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Der Bau von Offshore-Windparks birgt diverse Risiken. Viele Arbeitsprozesse müssen koordiniert werden. Ein cloud-basiertes Tool soll Abhilfe schaffen.
Der OffshoreWindManager (OWM) ist eine Anwendung zur Optimierung der Betriebsabläufe. Zwar kann das Tool auch in der späteren Betriebszeit für[ds_preview] Wartungs- und Reparaturarbeiten genutzt werden. Der Schwerpunkt liegt allerdings auf dem Bau und der Inbetriebnahme.

Ein entscheidender Punkt ist der sogenannte »Permit-to-Work«-Prozess (PTW). Weil zum Teil eine größere Anzahl an Arbeiten im Windpark auf See anstehen, müssen aus Sicherheitsgründen die einzelnen Maßnahmen aufeinander abgestimmt durchgeführt werden – beispielsweise wenn die Windenergieanlagen bereits an das interne Stromnetz angeschlossen sind. Auch die Witterungsbedingungen spielen eine entscheidende Rolle. Unter anderem aus diesen Gründen ist für jede Arbeitsmaßnahme eine Genehmigung notwendig, ohne die Arbeiter nicht ins Projektfeld dürfen.

Der OWM wurde mit dem Ziel entwickelt, dieses Zulassungsverfahren möglichst effektiv handhaben zu können. Alle Beteiligten sind im Rahmen des Tools vernetzt und können jederzeit auf Daten, Genehmigungen und Arbeitsschritte zugreifen, ohne dass ein separater Mail-Verkehr oder Telefonate notwendig werden. Es ist ein Unterstützungstool für den verantwortlichen »Marine Coordinator«. Mit der Hilfe des OWM kann er sich einen einfachen Überblick über den täglichen Ablauf der Bauarbeiten verschaffen. Es wird mit Ampelfarben im Programm gearbeitet, um den Status oder den Gefährdungsgrad zu kennzeichnen.

»Im Projekteinsatz führt die Software dazu, dass der Grundsatz »Safety First« im Vordergrund steht und die Anwender das PTW-System in jeder Situation beherrschen und kontrollieren können. Durch die effiziente Verwaltung bleibt mehr Zeit, um sich auf die relevanten Fakten konzentrieren zu können. Die Assistenz- und Kontrollfunktion der Software kann den Anwender bei gefährlichen Entscheidungen warnen«, sagt Entwickler Thorben Wehleit.

Vereinfacht gesagt, dient der OWM als Informationsportal für die einzelnen Beteiligten des Projektes. Daraus ergeben sich auf verschiedenen Ebenen einige Vorteile, mit denen die Effektivität der Arbeiten erhöht werden soll.

Der Betreiber des Windparks hat stets einen Gesamtüberblick über die Permit-Anträge und eventuelle Warnmeldungen. Alle Dokumente können nach der Bearbeitung automatisch versendet werden. Darüber hinaus haben Lerneffekte großes Gewicht, da die Offshore-Windpark-Branche hierzulande noch immer relativ jung ist. Mit dem OWM ist nach Angaben der Entwickler eine effektive Dokumentation der Bautage zu erreichen.

Auch für den Reeder kann sich eine Arbeitserleichterung ergeben. So kann er stets den Status seiner Anträge über den Einsatz seiner Schiffe im Windpark einsehen. Außerdem kann er die Planungen für die Besatzungen vereinfachen. Da er einen guten Überblick über das gesamte Projekt und die einzelnen PTW-Prozesse hat, verringert sich das Risiko für unnötige Wartezeiten, Doppelbesetzungen oder Verspätungen.

Etwaige technische Dienstleister sollen ebenso vom OWM profitieren – nicht zuletzt durch eine Vereinfachung der PTW-Schritte.

Im Rahmen einer intensiven Werbephase mit Messeauftritten bei der Windforce 2014 und der WindEnergy 2014 konnten die Experten um Wehleit bereits einen großen Kunden von ihrem Ansatz überzeugen. Seit einiger Zeit ist die Software in einer angepassten Version im Windpark-Projekt »Global Tech I« im Einsatz. Dort wird ein Teil des OffshoreWindManagers in Anspruch genommen.

Mit der cloud-basierten Softwarelösung wird das Arbeitserlaubnisverfahren abgewickelt. Dadurch sind sämtliche Arbeitseinsätze von »Global Tech I« im System detailliert hinterlegt, werden darüber freigegeben und schlussendlich als abgeschlossen dokumentiert. »Durch die Automatisierung des gesamten Prozesses konnten beispielsweise Schnittstellen zwischen Installation und Inbetriebnahme schnell erkannt und Arbeitseinsätze besser aufeinander abgestimmt werden. Insgesamt konnte der Bauablauf durch effizienteres Arbeiten und einer besseren Übersicht optimiert und bei Wetteränderungen schneller angepasst werden«, heißt es seitens des Betreibers.

Einsatzgebiet kann erweitert werden

Prinzipiell kann der OWM auch nach der Inbetriebnahme eines Windparks angepasst und entsprechend genutzt werden – beispielsweise für Dokumentations- oder Wartungsarbeiten. »Es kann dann auf die Daten der Bauphase zugegriffen werden. Anhand des Archives kann letztlich nachvollzogen werden, welche Arbeitsschritte in der Bauphase von wem erledigt wurden«, sagt Wehleit.

Möglicherweise wird das Einsatzgebiet des Tools künftig weiter ausgebaut. Die Entwickler fanden bereits einige Anknüpfungspunkte mit der Seeraumbeobachtung. Bei der dazugehörigen Hardware und Software vom IT-Anbieter Transas (Wind Farm Monitoring Solution) konnten sogar schon Schnittstellen zum OWM definiert werden. »Es besteht zusätzlich die Möglichkeit, den OWM mit Transas´ Remote Worker Tracking System zu verbinden. In der Einheit können diese drei Systeme miteinander kommunizieren und entsprechende Informationen austauschen sowie aktiv nutzen. Mit dieser Kooperation besteht für beide Beteiligte die Möglichkeit, ihr Aufgabenspektrum zu erweitern«, so der Entwickler weiter. Ein nicht zu vernachlässigender Punkt sei, dass zusätzlich Synergieeffekte für mehr Sicherheit erzielt werden könnten

Michael Meyer