere Schifffahrt der Zukunft anbieten, in die das Kreuzfahrtsegment „wie kein anderes“ investiert. „Diese und viele andere technologische Entwicklungen nutzen wir auch für andere wichtige Aufgaben z.B. für hoheitliche Auftraggeber oder für die nachhaltige Energiegewinnung auf dem Meer. Das zeigt Kreuzfahrt ist mehr als Urlaub“, sagte Lüken.
„Made in Europe“-Report Zahlen
- 97% der weltweiten Hochseekreuzfahrtschiffe werden in europäischen Werften gebaut. Dabei trägt die Branche entschieden zur europäischen Wirtschaftsleistung bei. Der Bau der hochkomplexen und innovativen Schiffe ist ein wichtiger Baustein des europäischen maritimen Industrieclusters.
- 2023 generierte die Branche rund 55 Mrd. € und mehr als 400.000 Arbeitsplätze.
- Knapp 80% des kommerziellen Auftragsvolumen europäischer Werften entfallen auf Kreuzfahrtschiffe. Deutschland, Italien, Frankreich und Finnland gehören zu den weltweit führenden Standorten für den Bau komplexer Schiffe.
- Knapp 80% der von der Meyer Werft genutzten Materialien stammen von europäischen Unternehmen.
- Die Auftragsbücher der europäischen Werften sind für die nächsten 12 Jahre mit 72 neuen Kreuzfahrtschiffen gefüllt (Stand September 2024). Davon alleine in Deutschland zwölf. Global sind für diesen Zeitraum nur vier weitere Schiffe in Auftrag.