Print Friendly, PDF & Email

Eine erhöhte Risikovorsorge für das Schifffahrtsportfolio hat im vergangenen Jahr die Bilanz der Bremer Landesbank belastet und den Gewinn auf 31 Mio. € (nach Steuern) gedrückt. Neugeschäft soll es aufgrund der hohen Volatilität der Märkte auch künftig nur sehr selektiv geben.
Wie alle anderen Schiffsbanken ist auch die Bremer Landesbank (BLB) dabei, ihr Kreditportfolio in der Schifffahrt weiter abzuschmelzen. Nach Angaben[ds_preview] von BLB-Vorstandsmitglied Björn Nullmeyer wurden im Jahr 2014 rund 100 Schiffe abgegeben. Von einst 1.100 finanzierten Einheiten aus der Blütezeit stehen derzeit noch rund 750 Schiffe in den Büchern. Das Abbau-Volumen bezifferte Nullmeyer mit rund 500Mio. €.

Dass der gesamte Kreditbestand von weniger als 6 auf rund 6,5Mrd. € angewachsen ist, lag nicht am Neugeschäft, sondern am starken Dollar, dessen Wechselkurs zum Euro von 1,40 im Jahresverlauf um fast 20 Cent gesunken ist. Wegen der global wirkenden Marktrisiken und aufgrund der Währungsentwicklung sah sich die BLB zu erheblichen Wertberichtigungen im Portfolio und einer erhöhten Risikovorsorge genötigt.

Die bankinterne Absicherung gegen Kreditausfälle wurde gegenüber dem Vorjahr um weitere 8Mio. € auf das Rekodniveau von 271Mio. € angehoben. Darunter fällt erstmals eine pauschale Risikovorsorge in Höhe von 40Mio. € für das gesamte Schifffahrtsportfolio, die angesichts der volatilen Märkte vorsorglich und unabhängig von Einzelrisiken in die Bilanz eingeflossen ist. Laut BLB-Vorstandschef Stephan-Andreas Kaulvers eine »reine Vorsichtsmaßnahme«, um einen ausreichend großen Puffer zu schaffen. »Eine nachhaltige Erholung der Märkte ist leider ausgeblieben, darüber können auch die leichten Erholungstendenzen bei den Charterraten nicht hinwegtäuschen«, so Kaulvers.

Die Bremer Landesbank zählt zu den wichtigen Schiffsfinanzierern in Deutschland. Containerschiffe bis 3.000TEU machen ein Dritttel (32%) des Portfolios aus. Danach folgen Mehrzweckfrachter (25%), Bulker (18%), Produkten- und Chemikalientanker (9%), Panamax-Containerschiffe (4%) sowie Rohöltanker und Post-Panamaxe mit je 3%. Sonstige, Binnenschiffe und Flusskreuzer kommen zusammen auf weitere 5%.

Grundsätzlich bekennt sich die BLB langfristig zu ihrem Engagement in der Schifffahrt, doch agiert sie derzeit überaus vorsichtig. Während Wettbewerber wie die DVB Bank oder die HSH Nordbank ein deutlich wachsendes Neugeschäft angekündigt haben, hat das Bremer Geldinstitut im vergangenen Jahr lediglich rund 200Mio. € neu investiert. »Wir werden auch künftig unser Portfolio weiter bereinigen und nur sehr selektiv Kredite vergeben«, sagt Shipping-Vorstand Nullmeyer. Daher werde auch keine aktive Kundenakquise betrieben, »wir konzentrieren uns vorerst weiter auf unsere Bestandskunden«. Gemeint sind sogenannte »Black Pearl«-Deals: Reeder bekommen eine (Re-)Finanzierung, wenn sie der Bank dafür Problemschiffe abnehmen.

Die anhaltende Schifffahrtskrise sei maßgeblich verantwortlich für den geringeren Gewinn, so Bankchef Kaulvers. Trotz einer Steigerung des Zinsüberschusses um 7Mio. € auf 437Mio. € und des Provisionsüberschusses von 43Mio. € ist das Jahresergebnis vor Steuern seit 2012 (168Mio. €) auf 68Mio. € (2013) und jetzt 31Mio. € für 2014 abgesackt. Eine Dividende soll frühestens 2017 wieder ausgeschüttet werden. Bis dahin hat die BLB von ihren Gesellschaftern freie Hand erhalten, Gewinne und Rücklagen für die Eigenkapitalausstattung einzusetzen, die in der Summe inzwischen 1,7Mrd. € (nach IFRS) bei einer Bilanzsumme von gut 32Mrd. € erreicht hat.

Dennoch zeigte sich Kaulvers zufrieden mit dem Ergebnis. »Angesichts der regulatorischen Anforderungen und des marktbedingten Drucks haben wir ein solides Ergebnis eingefahren.« Die Kernkapitalquote liegt bei 9%, das Cost-Income-Ratio (Aufwand-Ertrag-Verhältnis) von 36,5% bezeichnete der Vorstandschef als »absoluten Spitzenwert im Vergleich der Banken«. So haben die BLB einen großen Teil der Risikovorsorge mit ihren operativen Erträgen auffangen können – trotz des aktuellen Niedrigzinsniveaus.

Gut lief es dagegen für die Bremer Landesbank im Segment der Erneuerbaren Energien. Bei der Finanzierung von Windparks an Land ist die BLB mit einem Marktanteil von 11% und einem um 865Mio. € auf insgesamt 5Mrd. € angewachsenen Portfolio einer der führenden Kreditgeber in Deutschland. Mit dem Projekt »Butendiek« wurde auch der Einstieg ins Offshore-Geschäft vollzogen, weitere Vorhaben seien durchaus vorstellbar.
Krischan Förster