Vor wenigen Monaten erst hatte Lürssen die Elsflether Werft nach einem Tauziehen mit Fassmer aus der Insolvenz übernommen, nun folgt das endgültige Aus.
Anfang dieser Woche sei die Bestandsaufnahme [ds_preview]nach der Übernahme im Oktober 2019 abgeschlossen worden, teilte Lürssen jetzt mit. Ergebnis: Eine Fortführung der Werft in Elsfleth sei »wirtschaftlich nicht tragfähig«. Der Betrieb werde daher im laufenden Jahr eingestellt. Entlassungen soll es aber offenbar nicht geben.
Allen 130 Mitarbeitern soll ein Angebot zur Übernahme an einer der anderen Standorte der Lürssen-Gruppe unterbreitet und in den kommenden Monaten in persönlichen Gesprächen konkretisiert werden, heißt es. Denn das Know How im Reparaturgeschäft will das Bremer Familienunternehmen erhalten. Darüber sei die Belegschaft heute informiert worden.
Schlick, Altlasten, Investitionsstau = keine Perspektive
Keine Zukunft hat dagegen der Standort in Elsfleth. Als Gründe nennt Lürssen die enorme Verschlickung des an der Hunte gelegenen Werfthafens, Altlasten auf dem Gelände sowie ein massiver Sanierungsstau. Die nötigen Investitionen seien aus dem laufenden Betrieb nicht zu erwirtschaften. Daher sei seitens der Geschäftsführung die schwierige Entscheidung getroffen worden, den Betrieb zu schließen.
Zudem sind die an den Werftstandort angrenzenden Flächen im Februar 2020 nach der europäischen FFH-Richtlinie als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden. Das hat zur Folge, dass Lärm, Staub, Farbnebel, und andere typische Werftemissionen nicht mehr zulässig sind. Auch diese Einschränkung rechtfertige keine langfristige Perspektive für diesen Standort als Werft und Industriebetrieb.
Übernahme nach Tauziehen mit Fassmer
Die Elsflether Werft war wegen explodierender Kosten bei der Sanierung des Marine-Schulschiffes »Gorch Fock« und finanzieller Unregelmäßigkeiten zuerst in die Schlagzeilen und im Februar 2019 in die Insolvenz geraten. Gegen die früheren Vorstände sowie einen Mitarbeiter des Marinearsenals in Wilhelmshaven ermittelt die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen des Verdachts der Untreue.
Nach einem Bieterwettstreit mit Fassmer hatte schließlich Lürssen die Werft einschließlich der 130 Mitarbeiter im Oktober 2019 übernommen und nach HANSA-Informationen eine Kaufpreis in einstelliger Millionenhöhe gezahlt haben. Auch die Weiterführung des Instandsetzungsauftrags für die »Gorch Fock« war Teil und Folge der Transaktion. Die Sanierung hat sich mittlerweile aber erneut verzögert.