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Das gab es noch nie während des 33-jährigen Bestehens: Die Hamburger Seemannsmission Duckdalben schließt ihre Tore vorerst bis zum 15. April. Grund ist die Angst vor der weiteren Ausbreitung des Coronavirus.

Niemals zuvor war der 1986 gegründete Seemannsclub[ds_preview] pro Jahr länger als einen Tag geschlossen, berichtet Leiterin Anke Wibel. Mit dieser Maßnahme versucht die Hamburger Seemannsmission die Ausbreitung des Coronavirus nicht noch weiter zu beschleunigen.

»Wir besuchen die Seeleute dazu zwar nicht mehr an Bord. Wir kommen aber so dicht wie möglich auf der Gangway heran, um zu zeigen: Wir sind für Euch da. Gerade jetzt. Dabei versorgen wir sie mit dem, was sie dringend brauchen, Hygieneartikel aber auch Schweinekrustensnacks und Schokolade für die Seele. Und Telefonkarten, um zu erfahren, wie es der Familie geht und über das Leben an Bord zu berichten«, so der Seemannsclub.

Seeleute sorgen sich um ihre Angehörigen

»Die Seeleute fürchten einen möglichen Virus an Bord und haben Angst um ihre Lieben Zuhause«, weiß Wibe. Die Sorgen etwa der Crews von den Philippinen sei begründet: die Regierung habe am 17. März für sechs Monate einen Katastrophenzustand im Land.

»Seefahrt tut not. Gerade jetzt und nach der Pandemie«, sagt Wibel. Die Seeleute und die Seefahrt hätten derzeit eine besondere Rolle im globalen Kampf gegen das Virus: »Seefahrt und Seeleute gehören zur DNA der Welt-Gesellschaft. Sie liefern, was die einen brauchen. Sie transportieren das, womit andere ihr Geld verdienen. Das war früher so, ist es jetzt und künftig umso mehr, wenn es um die Versorgung der Menschen geht«, bekräftigt die Leiterin. Corona sei wie ein Eisberg. Viele Folgen seien nicht absehbar, wenn etwa Crews länger an Bord bleiben müssten, weil der Wechsel sich verzögere oder kein Ersatz bereitstehe.

Anke Wibel, Leiterin der Seemannsmission Duckdalben, freute sich über zahlreiche Spenden

Das Coronavirus nahm seinen Anfang zwar in China. Ein Containerschiff braucht jedoch etwa vier Wochen von Asien bis Hamburg, Diese Zeit reiche aus, um bei Infizierten Symptome auszumachen und vor Hamburg Maßnahmen zu ergreifen. »Angst vor Seeleuten ist unbegründet. Eher fürchten diese selbst, dass externe Besucher das Virus auf das räumlich vergleichsweise kleine Schiff einschleppen«, sagt Wibel. Die Club-Chefin hofft derweil auf Spenden, um den »Club wieder hochzufahren, wenn es möglich ist.« Solcher Gelder werden auch jährlich beim traditionellen Fußballfreundschaftsspiel Reeder gegen Banker gesammelt.

Jubiläumsfeier für Seafarers´ Lounges fällt aus

Ebenso drastisch sei die Lage der Crews der Kreuzfahrtschiffe: Die Mehrzahl habe die Fahrten eingestellt und für unbestimmte Zeit in Häfen festgemacht. Es sei nicht absehbar, wie Seeleute auf Kreuzfahrt-Schiffen diese extreme Lage verkraften würden, sagt Markus Wichmann, Leiter der Seafarers´ Lounges. Er betreut an den Kreuzfahrtterminals mit ehrenamtlichen und festen Mitarbeiter/Innen seit dem Lounge-Start vor zehn Jahren die Crews. Für den 3. April 2020 war die Jubiläumsfeier geplant. Sie wurde abgesagt. »Auch hier müssen wir sehen, wie wir die finanziellen Verluste ausgleichen«, so Wichmann.