Die Frachten im Fernost-Europa-Verkehr sollen im November kräftig ansteigen. Die Linien hoffen auf den saisonalen Rückenwind vor Chinesisch-Neujahr.

Auf der Container-Rennstrecke von Fernost nach Nordeuropa waren die Geschäfte der Linienreeder dieses Jahr kaum von finanziellem Erfolg gekrönt. [ds_preview]Zwar zogen die Ladungsmengen offiziellen Daten zufolge deutlich an, doch waren die Frachtraten durchweg enttäuschend.

Laut dem World Container Index (WCI) liegen die Spot-Frachten für die Relation Shanghai-Rotterdam aktuell um 17% niedriger als vor zwölf Monaten. Zum 1. November unternehmen die Carrier daher einen weiteren Versuch, die Raten nach oben zu treiben.

So hat Branchenführer Maersk angekündigt, die Frachtpreise für Container ex Shanghai nach Nordeuropa auf 1.100 $ für 20-Fuß- (TEU) und auf 2.000 $ für 40-Fuß-Container (FEU) anzuheben. Darin enthalten sind die Basisfracht, Bunker- und Kriegsrisiko-Zuschläge. Terminal-, Peak Season- und Low Sulphur-Zuschläge kommen noch hinzu.

Die neuen Tarife liegen rund doppelt so hoch wie die aktuellen Spotraten. Diese betragen laut Shanghai Index SCFI 581 $/TEU und für 40-Fuß-Container 800 $, wie der Preisinformationsdienst Platts berichtet. Neben Maersk haben auch die französische Linie CMA CGM und Hapag-Lloyd ihren Kunden ähnliche Ratenerhöhungen angekündigt.

CMA CGM will ab November mindestens 1.000 $/TEU und 1.900 $/FEU für Verladungen aus ganz Ost- und Südostasien nach Nordeuropa verlangen. Bei Hapag belaufen sich die neuen Raten inklusive Fuel-Zuschlag auf 1.064 $/TEU und 2.018 $/FEU.

Derzeit herrscht nach Angaben aus Speditionskreisen allerdings eine relativ entspannte Kapazitätslage, die es Kunden ermöglicht, auch kurzfristig noch Ladungen zu buchen. Marktinsidern zufolge hoffen die Linien auf eine Stellplatz-Verknappung zum Jahresende hin, wobei sie auf zwei Faktoren setzen: Zum einen könnten die chinesischen Exporteure angesichts des frühen chinesischen Neujahrsfestes im kommenden Jahr (25.01.) bereits in den nächsten Wochen beginnen, ihre Lager auszukehren und mehr Ware zu verschiffen. Andererseits könnten die Streichungen von Fernostabfahrten zur »Golden Week« in China noch nachwirken.

Jüngste Verkehrsdaten der britischen Beratungsfirma Container Trades Statistics (CTS) zeigen, dass die positive Mengenentwicklung im Asien-Europa-Verkehr bis ins 3. Quartal hinein angehalten hat. Demnach wuchs das Transportvolumen in den ersten acht Monaten um 4,6% gegenüber dem Vorjahr. Dass die Frachtraten denochn unter Druck stehen, dürfte der Ausweitung der Kapazitäten durch die Carrier geschuldet sein – vor allem durch Indienststellung neuer ultragroßer Schiffe mit mehr als 18.000 TEU Kapazität.