HHLA, BLG, EUROKAI
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Bahnt sich an der deutschen Küste ein weiterer Paukenschlag an? Die Terminalbetreiber HHLA, BLG und Eurokai verhandeln über eine Kooperation – bislang war das undenkbar.

Eigentlich sind sie erbitterte Konkurrenten, rangeln um [ds_preview]jeden Kunden und jeden einzelnen Container. Doch unter den Auswirkungen der Coronakrise gehen die Hamburger HHLA und die Joint Venture-Partner bei Eurogate, die BLG Logistics (Bremen) und Eurokai (Hamburg), plötzlich aufeinander zu. In aller Stille wird über eine eine mögliche Fusion des Containergeschäfts in Deutschland verhandelt.

Man führe aktuell erste Sondierungsgespräche, heißt es in einer Adhoc-Meldung des börsennotierten Hamburger Hafenkonzerns. »Die drei Unternehmen tauschen sich zu den Möglichkeiten einer engeren Kooperation im Containergeschäft in der deutschen Bucht aus«, heißt es. Diese Gespräche befänden sich allerdings noch in einem sehr frühen Stadium und würden »ergebnisoffen« geführt.

Weitere Details? Vorerst noch Fehlanzeige. Es darf also kräftig spekuliert werden.

Coronakrise lässt Containerumschlag absacken

Fakt ist, dass beide Terminalbetreiber spätestens seit der Coronakrise zu kämpfen haben. Bereits im vergangenen Jahr sackte bei Eurogate in Bremerhaven der seit Jahren stagnierende Containerumschlag auf 4,9 Mio. TEU ab, unter anderem, weil die vier Liniendienste von der Weser zur HHLA an die Elbe verlegt wurden. Zur Erinnerung: Vor fünf Jahren waren es noch 5,6 Mio. TEU.

Im Hamburger Hafen wurde dagegen 2019 erstmals seit fünf Jahren wieder die Marke von 9 Mio. TEU um sogar 300.000 TEU übertroffen, das entsprach einer Steigerung von 6,1%. Dann aber kamen die Covid-19-Pandemie und mit ihr weitere Einbrüche, vor allem im Asienverkehr, aber auch auf den Nordamerika-Routen und bei den europäischen Feederdiensten.

Hamburg und Bremerhaven verlieren weiter an Boden

Nach den ersten drei Monaten blieb der Containerumschlag an den Hamburger Terminals der HHLA mit knapp 1,65 Mio. TEU rund -4,1% hinter dem Vorjahr zurück. Besserung nicht in Sicht: Es sei davon auszugehen, dass »Umsatz und Betriebsergebnis (EBIT) stark unter Vorjahr liegen werden«, hieß es bereits Anfang Mai bei der HHLA.

Noch schlimmer erwischte es Eurogate. Der nach eigenen Angaben größte Container-Terminalbetreiber in Europa büßte nach einem durchwachsenen Ergebnis für 2019 im ersten Quartal 2020 weitere rund 10% des Volumens an seinen deutschen Anlagen ein (insgesamt 1,8 Mio. TEU statt zuvor knapp 2 Mio. TEU). In Bremerhaven waren es -3,2%, in Hamburg -12% und in Wilhelmshaven sogar -48,3%. Bei den Auslandsbeteiligungen in Italien, Marokko und auf Zypern lag das Minus bei -11%. Auch hier die gleiche Botschaft: »Im Zuge der Corona-Pandemie wird ein deutlich rückläufiges Konzernergebnis erwartet.« Mit Thorsten Schütt wurde ein Krisenmanager für die geplante Restrukturierung engagiert.

Rotterdam unangefochten, Antwerpen auf Rekordkurs

In der sogenannten Nordrange zwischen Hamburg und Le Havre ist die Konkurrenz aus den Niederlanden und Belgien den beiden deutschen Hafenunternehmen weit enteilt. Rotterdam hält unangefochten die Spitzenstellung in Europa mit zuletzt 14,8 Mio. TEU (+2,1% in 2019). Antwerpen, Europas zweitgrößter Seehafen, meldete im siebten Jahr in Folge einen Rekord im Containerumschlag. 11,86 Mio. TEU gingen dort über die Kaikanten. Allerdings verlor auch Rotterdam im ersten Krisenquartal 4,9% der Containermenge, Antwerpen legte hingegen sogar noch einmal um +0,4% zu.

Nordrange2020Womöglich wollen nun HHLA, BLG und Eurokai ein Gegengewicht zu den Westhäfen schaffen und mit einem Zusammengehen Synergien und Kosteneinsparungen erzielen. Wie genau eine »Kooperation« aussehen könnte, bleibt unklar. Die HHLA und die die BLG sind mehrheitlich in öffentlicher Hand, die private Eurokai gehört der Eckelmann-Familie. Unabhängig von ihren trilateralen Gesprächen müssten die drei Unternehmen auf weitere Partner Rücksicht nehmen.

Was sagen die Reederei-Kunden und Makler?

Eurogate betreibt mit NTB und MSC Gate zwei der Umschlaganlagen in Bremerhaven als »dedicated terminals« für Maersk und MSC, den Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven in einem Joint Venture mit APM Terminals, Teil des dänischen Møller-Maersk-Konzerns. Bei der HHLA sitzt am Terminal Altenwerder die Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd mit einem Anteil von 25,1% mit im Boot. Beide hatten erst jüngst ihren Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert..

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Aus dem Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler VHBS heißt es, aus Kundensicht seien solche Gespräche grundsätzlich begrüßenswert. »Denn nach wie vor konnten die deutschen Standorte nicht an die Umschlagvolumina anknüpfen, die wir noch vor der Lehmannkrise im Jahr 2008 sahen, vielmehr verloren sie sogar trotz eines deutlichen Anwachsens der deutschen Volkswirtschaft weitere Marktanteile gegenüber den Westhäfen«, sagte der VHBS-Vorsitzende Christian Koopmann in einem Statement.

Nun zu überlegen, wie man die Kräfte bündelt, um so etwas in der hoffentlich bald kommenden Erholungsphase zu verhindern, sei nur richtig. Auch jenseits einer gesellschaftsrechtlichen Verflechtung gebe es hierfür genügend Felder, sei es ein gemeinsamer Marketingauftritt im Hinterland oder die Vermeidung von Doppelstrukturen bei der Anlauf- und Umschlagsorganisation sowie eine allgemeine Kostenkritik. Koopmann mahnt jedoch auch: »Keinesfalls darf eine solche Kooperation aber in einer Monopolisierung bestehender Strukturen münden, sondern muss mehr Flexibilisierung und die Beschleunigung von Prozessen zulassen, um mehr Ladung in die Häfen zu bekommen und damit mehr Beschäftigung.«