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Die drei deutschen Werften Lürssen, ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) und German Naval Yards führen offenbar Gespräche über die Zusammenlegung des Marineschiffbaus.

Zuletzt waren sie noch Kontrahenten: Bei der umstrittenen[ds_preview] Vergabe des 5,2 Mrd. € schweren MKS 180-Projekts hatte sich das Konsortium aus Damen (Niederlande) mit Lürssen (Blohm+Voss, Hamburg) durchgesetzt. Die beiden Kieler Werften German Naval Yards und ThyssenKrupp Marine Systems waren unterlegen und gehen derzeit noch juristisch gegen die Entscheidung vor.

Bei künftigen Aufträgen, unter anderem für die benötigten Tanker, könnte dann ein neu gebildeter deutscher Marinewerften-Konzern antreten. Seit Anfang des Jahres bereits laufen nach Informationen des NDR Gespräche zwischen Lürssen, GNYK und TKMS. Die Bundesregierung ist nicht nur eingeweiht, sondern agiert den Angaben zufolge als Moderator, heißt es.

Ein Sprecher des Bremer Unternehmens Lürssen bestätigte gegenüber der HANSA, dass nach Auffassung des Unternehmens »eine Konsolidierung der Systemhäuser sinnvoll und erforderlich« ist, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

»Nur ein starker deutscher Player wird künftig international wettbewerbsfähig sein
und den maritimen deutschen Hochtechnologiesektor sichern und ausbauen können«

Jörg Herwig, CEO German Naval Yards

Auch German Naval Yards kommt zu einer ähnlichen Einschätzung: Die Notwendigkeit und die Chancen einer Konsolidierung im Marineschiffbau seien in den vergangenen zwei Jahren sowohl von der Werft selbst als auch vom Eigentümer Privinvest immer wieder betont worden, sagt CEO Jörg Herwig. Zudem sei dies ein guter Weg, um Tausende von Arbeitsplätzen und die Werft-Standorte in Deutschland zu erhalten.

Gegengewicht zur ausländischen Konkurrenz

Ein Blick in die Nachbarländer könnten den Kurs vorgeben: Die Konkurrenten in Frankreich (Naval Group) und Italien (Fincantieri) werden massiv vom Staat sowohl bei eigenen Rüstungsprojekten als auch bei Exportaufträgen unterstützt. Künftig wollen die beiden Schiffbau-Gruppen über ein Joint Venture kooperieren, das allerdings noch endgültig genehmigt werden muss.

In Deutschland soll dafür nun offenbar ein Gegengewicht geschaffen werden. Durch einen Zusammenschluss könnte ein Werftkonzern mit fast 10.000 Beschäftigten entstehen. German Naval Yards gehört mit 1.100 Mitarbeitern zur internationalen Privinvest-Gruppe. Lürssen aus Bremen beschäftigt an verschiedenen Standorten in Norddeutschland rund 2.700 Mitarbeiter. Bei TKMS in Kiel zählt die Belegschaft rund 6.000 Werftarbeiter.

Dem Vernehmen nach sind allerdings noch viele Fragen offen. Geklärt ist demnach weder, wo der der neue Konzern beheimatet sein könnte noch welche Rechtsform geeignet wäre.