Die insolvente Hamburger Reederei Hansa Heavy Lift wird offenbar komplett aus dem Markt verschwinden. Schiffe stehen zum Verkauf, Mitarbeiter vor dem Absprung.

In einem knappen Statement bestätigte der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen, dass sich die Geschichte der Hamburger Reederei ihrem Ende nähert. »Hansa Heavy Lift wird ab März 2019 über kein Geschäftsmodell mehr verfügen«, so der Insolvenzverwalter. Als Grund wird angegeben, dass »auch das technische Geschäft« nicht bei der 100%igen Tochter des US-Finanzinvestors Oaktree und Nachfolgereederei der Bremer Beluga-Gruppe verbleiben wird.

Christoph Morgen Insolvenzverwalter HHL HANSA HEAVY LIFT
Christoph Morgen (Foto: Brinkmann & Partner)

Damit scheint nun das einzutreten, was im MPP- und Heavylift-Markt erwartet wurde. Die Flotte an F- und P-Typen wird bereits seit Verkündung der Insolvenz am Markt angeboten und auch verkauft. Einige Mitarbeiter sind dem Vernehmen nach ebenfalls entweder auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber oder bereits gewechselt.

Was mit den verbliebenen Mitarbeitern geschieht und wie die Abwicklung der Reederei erfolgen soll – beziehungsweise wie der Stand der Dinge ist – machte Morgen nicht publik. Von der Insolvenz sind 80 Mitarbeiter betroffen, 50 davon in Hamburg.

Morgen ist Fachanwalt für Insolvenzrecht und Partner in der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner. Morgen war zuletzt unter anderem 2017 öffentlich in Erscheinung getreten, als er gemeinsam mit Jens-Sören Schröder von der Kanzlei Johlke Niethammer & Partner das Ruder bei der insolventen Rickmers Gruppe übernommen und das Insolvenzverfahren in Eigenregie geführt hatte.

Anfang Dezember hatte die HANSA exklusiv berichtet, dass der Investor Oaktree alle Zahlungen der angeschlagenen Reederei – die er selbst nach dem Aus der Beluga-Gruppe um Reeder Niels Stolberg geformt hatte – gestoppt und damit die Insolvenz eingeleitet hatte. Bereits seit Jahren wird über die Zukunft des Carriers spekuliert. Schließlich verlor  der Eigner die Geduld.

Iliffe
Roger Iliffe als CEO von Hansa Heavy Lift beim „HANSA Forum“ 2014

Hansa Heavy Lift war 2011 als Nachfolger von Beluga gegründet worden. Der Investor Oaktree war zuvor bei der Bremer Reederei eingestiegen und hatte später Beluga-Gründer Niels Stolberg aus dem Unternehmen gedrängt und verklagt. Stolberg wurde mittlerweile wegen Betrugs, Kreditbetrugs, der Untreue und Bilanzfälschung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, er ging allerdings wie auch die Staatsanwaltschaft in Revision.

Mit geschrumpfter Flotte wollte HHL seit 2011 vor allem im Heavylift-Markt – weniger im klassischen MPP-Segment – Fuß fassen. Doch die globale Schifffahrtskrise führte zu immer größeren Problemen. Zuletzt wurden auf Drängen der finanzierenden Banken drei weitere Schiffe abgezogen, elf waren zuletzt noch in der Flotte beschäftigt.

Eine Restrukturierung war zuletzt im Frühjahr 2018 gescheitert. Seinerzeit soll Oaktree die Möglichkeit gehabt haben, die Schiffe zu kaufen und frei von Bankverpflichtungen kosteneffizienter zu betreiben. Doch die Transaktion kam nicht zu Stande. Die Suche nach neuen oder weiteren Investoren war ebenfalls erfolglos. Der Zeitpunkt für einen Ausstieg von Oaktree wäre aus Sicht des Finanzmarkts nicht ungewöhnlich, sieben bis zehn Jahre gelten als relativ üblicher Zeitraum, bis ein Investment beendet wird.