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Die anhaltende Schifffahrtskrise hat das Geschäft der NordLB im vergangenen Jahr erheblich belastet. Insgesamt mussten 916 Mio. € in die Risikovorsorge eingestellt werden – das operative Ergebnis lag dagegen lediglich bei 383 Mio. €

Es war ein Abschluss so ganz nach dem Geschmack der Portfolio-Manager der NordLB. Für die Kreuzfahrtreederei Silversea mit Sitz [ds_preview] in Monaco hat die Hannoveraner Bank im vergangenen Jahr den Luxus-Neubau »Silver Muse« finanziert. Das Finanzierungsvolumen umfasst 293,5 Mio. €, davon entfallen auf die NordLb 73 Mio. €. Konsortialpartner sind die BNP Paribas, dieUniCredit und die KfW Ipex. Die italienische Exportkreditversicherung SACE übernimmt die Ausfallgarantie für die gesamte Laufzeit.

Ein Investment in einem als zukunftsträchtig geltenden Schifffahrtssegment, dazu ein auf mehrere Partner verteiltes Risiko – so macht Schiffsfinanzierung noch Freude. Bei einem Großteil des Bestandsportfolios sieht das dagegen ganz anders aus.

Die NordLB muss sich wegen der anhaltenden Krise auf den Schifffahrtsmärkten noch über Jahre auf erhebliche Belastungen einstellen, räumte Vorstandschef Gunter Dunkel jüngst bei der Vorstellung der Bilanzzahlen für 2015 ein. »Wir haben für 2016, 2017 und 2018 noch substanzielle Wertberichtigungen eingeplant«, sagte er.

Mit durchaus gravierenden Folgen für das Ergebnis der Landesbank: Der Vorsteuergewinn lag konzernweit bei 630 Mio. €, mehr als eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr 2014 (276 Mio. €). Das Nachsteuerergebnis belief sich auf 518 Mio. € (205 Mio. €). Die Bilanzsumme konnte um 16 Mrd. € auf 181 Mrd. € zurückgeführt werden, die harte Kernkapitalquote stieg auf 13,1 % (10,7 %).

»Wir sind mit diesem Ergebnis zufrieden, insbesondere wenn man bedenkt, dass wir im Jahresverlauf mit einer Verschärfung der Schifffahrtskrise zu kämpfen hatten«, so Dunkel. Zu danken sind diese Ergebnisse tatsächlich der guten Performance aller anderen Geschäftsfelder (Privat- und Firmenkunden, Flugzeuge, Energie, Märkte) außerhalb der Schifffahrt. Denn in diesem Segment lieferte der zweitgrößte deutsche Schiffsfinanzierer erneut ein tiefrotes Ergebnis in Höhe von -530 Mio. €. Einem operativen Ergebnis von 383Mio. € stand eine Risikovorsorge von 916 Mio. € gegenüber – so hoch war die Summe noch nie. Zum Vergleich: 2014 waren es 200 Mio. € weniger.

Der Gesamtbestand an »non performing loans« wird mit knapp 3 Mrd. € beziffert, darunter fielen 2,4 Mrd. € an Einzelwertberichtigungen und weitere 345 Mio. € an portfoliobasierten Wertberichtigungen. Strategisches Ziel der NordLB ist daher ein konsequenter Abbau des Portfolios.

Zu Jahresende 2015 umfasste der Bestand noch 1.481 Schiffe. Seit 2010 sei das Portfolio bereits um 20 % geschrumpft, heißt es bei der NordLB. Dass das Kreditvolumen mit derzeit noch 19 Mrd. € nahezu unverändert geblieben ist, erklärt sich mit dem starken Dollar-Kurs, der maßgeblichen Währung in der Schifffahrt, auch bei der Finanzierung.

Als mittelfristiges Ziel gab Dunkel eine weitere Verringerung des Portfolios auf 12 bis 14 Mrd. € innerhalb der kommenden fünf Jahre aus, »vornehmlich durch die Ausplatzierung von Kreditrisiken«. Der Abbau trifft, wie schon in den vergangenen Jahren, klassische Handelsschiffe, vor allem Containerschiffe. Deren Anteil sinke kontinuierlich, hieß es. Derzeit liege er noch bei 31% – 5% weniger als 2014.

Neben den erheblichen Wertberichtigungen seien im vergangenen Jahr Schiffskredite im Wert von 1 Mrd. € restrukturiert worden, darunter eine Flotte von zwölf Schiffen, deren Finanzierung »gemeinsam mit einer bonitätsstarken Reederei« restrukturiert und die mit einer langfristigen Bareboat-Charter ausgestattet worden sei. Seit Beginn der Krise 2008 betraf dies insgesamt 452 Schiffe.

Erst vor wenigen Wochen hatte die Bank das Joint Venture Crystal Ocean Advisors mit der Offen Group und Caplantic gegründet, um Kompetenzen für anstehende Restrukturierungen zu bündeln – auch für Dritte. Zudem wolle sich die Bank noch stärker institutionellen Anlegern öffnen, die durch Übernahme verbriefter Risiken oder durch frisches Eigenkapital in »aktiv gemanagte Schifffahrts­portfolios« investieren sollen.

Die Schiffsfinanzierung werde auch künftig ein Kerngeschäftsfeld der NordLB bleiben, bekräftigte Dunkel, »wenn auch nicht mehr auf Vorkrisenniveau«. Neues Geschäft soll verstärkt mit Kreuzfahrtschiffen wie der »Silver Muse«, Fähren und selektiv auch im Offshore-Sektor geschlossen werden, um den Bestand systematisch umzubauen und weiter zu diversifizieren.

Ein langer Atem wird gebraucht. »Wir erwarten absehbar keine generelle Entspannung auf den Schiffsmärkten«, sagt der scheidende Vorstandsvorsitzende Dunkel. »Wir sind darauf vorbereitet, dass auch in den kommenden Quartalen weiterhin eine substanzielle Risikovorsorge anfallen wird.« Daher erwarte die NordLB für das laufende Jahr »ein Ergebnis deutlich unter dem von 2015«.


Krischan Förster