Die Entscheidung über ein LNG-Terminal in Deutschland ist noch nicht gefallen, doch formiert sich in Niedersachsen bereits Widerstand in der Bevölkerung.
Gegen die Pläne der niedersächsischen Landesregierung, den Bau eines Flüssiggas-Terminals in Stade oder Wilhelmshaven zu unte[ds_preview]rstützen, haben sich jetzt knapp 50 Bürgerinitiativen, Umwelt-, Ärzte- und Erneuerbare-Energien-Verbände an die Öffentlichkeit gewandt. In einer Stellungnahme werden »ökologische und ökonomische Gründe« gegen angedachte LNG-Terminals postuliert. Alternativen werden allerdings nicht genannt. Die HANSA hat bereits mehrfach über die Entwicklung berichtet – verschiedene Häfen buhlen um die Errichtung eines LNG-Standorts, nicht nur als Import-Anlage, sondern auch als Möglichkeit, LNG-Bunkerungen für die Schifffahrt anzubieten.
Sie wird immer wieder, und nur zum Teil berechtigt, für ihre Umweltbilanz kritisiert, muss aber kurzfristig alternative Antriebstechnologien einsetzen, um die strengeren Vorgaben der IMO einhalten zu können, zum Teil schon ab 2020. Ohne die nötige Infrastruktur an Land macht eine Investition in LNG-Antriebe jedoch wenig Sinn. Entsprechend bleibt fast nur die Nachrüstung mit Abgaswäschern (Scrubbern), die jedoch ebenfalls keinen wirklich »grünen« Fußabdruck haben oder der Umstieg auf Kraftstoff mit niedrigem Schwefelgehalt in den Emissionen. Dieser ist jedoch noch nicht flächendeckend verfügbar und dürfte zumindest für eine Übergangszeit die Kosten der Reedereien signifikant erhöhen. Aus der Branche heißt es bereits, dass die Kunden die Mehrkosten mittragen müssten, entsprechende Belastungen für den Endverbraucher gelten als nicht ausgeschlossen.
Die Landesregierung werbe für das LNG-Terminal, das mit staatlichen Subventionen gefördert werden soll, heißt es jetzt seitens der Initiative: »Öffentliche Fördermittel in Millionenhöhe sollen in ein LNG-Großprojekt mit einer ökonomischen Lebenszeit von mindestens 30 Jahren fließen, für das es keinen volkswirtschaftlichen Bedarf gibt. Die Flüssiggas-Terminals in Europa sind schon jetzt nicht ausgelastet. Die anstehenden Investitionsentscheidungen sollen für Zeiträume erfolgen, in denen aufgrund des fortschreitenden Klimawandels eine radikale Abkehr von fossilen Brennstoffen unumgänglich ist. Deutschland ist bereits überversorgt mit Gas und muss noch vor 2050 vollständig dekarbonisiert werden«, heißt es in dem Statement.
Nach Ansicht der Initiative ist Erdgas nur ein weiterer fossiler Energieträger, auf den man wegen seiner klimaschädigenden Wirkung dringend verzichten müsse: »Berücksichtigt man neben dem beim Verbrennen entstehenden CO2-Ausstoß auch die bei Förderung und Transport entweichenden Methan-Emissionen, fällt die Klimabilanz von Erdgas schlecht aus. Handelt es sich um Schiefergas, das mit Hilfe von Fracking gewonnen wurde, ist die klimaschädliche Wirkung in der gesamten Produktionskette noch wesentlich größer.«
Eine Unterstützung für den Import von Flüssiggas mit öffentlichen Fördermitteln liefe den verbindlich beschlossenen Klimaschutzzielen auf Bundes- und Landesebene sowie den Vorgaben des Pariser Abkommens zuwider.
Die Initiatoren fordern, dass das Projekt neu evaluiert wird. Zu diesem Zweck müsse es ein öffentliches Beteiligungsverfahren und eine sogenannte Strategische Umweltprüfung geben. »Vor Abschluss einer Bewertung, die alle Umwelt- und Gesundheitsaspekte berücksichtigt, dürfen keine öffentlichen Fördermittel fließen«, wird betont.