Angesichts der politischen Unsicherheit und eines möglichen Exportstopps von Patrouillenbooten nach Saudi-Arabien hat Lürssen die Serienproduktion auf der Peene-Werft mit sofortiger Wirkung gestoppt und verordnet Kurzarbeit in Wolgast.

»Die Fertigung der Küstenwachboote zu stoppe[ds_preview]n und Kurzarbeit anmelden zu müssen, ist ein schwerer Schlag für uns«, sagte Harald Jaekel, Technischer Geschäftsführer der Peene-Werft. Die rund 300 Beschäftigten seien heute bei einer außerordentlichen Mitarbeiterversammlung über die Entscheidung informiert worden, heißt es. Diese sei angesichts der hohen und fortwährenden Unsicherheit hinsichtlich der Exportgenehmigung für weitere Boote und der damit nicht planbaren Auslastungssituation auf der Werft unausweichlich gewesen.

Wann die Produktion fortgesetzt werden könne, sei derzeit nicht absehbar. Auch weitere geplante Neubauaufträge, darunter der Bau der Hecksektionen der neuen Korvettenklasse K130, werden das zu erwartende Auslastungstief bei Weitem nicht kompensieren.

Von der Kurzarbeit betroffen sind große Teile der Mitarbeiter aus den Neubauabteilungen. »Wir befinden uns dazu in Gesprächen mit der lokalen Agentur für Arbeit und in Abstimmung mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft«, sagte Ferdinand Mülhens, Kaufmännischer Geschäftsführer. Wie viele Peene-Werker genau betroffen sind, wird gerade ermittelt.

Der Auftrag zum Bau der Küstenwachboote wurde bereits vor über fünf Jahren durch das saudi-arabische Innenministerium an die Lürssen-Gruppe erteilt. Die Fertigung auf der Peene-Werft erfolgte ab 2016. Der Stopp der Rüstungsexporte betrifft 20 der insgesamt 35 bestellten Boote. Die Bundesregierung hatte als Reaktion auf den gewaltsamen Tod des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi angekündigt, für die Zeit der Ermittlungen keine weiteren Rüstungslieferungen mehr zu genehmigen.

Lürssen verweist darauf, dass die Küstenwachboote für polizeihoheitliche Aufgaben und nicht für Kriegseinsätze konzipiert sind. Dies umfasse beispielsweise den Schutz sensibler Offshore-Anlagen, die Verhinderung von Schmuggel, die Eindämmung der Piraterie sowie die Seenotrettung.

Die Peene-Werft mit heute rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist spezialisiert auf den Neu- und Umbau von Marine- und Spezialschiffen und seit 2012 Mitglied der norddeutschen Unternehmensgruppe Lürssen.