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Die LNG-Terminalkapazität in Nordwesteuropa ist am Limit, warnen Experten. Die Einfuhr von verflüssigtem Erdgas ist in diesem Jahr steil angestiegen.[ds_preview]

Die Häfen in Nordwesteuropa müssen sich mit dem Zubau von LNG-Terminalkapazität sputen, sonst drohen ab Mitte der Zwanziger Jahre massive Engpässe. Davor warnt die auf den Energiesektor spezialisierte britische Beratungsfirma Wood Mackenzie in einem aktuellen Report.

Dieses Jahr seien bereits mehrere Terminals für die Anladung und Regasifizierung von LNG vorübergehend an ihre Grenze gestoßen. Als Beispiele werden die Situation in Zeebrugge im September sowie aktuell im französischen Montoir-de-Bretagne genannt. »Wir gehen davon aus, dass derartige Spitzen noch zunehmen und häufiger werden«, erklärte der Analyst Cameron Coogan aus dem Gas- & LNG-Team von Wood Mackenzie.

Der Import von LNG in Europa ist nach Schätzung der Firma dieses Jahr angesichts der stark gewachsenen Produktion und niedrigen Weltmarktpreise um rund 70% auf 82,5 Mio. t angeschwollen. Viele Schiffe mit Spot-Ladungen hätten vor allem den Nordwestkontinent angesteuert, wo die erforderliche Infrastruktur und die Produktnachfrage bestehen.

Wood Mackenzie prognostiziert einen erneuten und noch kräftigeren Anstieg der LNG-Einfuhren in Europa ab dem Jahr 2025, weil die weltweite Förder- und Produktionskapazität bis dahin stark ausgebaut wird. Den Berechnungen zufolge wären alle existierenden LNG-Terminals in Europa dann zu 100% ausgelastet.

Es gebe zwar eine Reihe von geplanten neuen Terminalprojekten, doch seien bislang keine Investitionsentscheidungen getroffen worden. »Die Zeit läuft ab«, warnte Coogan. Die Planungs- und Bauzeiten für neue Projekte betragen fünf Jahre oder mehr. Ohne Investitionsentscheidungen im kommenden Jahr werde die nötige Kapazität wohl nicht bereitstehen, wenn die nächste LNG-Flut einsetzt.

In Deutschland laufen Planungen an derzeit vier Standorten zur Errichtung eines LNG-Terminals – in Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Stade und Rostock. Mit einer Investitionsentscheidung wird im kommenden Jahr gerechnet, allerdings gibt es auch starke Widerstände gegen die Vorhaben.