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Die traditionsreiche nordirische Werft Harland & Wolff will ihr Geschäft über ein Bündnis mit der spanischen Navantia-Gruppe neu beleben. Gemeinsam will man Marineschiffe bauen.

Im europäischen Marineschiffbau bleibt es beim Trend zur [ds_preview]Konsolidierung. Nach Fincantieri (Italien) und Naval Group (Frankreich) oder der angekündigten Fusion von German Naval Yards und Lürssen in Deutschland kommt es jetzt zu einem britisch-spanischen Bündnis.

Harland & Wolff und Navantia bündeln ihre Kräfte und wollen künftig als »Team Resolute« am Markt antreten. Gemeinsam will man unter anderem Versorgungsschiffe für die Royal Navy bauen, die im Zuge des Flottenausbauprogramms des britischen Verteidigungsministeriums voraussichtlich im September ausgeschrieben werden wollen.

Infrastruktur-Investor übernimmt

Die Werft Harland & Wolff in Belfast, auf der einst die weltberühmte »Titanic« gebaut wurde, war im vergangenen Jahr vom Infrastruktur-Investor InfraStrata übernommen worden. Damit schien der Schiffbau auf dem Areal beendet. Durch die Kooperation mit Navantia könnte es wieder eine Zukunft geben. Großbritannien will nach einem jahrelangen Niedergang die Schiffbaukapazitäten im Land wieder stärken, um vor Ort nationale (Marine-)Aufträge abwickeln zu können.

Team Resolute, wie sich das Werftbündnis nennt, verweist auf die gemeinsame Dockkapazitäten und eine Vielzahl von Schiffbauprojekten. Allein Navantia verfügt über drei Docks, die Schiffe mit bis 400.000 tdw aufnehmen können. Harland & Wolff verfügt über eines der größten Docks in Europa mit 556 m Länge x 93 m Breite sowie zwei der größten Portalkrane auf dem Kontinent, »Samson« und »Goliath«.

Durch die Zusammenarbeit könnten kostengünstige Angebote bei Ausschreibungen abgegeben werden. Navantia sei bereit, das eigene digitale Werftkonzept nach Nordirland zu übertragen. Dadurch seien Effizienzsteigerungen um etwa 20% möglich. Man sei auch bereit, erhebliche Summen zu investieren, heißt es.

Versorger, GB

Erstes Projekt könnten die drei geplanten Versorgungsschiffe (40.000 t) zur Unterstützung der britischen Flugzeugträger werden, die über das insgesamt mit 1,5 Mrd. £ ausgestattete »Fleet Solid Support«-Programm (FSS) angeschafft werden sollen. Voraussetzung ist eine lokale Fertigung und ein britisches Design, das von dem britischen Ingenieurbüro BMT bereits entwickelt wurde.

Das Rüstungsprojekt war im vergangenen November ausgesetzt worden und soll nun wieder aufgenommen werden. Zuletzt waren noch zwei Bieter im Rennen: Navalia und ein das Konsortium »Team UK« aus BAE Systems, Babcock, Cammell Laird and Rolls-Royce. Über die Zusammenarbeitmit harland & Wolff können jetzt auch die Spanier die »nationale« Karte spielen.

»Diese Partnerschaft kann das derzeit bestehende Duopol im britischen Marineschiffbau durchbrechen und für den dringend benötigten Wettbewerb sorgen«, sagt John Wood, CEO von InfraStrata. Darüber hinaus wurden den Angaben zufolge weitere Kunden identifiziert. Man könne neben Marineschiffen auch Fähren oder Offshore-Anlagen bauen, heißt es.

Harland & Wolff war 1861 von Edward Harland und dem Deutschen Gustav Wolff gegründet worden. Mit einer Belegschaft von über 30.000 Arbeitern gehörte das Unternehmen während des 2. Weltkriegs und danach zu den wichtigsten Werften des Vereinigten Königreichs für den Bau von Kriegsschiffen und Ocean-Linern. Zuletzt war die Werft mit weniger als 100 Mitarbeitern im Bereich Offshore und Meerestechnik aktiv.