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Der Kooperationsverbund maritimer Zulieferer in Mecklenburg-Vorpommern RIC MAZA MV will den Anteil schiffbaulicher Leistungen an eigener Produktion auf 70 % steigern.

Mit dem neu etablierten Kreuzschifffahrtbau in Mecklenburg-Vorpommern könnte der Umsatz im Schif[ds_preview]fbau des Landes von derzeit rund 500 Mio. € binnen weniger Jahre auf 2 – 3 Mrd. € bis 2020 anwachsen. Um daran teilhaben zu können, müssen die Zulieferunternehmen ihre schiffbauliche Wertschöpfungsleistung deutlich steigern, meint der Vorsitzende des Vorstandes des Kooperationsverbundes RIC MAZA MV, Thomas Kühmstedt (RIC MAZA MV = Regionales Innovationscluster Maritime Zuliefer Allianz Mecklenburg-Vorpommern). Von den Werften würden immer komplexere Baukomponenten abgefordert, was eine sich vertiefende Zusammenarbeit der Zulieferer bedinge. Einher gehe damit die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb sei es ein Ziel von RIC MAZA MV, den Anteil schiffbaulicher Leistungen am Produktionsprofil der Zulieferbetriebe von derzeit 50 % in naher Zukunft auf 70 % zu steigern.

Für die Schiffbauunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern hätten sich die einheimischen Zulieferbetriebe stets als zuverlässige Partner erwiesen, stellt Axel Rothe, Direktor Materialwirtschaft der MV Werften, heraus. Auf das bewährte Miteinander mit den Zulieferern setzt der Werftenverbund mit Standorten in Warnemünde, Wismar und Stralsund auch bei der Umsetzung des eigenen Kreuzfahrtschiffbauprogramms. In der Region komplette Module und Baugruppen für die geplanten Kreuzliner herstellen und zuliefern zu lassen, besitze für MV Werften unternehmensstrategisches Gewicht, so Rothe.

»Ingenieurtechnische und wissenschaftliche Basis festigen«

Um den neuen Aufgaben gewachsen zu sein, gelte es jetzt für den Kooperationsverbund, »die ingenieurtechnische und wissenschaftliche Basis im Rahmen des regionalen Innovationsclusters zu festigen und nachhaltig die Innovationsfähigkeit im Verbund zu sichern«, betont Vereinsmitglied Wilko Flügge, Leiter der Rostocker Fraunhofer-Einrichtung für Großstrukturen in der Produktionstechnik IGP.

ric maza mv logoVon den derzeit 41 Mitgliedsunternehmen des RIC MAZA MV sind bereits elf im Bereich schiffbaurelevante Projektierung, Forschung, Wissenschaft und Bildung angesiedelt. Der Verbund strebt bis 2019 eine Anzahl von 50 Mitgliedsunternehmen an. Im laufenden Jahr werden die insgesamt 2.800 Beschäftigten in den Unternehmen des Regionalen Innovationsclusters maritime Industrieleistungen von rund 350 Mio. € erwirtschaften, wovon 250 Mio. € auf schiffbauliche Leistungen entfallen. Thomas Kühmstedt kündigt zudem an, dass RIC MAZA MV beabsichtigt, assoziiertes Mitglied im Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) zu werden.

Dem Kooperationsverbund RIC MAZA MV e.V. gehören aktuell 41 Mitgliedsunternehmen an. Diese beschäftigen insgesamt 2800 Mitarbeiter. Die Unternehmen tauschen Informationen aus, entwickeln gemeinsame Strategien, bündeln Produktions- und Forschungspotenziale. Im Fokus stehen Themen wie Erzeugnisentwicklung, neue Technologien und Verfahren, das kooperative Zusammenwirken sowie die Fachkräftesicherung und Bildung. Neben der Netzwerk-Arbeit zählt die Interessenvertretung gegenüber der Politik zu den Vereinsaufgaben. RIC MAZA MV setzt auf ein enges Miteinander mit Kammern und Verbänden sowie mit dem Maritimen Cluster Norddeutschland und mit internationalen Partnern besonders im baltischen Raum sowie Russland.

10 Jahre MAZA MV

Anlässlich der Gründung des maritimen unternehmerischen Netzwerkes MAZA MV vor zehn Jahren hatte das Folgebündnis Regionales Innovationscluster Maritime Zuliefer Allianz Mecklenburg-Vorpommern (RIC MAZA MV) die Vereinsmitglieder sowie zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu einer feierlichen Veranstaltung am Mittwoch, dem 6. Juni 2018, in die HanseMesse Rostock geladen. Zu den Gästen gehörten Staatssekretär Stefan Rudolph vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern und der Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik Reinhard Lüken.

Der Vorsitzende des Vorstandes des Kooperationsverbundes, Thomas Kühmstedt, erinnerte daran, dass mit der Gründung des ersten unternehmerischen Branchennetzwerkes im Land, dem MAZA MV, der Weg bereitet wurde, »durch vielfältige Kooperationen die maritime Zulieferindustrie leistungs- und wettbewerbsfähiger aufzustellen«. Viele der hochspezialisierten kleinen und mittelständischen Zulieferbetriebe in MV waren in der Hochphase des internationalen Schiffbaus in den 2000er-Jahren an ihre fachlichen und kapazitiven Grenzen gestoßen. »Der Start des unternehmerischen Netzwerkes 2008 erwies sich schließlich in der im gleichen Jahr ausbrechenden und bis dato andauernden Schiffbaukrise auch als richtige strategische Weichenstellung für den Fortbestand der meisten Unternehmen«, unterstrich Cluster-Managerin Antje Abert, die von Beginn an die Arbeit des unternehmerischen Netzwerkes koordiniert. Beispielsweise wurden im Verbund alternative Geschäftschancen etwa in der Offshore-Windenergie erschlossen und innovative Technologie- und Produktentwicklungen vorangetrieben, »ohne dabei jedoch die eigenen schiffbaulichen Kompetenzen einzuschränken«, so Antje Abert.

»Das Wirtschaftsministerium hat von Anbeginn an den Aufbau eines Netzwerkes in der maritimen Zulieferindustrie gefördert«, hob Staatssekretär Stefan Rudolph hervor. »Es ist gelungen, in der maritimen Branche eine tragfähige Kooperationsstruktur zu etablieren, so dass die maritime Industrie im Land nachhaltig gestärkt werden konnte«. Weiter führte Rudolph aus: »Das enge Zusammenwirken von maritimer Realwirtschaft und Wirtschaftsministerium, auch in schwierigen Zeiten, zahlt sich jetzt aus. Der Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern steht in den kommenden Jahren vor großen und nie so komplex dagewesenen Herausforderungen.« Das Ministerium werde die Weiterentwicklung des MAZA-Verbundes bis zum Jahr 2020 mit 240.000 € unterstützen.