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Nach einer rasanten Aufschwungphase am Containerschiffsmarkt hat das Kaufinteresse in den vergangenen Wochen nachgelassen. Scheinbar müssen Investoren den starken Preisanstieg erst einmal verdauen.

Die berichteten Verkäufe sind inzwischen deutlich zurückgegangen. Für die vergange[ds_preview]ne Woche finden sich nur zwei neue Transaktionen in den Listen der Schiffsmakler. Bis in den April hinein waren noch häufig ein halbes Dutzend und mehr S&P-Deals für Containerschiffe pro Woche gemeldet worden. Angesichts der hohen Nachfrage und steigenden Chartererwartungen waren auch die Preise in die Höhe geschnellt – noch im April um bis zu 2 Mio. $ in bestimmten Größenklassen wie 2.500 TEU (geared, 5 Jahre alt), wie Maersk Broker berichtet. Binnen Jahresfrist betrugen die Wertsteigerungen anderen Quellen zufolge bis zu 60%. »Inzwischen hat sich die Aktivität stark abgekühlt«, erklärt ein Insider. »Die Zeit der Schnäppchen ist auf jeden Fall vorbei, es stehen nur noch wenige interessante Schiffe zum Verkauf.« Scheinbar hätten die Steigerungen bei den Charterraten und Preisen dazu geführt, dass sich die Liquiditätsengpässe bei den Eignern entspannt haben.

Weniger Verkaufsdruck

Auch die Bewertungen der Schiffe bei den Banken hätten sich in der Folge verbessert. Deshalb stünden die Kreditgeber nicht mehr so stark unter Druck, Notverkäufe herbeizuführen, heißt es. Ohnehin wirken einige der jüngsten Verkäufe, die auf Druck von Banken stattfanden, für Experten überhastet und unter Marktwert. »Man bekommt den Eindruck, als hätten die Banken gar nicht mitbekommen, dass die Preise noch einmal deutlich gestiegen sind«, merkt ein Makler an. Als Beispiele für Transaktionen, bei denen möglicherweise »Geld liegen gelassen wurde«, werden die Verkäufe der 2006 gebauten »SITC Makassar« und »Hermes« (je 2.490 TEU, geared) zu 9,90 Mio. $ und 10,20 Mio. $ vergangenen Monat genannt. Damit sei die Benchmark für künftige Verkäufe abgesenkt worden.

Um die Preise weiter nach oben zu treiben, müsste es mehr Wettbewerb auf der Käuferseite gegeben. Aber diverse Gruppen, die den Markt in den vergangenen zwölf Monaten abgegrast haben, treten Maklerberichten zufolge jetzt nur noch vereinzelt in Erscheinung. »Chinesische Käufer haben sich weitgehend zurückgezogen, eine Reihe von Investoren haben ihr Pulver bereits verschossen, und die Linienreeder stehen aufgrund der schlechten Frachtraten unter Druck«, unterstreicht ein Hamburger S&P-Makler.

Günstig gekauft, teuer verkauft…

Zu den weiterhin aktiven Käufern zählen die zwei an der Osloer Börse gelisteten Flotteninvestoren MPC Container Ships und Navios Maritime Containers. Ersterer soll kurz vor dem Kaufabschluss für die zwei 1.100-TEU-Schiffe (geared) »E.R. Sydney« und »E.R. Hobart« zu deutlich über 10 Mio. $ en bloc stehen. Navios hat Berichten zufolge kürzlich das Großcontainerschiff »Adamastos« (Ex-»Hanjin Korea«, Baujahr 2010) mit einer Behälterkapazität von 9.954 TEU für über 50 Mio. $ übernommen. Das Schiff soll noch bis März 2019 zu über 26.600 $/Tag an Hapag-Lloyd verchartert sein. Für den Verkäufer – die Gesellschaft Capital Maritime & Trading des griechischen Reeders Evangelos Marinakis – wird es ein glänzendes Geschäft gewesen sein: Er soll den früheren Hanjin-Frachter zusammen mit vier Schwesterschiffen (»Hanjin China«, »Hanjin Netherlands«, »Hanjin Spain«, »Hanjin United Kingdom«) im Frühjahr 2017 zu Stückpreisen von je 31 Mio. $ bekommen haben. (mph)