Der vergangene Monat war mit Blick auf die langfristig kontrahierten Seefrachtraten zwar ruhig, unter der Oberfläche braut sich aber etwas zusammen, meinen Analysten.
Laut des neuesten XSI Public Indices Report der Seefrachtraten-Benchmarking- und Marktanalyseplattform Xeneta gab es im Juli einen leichten Rückgang der Raten um 0,4%, wobei die Export-Benchmark für Fernost deutlich zurückging. Die US-Exporte und die europäischen Importe haben sich indes gut entwickelt.
Der globale Index ist seit seinem Allzeithoch im Mai dieses Jahres um 2,4% von 116,43 auf 113,67 Punkte gesunken, liegt aber weiterhin um 1% über dem Vorjahresniveau. Der XSI liefert ein Echtzeitbild der Entwicklung der Seefrachtraten, wobei der Bericht aus Frachtdaten erstellt wurde, die über 160.000 Port-to-Port-Paarungen mit über 110 Millionen Datenpunkten umfassen.
Handelskrieg drückt auf Volumina
»Auf den ersten Blick ist ein Rückgang um 0,4% nichts, worüber man nach Hause schreiben könnte«, sagt Xeneta-CEO Patrik Berglund. »Es steht im Einklang mit einem allgemeinen Trend der mittel- bis langfristigen Rantensenkungen, den wir seit diesem Zeitpunkt im vergangenen Jahr erlebt haben, ohne den unerwarteten Aufwärtstrend vom Mai. Wenn wir jedoch die Lupe herausholen und einzelne Korridore untersuchen, sehen wir eine komplexe Besetzung von Charakteren, die ein Spiel mit immer höheren Einsätzen spielen, mit dem Potenzial für eine weitreichende Marktwirkung.« Von besonderem Interesse sind Berglund zufolge die zunehmenden Folgen des US-amerikanisch-chinesischen Handelskrieges.
Der Importindex XSI Far East sank im Monat Juli nur um 0,1%, ist aber seit Ende des Jahres 2018 um 12,6% gefallen und liegt damit um 15,5% unter dem Vorjahresniveau. Der Exportwert für Fernost ging im Monat um 4,8% zurück. Dies zeigt sich im Zusammenhang mit den chinesischen Import- und Exportzahlen für das erste Halbjahr 2019, wobei die Exporte in die USA um 8,1% auf 199,4 Mrd. $ zurückgingen, während die Importe noch deutlicher einbrachen und um 29,9% auf 58,9 Mrd. $ fielen.
»Es gibt hier einen echten Einfluss auf das Volumen«, erklärt der Xeneta-CEO, »und das hat offensichtliche Auswirkungen auf die Raten für die Fernostgeschäfte. Auf den ersten Blick scheinen sich die US-Indizes besser zu entwickeln – mit einem Anstieg der Importe um 2,9% (+12% gegenüber dem Vorjahr) und einem Anstieg der Exporte um 6,6% –, aber schauen Sie sich die Aktualisierungen der wichtigsten US-Häfen für die ersten sechs Monate des Jahres an und ein aussagekräftigeres Bild entwickelt sich.«
So sanken beispielsweise die Importvolumina in den Häfen von San Pedro Bay im Jahresvergleich um 3,3%, während die Exporte über Los Angeles und Long Beach, dem wichtigsten Drehkreuz für Asienladungen, im gleichen Zeitraum um 7,1% zurückgegangen sind. »Das deutet darauf hin, dass wir nicht in einer Zeit des ›Business as usual‹ sind und die Containerschifffahrt Anpassungen vornehmen muss«, sagt Berglund.
Maßnahmen auf Europarouten
In Europa werden solche Anpassungen bereits vorgenommen, stellt er fest. Hier ergriffen die Reedereien Maßnahmen, um die schlechten Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage auszugleichen, wobei im Juli und Anfang August der Entzug von mehr als 150.000 TEU in einer traditionell hochfrequenten Saison zu berücksichtigen sei.
Die europäischen XSI-Zahlen zeigen für Juli einen Anstieg der Importraten um 5,7% (+3,9% gegenüber dem Vorjahr) mit einem leichten Plus von 0,7% der Export-Benchmark (+1,5% gegenüber dem Vorjahr).
Interessanterweise, obwohl der Spotmarkt weiterhin unter Druck stehe, hätten die Unternehmen Ratenerhöhungen mit Wirkung zum 1. August für den Handel Fernost-Nordeuropa angekündigt, so der Analyst. Hapag-Lloyd habe eine Gesamtrate von 840 $ pro TEU sowie einen Bunkerzuschlag von 226 $ pro TEU eingeführt, CMA CGM wende eine FAK-Rate von 1.150 $ pro TEU an.