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Die HSH Nordbank ist verkauft. Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein veräußern ihre Anteile von 94,9% erwartungsgemäß an ein internationales Bieterkonsortium um die US-Finanzinvestoren Cerberus und J.C. Flowers. Der Preis liegt bei rund 1 Mrd. €.

Der Verkauf ist geglückt – da[ds_preview]mit endet nach 15 Jahren die Geschichte der gemeinsamen Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein. Neue Eigner sind mehrere Finanzinvestoren: Die Namen Cerberus und J.C. Flowers konnten kaum mehr überraschen, sie kursierten bereits seit Beginn der Verkaufsgespräche. Überraschend sind jedoch weitere Partner ins Bieterkonsortium eingestiegen: Dabei handelt es sich bei Golden Tree Asset Management um einen dritten US-Investor, die Londoner Centaurus Capital sowie die österreichische Bank Bawag, die von Cerberus kontrolliert wird.

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Damit ergibt sich folgende Eigentümerstruktur: Cerberus hält künftig den größten Anteil mit 40,33%. J.C. Flowers fügt seinen 5,1% weitere 33,21% hinzu. Golden Tree bekommt 11,86% der Anteile, die britische Centaurus Capital 7,12% und die Bawag 2,37%.

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Spitzenpolitiker beider Bundesländer verkünden in Kiel den Verkauf der HSH Nordbank. Foto: Screenshot NDR

Offenbar sind noch Details offen. Selbst der Preis müsse noch exakt berechnet werden, hieß es. Voraussetzung für den Verkauf sei zudem die Beendigung der 2009 übernommenen sogenannten Sunrise-Garantie, über die die Länder mit 10 Mrd. € für Verluste aus den Altgeschäften der früheren HSH Nordbank haften. Diese Garantie erlischt  mit dem ausstehenden Closing.

Finaler Preis wird noch errechnet

Der Kaufpreis könne sich verringern, wenn die Länder nach abschließender Überprüfung weniger als die volle Garantiesumme auszahlen. »Wir haften weiter für die kompletten 10 Mrd. €«, sagte Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher. Seit 2009 hätten die Länder ihre Risiken aus der ehemals bestehenden Gewährträgerhaftung von 65 Mrd. € konsequent reduziert.

Den möglichen Verlust der beiden Länder aus Garantie, Gewährträgerhaftung und verbleibenden Risiken aus den an die AöR Portfoliomangement ausgelagerten Schiffskredite beziffern die beiden Finanzminister mit »10 bis 11 Mrd. € im günstigsten Fall«, im schlimmsten Szenario seien es bis zu 16 Mrd. €.

Noch nicht alle Hürden genommen

Sowohl die notarielle Beglaubigung als auch das Closing stehen noch aus. Die Länder-Parlamente müssen wie auch die EU-Kommission, die EZB und die Kartellbehörden dem Verkauf noch zustimmen. Hamburgs 1. Bürgermeister Olaf Scholz und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sprachen von einem unerwartet »guten Verhandlungsergebnis«. Die Länder hätten hart verhandelt, um einen substantiellen Kaufpreis zu erzielen. Der Verkauf sei die bessere und günstigere Alternative zu einer Abwicklung.

Die HSH hatte nach 3 Quartalen des Jahres und damit pünktlich zum Beginn der Verkaufsverhandlungen ihre operativen Ergebnisse deutlich verbessern können. Der Gewinn vor Steuern war im Konzern  auf 201 Mio. € gegenüber 183 Mio. € im Vorjahr, nach Steuern schlugen 176 Mio. € zu Buche. Dabei erzielte die Kernbank ein Ergebnis vor Steuern von 609 Mio. € (Q3 2016: 532 Mio. €).

Wer sind die neuen HSH-Eigner?

Cerberus Capital Management ist ein Investmentfonds mit Sitz in New York City, der 1992 von Stephen Feinberg gegründet wurde und nach dem dreiköpfigen Höllenhund Cerberus aus der griechischen Mythologie benannt wurde. Neben einer Reihe von Immobilien erwarb Cerberus im Juli 2017 einen Anteil von 5,01 % an der Commerzbank und vor kurzem Anteile von 3% an der Deutschen Bank im Wert von fast 1 Mrd. €. Zuvor hatte die von Cerberus kontrollierte österreichische Bank Bawag bereits die Südwestbank aus Stuttgart übernommen.

J.C. Flowers & Company, LLC ist eine Private-Equity-Gesellschaft, die 2001 von J. Christopher Flowers, einem ehemaligen Goldman-Sachs-Partner, gegründet wurde. Insgesamt wurden bisher rund 15 Mrd. $ investiert. Auf dem deutschen Markt ist Flowers seit 2004 aktiv. Flowers hielt bereits 5,1% der Anteile an der HSH Nordbank.

GoldenTree Asset Management wurde im Jahr 2000 von Steven A. Tananbaum gegründet. Für institutionelle Investoren wird ein Anlagevermögen von 26 Mrd. $ gemanagt. Wie Cerberus an der Bawag beteiligt.

Centaurus Capital ist ein in London ansässiger Investmentfonds. Das verwaltete Vermögen beträgt aktuell mehr als 2 Mrd. $.

Die Bawag ist die viertgrößte Bank Österreichs und entstand im Jahr 2005 durch Fusion der Bank für Arbeit und Wirtschaft (BAWAG) mit der Österreichischen Postsparkasse (P.S.K.). Sie befindet sich im Mehrheits-Eigentum von Cerberus. Nach der Übernahme der Südwestbank (Stuttgart) und dem Börsengang im Oktober 2017 wurde im Dezember die Hamburger Bausparkasse Deutscher Ring Bausparkassen AG übernommen.

Im gesamten Shipping-Portfolio der HSH Nordbank lagen zuletzt noch 12 Mrd. € – je 6 Mrd. € in der Kernbank sowie weitere 6 Mrd. € in der Abbaubank. Zum Jahresende 2016 waren es noch 17 Mrd. €. Ihren Höchststand an Krediten hatte die Bank vor genau zehn Jahren mit 40,8 Mrd. € – damals war die HSH der weltgrößte Schiffsfinanzierer.

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Für Shipping-Engagements aus den Jahren vor 2009 hatten weiter hohe Vorsorgeaufwendungen gebildet werden müssen. In der Abbaubank fiel nach den ersten neun Monaten im Jahr 2017 mit –445 Mio. € (Q3 2016: –968) der überwiegende Teil der nötigen Risikovorsorge vor Garantie an, nur 14 Mio. € waren es in der Kernbank. Durch die Vollauslastung der Zweitverlustgarantie der Länder im ersten Quartal konnte die Risikovorsorge nur mehr teilweise in Höhe von 134 Mio. € abgefedert werden. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft des Konzerns nach Garantie belief sich damit auf –322 Mio. € (Q3 2016: 149 Mio. €).

Von den 6 Mrd. € im Shipping-Portfolio der Kernbank machen »faule« Kredite (ausfallgefährdet) nur 0,7 Mrd. € (13% des Portfolios) aus. In der Abbaubank mit einem Shipping-Anteil von 43% am Portfolio umfasst NPL-Volumen (non-performing loans) 5,2 Mrd. €.

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Im Bereich Shipping gilt für die Kernbank die angepeilte Zielgröße bereits als erreicht und soll annähernd in dieser Größe gehalten werden. Das Shipping-Portfolio in der Abbaubank sollte dagegen bis Ende 2017 weiter auf 5,8 Mrd. € (davon 5,2 Mrd. € non-performing loans) und bis Ende 2018 auf 3,6 Mrd. € (darunter 2,8 Mrd. € NPL) sinken.

Zuletzt hatte die HSH Nordbank massiv Altlasten abgestoßen, zuletzt waren 14 Containerschiffe zwischen 1.300 und 2.800 TEU an MPC Container Ships verkauft worden. Dazu kamen in den vergangenen zwei Jahren spektakuläre Entscheidungen. im Juli 2017 wurde das Rettungskonzept für die Rickmers Holding abgelehnt – die Gruppe musste in die Insolvenz. Im September 2017 gewährte die HSH dem Reeder Heinrich Schoeller dagegen einen Schuldenschnitt in Höhe von 800 Mio. $.

In der Kernbank hat es zudem deutliche Verschiebungen im Portfolio gegeben, mit einer stärkeren Diversifizierung zu Lasten der Containerschifffahrt. Die Zahl der Schiffskredite sank im ersten Halbjahr 2017 auf 677 – nach 1.064 zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Deutlich wird auch, dass die HSH Nordbank ihre Abhängigkeit sowohl von deutschen Partnern und damit auch von der Containerschifffahrt reduziert. Deutschland macht aktuell nur noch 31% des Portfolios auch, im Vorjahr waren es noch 37% .

Der Anteil der Containerschiffe nahm von 42% auf 32% ab. Gleichzeitig stieg das Volumen im Massengut- und Tankersegment. Unter anderem hat die HSH heute mehr griechische Kunden, und die sind traditionell stärker in diesen Märkten aktiv.

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