Azubi Ausbildung Schiff
© Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt
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Die Ausbildung und Beschäftigung in der Seeschifffahrt in Deutschland hat mit neuen und alten Herausforderungen zu kämpfen. Immerhin stieg im vergangenen Jahr die Zahl neu geschlossener Ausbildungsverhältnisse zum Schiffsmechaniker leicht im Vergleich zum Vorjahr.

Die maritime Wirtschaft befand sich auch 2019 noch immer in der Anpassungs- und Konsolidierungsphase, was nach Angaben der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt[ds_preview] (BBS) auf die Attraktivität der maritimen Branche als mögliches Karrierefeld »starke Auswirkungen« hatte, wie es im heute veröffentlichten Jahresbericht heißt. Entgegen allen Unkenrufen seien deutsche Seeleute aber »nicht ausgestorben – und werden das auch nicht«, so die BBS. Die Nachfrage nach Schiffsmechanikern sei da, wenn auch auf reduziertem Niveau, und werde noch steigen, vor allem in der nationalen Fahrt sowie auf dem Sekundärmarkt.

2019 wurden 128 neue Ausbildungsverhältnisse (Vorjahr: 121) mit 38 (38) Ausbildungsbetrieben abgeschlossen. Hiervon wurden 14 Verträge (Vorjahr: 13) vorzeitig gelöst. Die Anzahl der am 31.12.2019 bestehenden neuen Verträge betrug 114. Einschließlich der Offiziersassistenten wurden im Jahre 2019 von der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt insgesamt 304 Berufsanfänger betreut, im Jahr 2018 waren es insgesamt 327.

Anzahl der Bewerbungen stabil auf niedrigem Niveau

Der Anteil der Auszubildenden mit Realschulabschluss sowie mit Hochschul- oder Fachhochschulreife hat 2019 jeweils leicht abgenommen. Der Anteil der Auszubildenden mit Hauptschulabschluss ist nach BBS-Angaben im Berichtsjahr merklich angestiegen.

Am 31.12.2019 befanden sich 345 (349) Auszubildende in einem Ausbildungsverhältnis zum Schiffsmechaniker, davon 114 (105) im 1. Ausbildungsjahr, 94 (139) im 2. Ausbildungsjahr und 137 (105) im 3. Ausbildungsjahr. Die Anzahl der weiblichen Auszubildenden blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 27 gleich.

Nach Angaben der Zentralen Heuerstelle Hamburg (ZHH) blieb im Berichtsjahr die Anzahl der Bewerbungen für eine Berufsausbildung zum Schiffsmechaniker stabil, jedoch auf einem niedrigen Niveau. Waren es im Jahr 2009 noch 355 Bewerber die einen Ausbildungsplatz über die Zentrale Heuerstelle suchten, so waren es 2019 nur noch 77 Bewerber. Einer der wesentlichen Gründe für diesen Rückgang liegt u.a. im demographischen Wandel, in der weit verbreiteten negativen öffentlichen Darstellung und den Diskussionen zur angespannten wirtschaftlichen Situation in der Seeschifffahrt.

2019 nahmen 125 Auszubildende an der Abschlussprüfung Teil 2 zum Schiffsmechaniker teil, davon 118 erfolgreich. Die Erfolgsquote liegt damit bei 94,4 % und entspricht ungefähr der Quote des Vorjahres. Der Bundesdurchschnitt lag im Vergleich lt. Berufsbildungsbericht 2019 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in dem Jahr 2017 bei 90,3 %.

Bedarf am Sekundärmarkt wächst

Gerade für den sogenannten Sekundärmarkt – bei den Fährbetrieben, in der Schleppfahrt, in der Forschungsschifffahrt und auch bei den Wasserstraßen- und Schifffahrtsämtern, den Lotsen, der Bundespolizei See und anderen Behörden – zeigen die Prognosen nach Angaben der BBS einen großen Bedarf an Nautikern und Technikern. Dieser Bedarf wachse und könne durch die gegenwärtigen Zahlen an Abgängern der ver-schiedenen Ausbildungswege nicht gedeckt werden. Gegensteuern sei also notwendiger denn je.

Die BBS sieht die neue Lotsenausbildung als neuen Lösungsansatz, die neue Website der Berunfsbildungsstelle und die geplante konzertierte Werbekampagne seien weitere Bausteine. Das allein werde aber nicht reichen, heißt es.

Coronavirus-Pandemie wirkt sich auf Ausbildung aus

Auch auf die Ausbildung hat die COVID-19-Pandemie Auswirkungen. Mittlerweile haben die drei Berufsschulstandorte die Schiffsmechanikerausbildung wieder aufgenommen. Die abgesagten Abschlussprüfungen wurden nachgeholt und die kom-menden Prüfungen unter den geltenden Bedingungen neu geplant.

»Die Situation verlangt ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Resilienz. Neue Wege müssen gefunden werden, um die Ausbildung nicht nur nach den vorgeschriebenen Stan-dards durchzuführen, sondern sie auch kontinuierlich zu verbessern«, so die BBS. Arbeitskreise, Projektgruppen und Planungskomitees führen ihre Arbeit nun per E-Mail oder in Tele- und Videokonferenzen, oft aus dem Home-Office, durch. Die Messetätigkeiten wurden auf den virtuellen Raum verlagert und auch in den sozialen Medien ist die BBS aktiv.

BBS will Nachwuchswerbung verstärken

Seit dem 1. Juni 2019 führt Sabine Zeller die Geschäfte der BBS, die bereits im Herbst letzten Jahres in der HANSA wieder einen etwas positiveren Ausblick auf die Zukunft der maritimen Berufsausbildung geben konnte. Svenja Rohde kam als neue Ausbildungsberaterin als weibliche Verstärkung in das Team.

Um den Nachwuchs besser zu erreichen wird die Messetätigkeit verstärkt und weiter in den Süden ausgeweitet. Die Messeauftritte sollen noch attraktiver gestaltet werden, Virtual Reality und noch mehr Beteiligung junger Auszubildender. Die BBS will auch in den sozialen Medien aktiver werden, Materialien und Broschüren werden modernisiert. Speziell junge Frauen sollen gezielter angesprochen und auf die vielfältigen Möglichkeiten in der Seefahrt aufmerksam gemacht werden. Kooperationen der verschiedenen Verbände in der Seeschifffahrt im Marketing werden derzeit angestrebt.