Bürgermeister Peter Tschentscher (Foto: Senatskanzlei)

Maritime Wirtschaft und Wissenschaft brauchen einander, um die nötige Umstellungen zu umweltfreundlicheren Transporten auf See zu bewältigen. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher spricht sich[ds_preview] für eine stärkere Vernetzung aus.

Dazu würden nicht zuletzt Veranstaltungen wie das Maritime Research Forum beitragen, sagte der SPD-Politiker heute auf der vom Deutschen Maritimen Zentrum (DMZ) und der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr (HSU) organisierten Konferenz. DMZ-Geschäftsführer Wolfgang Sichermann ergänzte mit Blick auf das Zusammenspiel von Schifffahrt, Häfen und Hinterland: »Die Koordination der Einzelprozesse ist entscheidend für die notwendige Effizienzsteigerung.«

Der Titel der Konferenz machte den Programmschwerpunkt deutlich: »Zukünftige Kraftstoffe, Energie- und Antriebssysteme«. Die Themenbereiche waren Optimierung von Verbrennungsmotoren, Synthetische Kraftstoffe, Energiespeicher/Brennstoffzellen, Windkraft- und Wasserstoffanwendungen sowie E-Fuels in Großmotoren.

Tschentscher hob vor rund 100 Teilnehmern hervor, dass die maritime Branche mit ihrer Logistik eine hohe Ausstrahlungswirkung für den gesamten Industriestandort hat. Schiffe gehörten im Vergleich und auf Tonnenkilometern bezogen zu den umweltfreundlichen und wirtschaftlichsten Transportmitteln. Es sei wichtig, zukünftig auf alternative Kraftstoffe umzusteigen.

MSC Gülsün at sea, aft night
Foto: MSC

»Was hier passiert, entspricht in mehrfacher Hinsicht der Senatshaltung, was zu tun ist«, so der Bürgermeister. Man könne jungen Leuten und denjenigen, die die Schifffahrt für ihre Öko-Bilanz kritisieren, Gegenargumente liefern. Auch auf die vor einiger Zeit entstandene Debatte um Schiffsgrößenbeschränkungen ging Tschentscher ein. »Da wird in der Akzeptanz oft ein wichtiger Punkt übersehen«, sagte er mit Blick auf die Wertschöpfung der maritimen Branche, »für uns ist das selbstverständlich, aber wir müssen darüber reden.«

Entsprechend will er die Häfen und die maritime Branche stärken. Gleichzeitig will er die Vernetzung ausbauen und setzt auf die Mitarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. »Es gibt hierzulande viele gute Ideen und Unternehmen, aber es dauert viel zu lange, bis eine Idee in der Wirtschaft ankommt und realisiert wird«, bemängelte der Politiker, der im Frühjahr nach der Bürgerschaftswahl erneut Bürgermeister werden will. Dafür brauche es Räume und Gelegenheiten für Austausch sowie eine Wissenschaftsstrategie, um die Innovationen umzusetzen.

Das auch die Politik noch Hausaufgaben zu erledigen habe, betonte Matthias Mundt, Geschäftsführer beim Energiekonzern Shell Global Solutions (Deutschland): »Wir brauchen globale Rahmenbedingungen, um Investitionssicherheit für die Wirtschaft zu schaffen.« Durch innovative Antriebssystemen werde der Schiffsbetrieb teurer. »Maßnahmen wie beispielsweise eine CO2-Steuer könnten ein Level Playing Field schaffen«, so Mundt.

»World Cafe«

Das MRF soll dem direkten Austausch von Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft über Zukunftsthemen und neue Technologien dienen. Sie soll den Wissenschaftstransfer und den wissenschaftlichen Dialog auf allen Gebieten nicht-fossiler Energieträger und deren Anwendung in der maritimen Branche befördern und nicht zuletzt zu einer schnelleren praktischen Umsetzung führen. Wissenschaftler stellten ihre Projekte vor, Wirtschaftsvertreter nahmen sie zum Anlass für diverse Diskussionen um Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz.

Im Mittelpunkt des Forums stand das sogenannte »World Café« – ein Format, in dem 15 Nachwuchswissenschaftler in kleinen Gruppen in Kurzinterventionen ihre Forschungsprojekte vorstellen. Im jeweils 5-minütigen Feedback mit dem Publikum wurden zwei Aspekte diskutiert: Wo sehen Sie die Einsatzmöglichkeiten? Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?

»Wir verfolgen mit den Kurzpräsentationen die Absicht, quasi im Schnelldurchlauf Anwendungsmöglichkeiten zu ermitteln und erforderliche Schritte zur praktischen Umsetzung zu identifizieren«, erläuterte DMZ-Geschäftsführer Wolfgang Sichermann. Das DMZ versteht sich als ein öffentlich finanzierter, branchenübergreifender Thinktank. Die Mitglieder sind der Bund (vertreten durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur/BMVI) als maßgeblicher Finanzierer, fünf Bundesländer und die großen maritimen Verbände.