Viele Seeleute warten in der Corona-Krise derzeit auf Arbeit – an Land oder auf See. Das dürfte aber nur eine Momentaufnahme sein, der Fachkräftemangel soll sich verstärken.
[ds_preview]Davon geht der Branchendienst Drewry in einem aktuellen Marktbericht aus. »Das derzeitige Defizit an Offizieren für die Welthandelsflotte wird sich trotz der dämpfenden Wirkung von Covid-19 noch ausweiten«, heißt es. Als Gründe werden die mangelnde Attraktivität des Berufs und die steigenden Besatzungskosten für Reedereien angegeben.
Die Drewry-Analysten schätzt, dass der derzeitige Mangel an Offizieren etwa 2% der Gesamtnachfrage ausmacht – »das wird allerdings durch die vorübergehende Stilllegung von Schiffen aufgrund der Covid-19-Pandemie überdeckt«. Sobald die Handelsflotte jedoch vollständig reaktiviert sei, werde sich der Personalmangel wieder deutlich zeigen und stärker als 2019 zu Tage treten. Da galt der Markt als weitgehend ausgeglichen.
»Nicht mehr der attraktive Beruf«
Auch wenn die Flotte wohl weniger wachsen wird als in der Vergangenheit, erwarten die Experten, dass die Nachfrage nach Offizieren steigen wird. Unter anderem die Verlängerung der Urlaubszeiten wird als Begründung aufgeführt. »Das Reservoir an Offizieren versiegt und dürfte mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten«, heißt es weiter.
»Die Seefahrt ist nicht mehr so attraktiv, wie sie früher einmal war, da die Konkurrenz durch Aufgaben an Land zunimmt und der Lebensstil mit den damit verbundenen psychischen Herausforderungen an Attraktivität verliert«, sagte Drewrys Crew-Analyst Rhett Harris. Der Ausbruch der Corona-Pandemie und die damit zusammenhängenden Meldungen über gestrandete Besatzungen hätten dem Ansehen einen weiteren Schlag versetzt.