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Der Stuttgarter Architekt Werner Sobek hat das Dach entworfen, mit dem Dock 10 von Blohm+Voss in Hamburg versehen wird. Durch die sogenannte »Einhausung« erhöht die Werft ihre Planungssicherheit und Flexibilität.

Sobek setzte sich gegen nationale und internationale Konkurrenz aus Hamburg, London und Paris durch. Er punktete bei [ds_preview]der Jury vor allem durch die Transparenz der Hallenkonstruktion. Diese besteht künftig an der Längsseite aus Fachwerkstützen, die abwechselnd nach innen und außen gedreht angeordnet sind. Durch die dazwischen gespannten und gekrümmten Flächen entsteht eine Faltung, die die Längsseite durch Reflektion und Schattenwurf beleben sollen.

Die »tranzluzente«, also lichtdurchlässige Membran der Fassadenflächen soll eine gute Belichtung im Inneren gewährleisten, hieß es heute bei der Präsentation des Entwurfs. Auf der den Landungsbrücken zugewandten Nordseite wird im mittleren Bereich eine transparente Membran eingesetzt, die für einen Schaufenstereffekt sorgt. An den Enden, jeweils auf einer Länge von 30 m, sind auch hier transluzente Membranen vorgesehen.

Größtes überdachtes Schwimmdock Europas

Das Dock hat eine Gesamtlänge von 287 m, 240 m davon werden künftig überdacht. Die Hallenbreite innen liegt bei 44,60m, die Hallenhöhe inklusive Dockkastenhöhe beträgt 51,50 m. Die neue Konstruktion lässt sich das Bremer Familienunternehmen Lürssen, das die Werft im Jahr 2016 übernommen hatte, mehr als 13 Mio. € kosten.

»Der Entwurf für das neue Dach von Dock 10 sichert den Werftbetrieb im dann größten überdachten Schwimmdock Europas und überzeugt durch seine hohe gestalterische Qualität, die der prominenten Lage gegenüber den Landungsbrücken und dem Fischmarkt gerecht wird«, sagte Dorothee Stapelfeldt, Hamburgs Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, die die Traditionswerft als eines der bekanntesten Wahrzeichen Hamburgs würdigte.

»Von den Landungsbrücken können wir weiterhin die großen Schiffe bestaunen, die neu gebaut werden, oder zur Überholung bei Blohm+Voss zu Gast sind«, so Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor Hamburgs. Das Dock sei künftig somit ein großes Schaufenster für den Werftbetrieb und es werde »markant für die Silhouette der Stadt Hamburg«, meinte Höing.

BlohmVoss Überdachung Dock 10
v.l.: Ralph Petersen (Geschäftsführer Blohm+Voss), Klaus Borgschulte, (Aufsichtsratschef Blohm+Voss), Dorothee Stapelfeldt (Senatorin für Bauen und Wohnen), Werner Sobek (Architekt) und Franz-Josef Höing (Oberbaudirektor) © Wägener

Die textile Hülle sei poetisch und nützlich zugleich, beschreibt der Architekt und Ingenieur Werner Sobek. Menschen und Objekte würden durch das Dach vor  widrigen Witterungsbedingungen geschützt, ohne die Blickbeziehung zwischen Innen und Außen zu zerstören. Klaus Borgschulte, Aufsichtsratschef bei Blohm+Voss, wies zudem auf die Umweltvorteile hin, die durch die Einhausung entstehen. Wärme- und Staubbelastung würden durch das spezielle Isoliermaterial ebenso wenig nach außen dringen wie der beim Schiffbau entstehende Lärm. In erster Linie sei ein überdachtes Dock aber ein wichtiges Arbeitsmittel.

Damit Schiffe problemlos ein- und ausgedockt werden können, lassen sich die einzelnen Dachelemente durch die werfteigenen Krane bewegen. Um auch vor Stürmen bis zur Orkanstärke gewappnet zu sein, werden die Dalben des Docks verstärkt. Versuche in einem Windkanal in Karlsruhe würden aktuell laufen. Für den Fall, dass Kunden nicht möchten, dass ihre Schiffe gesehen werden, gebe es die Möglichkeit, im Inneren des Docks einen Sichtschutz anzubringen, so Borgschulte.

Dach wird am Standort in Bremen fertiggestellt

Lürssen plant, den Bau der Hallenkonstruktion ab Mitte 2020 bei Blohm+Voss auch unter Nutzung des 351 m großen Docks Elbe 17 durchzuführen. Dazu soll zunächst die aktuell in Elbe 17 gedockte Yacht in Dock 10 geschwommen und anschließend gemeinsam in Elbe 17 gedockt werden.

Während des Aufbaus der Hallenkonstruktion sollen die Arbeiten an der Yacht unvermindert weiter laufen. Nach einer voraussichtlichen Bauzeit von rund sechs Monaten sollen das Schwimmdock sowie die Yacht bis zur geplanten Fertigstellung des Schiffes an den Bremer Werftstandort Berne verholt werden. Die weiteren Planungen sehen vor, dass das Dock 2022 dann wieder zurück an seine ursprüngliche Position bei Blohm+Voss in Hamburg gebracht wird.

Seit der Übernahme von Blohm+Voss im Jahr 2016 hat Lürssen nach eigenen Angaben bereits 20 Mio. € in die Hamburger Werft investiert.