Erweiterte Produktionskürzungen durch die OPEC+ und rückläufige iranische Exporte drohen, die saisonale Stärke des Tankmarktes zu beeinträchtigen. Drewry-Analysten bezeichnen den Ölpreis als »sehr instabil«.
Der Ölmarkt war 2019 aufgrund des unsicheren Angebots sehr volatil. Obwohl Drewry erwartet, dass das Wachstum des Nicht-OP[ds_preview]EC-Ölangebots 2019 höher sein wird als das Wachstum der globalen Nachfrage, hätten die US-Sanktionen gegen den Iran und Venezuela und das Marktmanagement der OPEC den Ölpreis sehr instabil gemacht.
Der Preis für Brent-Rohöl, der Anfang 2019 im niedrigen 50er Bereich lag, stieg Ende April über die 70 $/Barrel-Marke, nachdem die USA beschlossen hatten, die Verzichtserklärungen für iranische Sanktionen zu beenden. Der Preis sank dann aufgrund globaler Wirtschaftssorgen wieder unter 60 $/Barrel, bevor er nach der Entscheidung der OPEC, ihre Förderkürzung von 1,2 mbpd bis März 2020 zu verlängern, in den mittleren 60er Bereich zurückging. Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran nach dem jüngsten Angriff auf Öltanker in der Nähe der Straße von Hormuz haben ebenfalls dazu beigetragen, die Preise zu stützen.
Dennoch deute die derzeitige Rückwärtsbewegung der Ölpreise darauf hin, dass trotz der Angebotskürzung durch die OPEC, den Versorgungsengpässen in Venezuela und den US-Sanktionen gegen den Iran der globale Ölmarkt im zweiten Halbjahr 2019 gut versorgt sein werde. »Mit Blick auf Rohölterminpreise wird der erwartete Anstieg der Nicht-OPEC-Produktion zusammen mit den negativen Auswirkungen des anhaltenden US-amerikanischen Handelskrieges auf die Nachfrage den Markt gut versorgt halten, was für den Tankschiffmarkt ein gutes Zeichen ist«, so Drewry.
Knappheit im zweiten Halbjahr erwartet
Laut Drewrys Analyse könnte der Ölmarkt jedoch trotz dem starken Wachstum der Nicht-OPEC-Produktion im zweiten Halbjahr 2019 verlieren, falls die US-Sanktionen die iranischen Rohölexporte auf Null reduzieren. Im Juni 2019 betrugen die iranischen Rohölexporte 0,3 mbpd, verglichen mit 2,5 mbpd im April 2018 kurz vor Verhängung der Sanktionen.
Nach der jüngsten Prognose der IEA werden im dritten Quartal bzw. vierten Quartal 2019. etwa 30,9 mbpd bzw. 30,0 mbpd OPEC-Rohöl benötigt, um das Marktgleichgewicht zu halten. Wenn die elf OPEC-Mitglieder, die sich auf eine Produktionskürzung geeinigt haben, ihre kollektive Produktion im zweiten Halbjahr 2019 auf dem vereinbarten Niveau von 25,8 mbpd halten und Venezuela und Libyen ihre Produktion auf dem derzeitigen Niveau von 0,8 mbpd bzw. 1,16 mbpd (erfasst im Mai 2019) halten, wird der Ölmarkt nach Einschätzung von Drewry im zweiten Halbjahr 2019 knapp versorgt sein.
»Unsere Schätzungen deuten darauf hin, dass der Ölmarkt unter diesen Umständen einen Abbau der Rohöllagerbestände in Höhe von 1,2 mbpd im dritten Quartal 19 und 330 kbpd im vierten Quartal 19 verzeichnen würde. Daher würden die Angebotsengpässe und der damit verbundene Lagerabbau die Nachfrage nach Tankschiffen (insbesondere VLCCs) negativ beeinflussen und den normalen saisonalen Aufschwung in gewissem Maße aufheben«, heißt es.