Ein stornierter Auftrag könnte die geplante Fusion der angeschlagenen FSG mit Pella Sietas befördert haben. Denn die Irish Continental Group hat ihre Bestellung zurückgezogen.
Wie die Irish Continental Group (ICG) verlauten ließ, sei der Anfang 2018 geschlossene Vertrag [ds_preview]mit der FSG zum Bau einer weiteren RoPax-Fähre (67.300 GT) storniert worden. Der Neubau sollte im September abgeliefert werden und bei Irish Ferries auf der verkehrsstarken Route von Dublin nach Holyhead/Wales eingesetzt werden.
Die Kündigung des 162 Mio. € teuren Vertrages wird laut einer Mitteilung von ICG mit den Verzögerungen bei der Ablieferung des ersten Neubaus »W.B. Yeats« und mit der insgesamt unsicheren Lage der Werft in Flensburg begründet. Außerdem ist die irische Gruppe selbst durch die Auswirkungen der Coronakrise in Schwierigkeiten: Das Passagieraufkommen sank in den ersten fünf Monaten um -60%.
Aktuell befindet sich die FSG in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Erst gestern waren Verhandlungen über eine mögliche Übernahme durch die Hamburger Werft Pella Sietas bekannt geworden.
Nach einer Zwangspause durch die Coronakrise hatte die FSG einen Neustart für Mitte Juni angekündigt. Mit einem sogenannten Massekredit hatte der Risiko-Investor und Eigentümer der FSG, Lars Windhorst, zuletzt 5 Mio. € dafür zur Verfügung gestellt. Zuerst soll die Fähre »Honfleur« (48.000 GT) für Brittany Ferries weitergebaut werden.
Sie ist offenbar der letzte Auftrag, den die FSG noch abarbeiten kann. Bereits im Februar hatte die australische Reederei TT-Line die Bestellung von zwei RoPax-Fähren (48.000 GT) gekündigt. Diese sollen stattdessen im finnischen Rauma bei RMC gebaut werden.
Nun folgte die Stornierung durch ICG bzw. die Tochter Irish Ferries. Die bereits geleistete Anzahlung von rund 20% des Kaufpreises in Höhe von 33 Mio. € wird laut ICG von der FSG zurückgezahlt.
Zieht Pella Sietas nach Flensburg um?
Nachdem gestern bekannt wurde, dass Pella Sietas die FSG übernehmen will, wird über ein Umzug des Hamburger Unternehmens mit seinen 350 Mitarbeitern nach Flensburg spekuliert. Das befürchten sowohl die Gewerkschaft IG Metall als auch Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann. Wegen des Schlicks in Elbe und Este ist die Werft schwer zu erreichen. So kann ein aktueller Neubau – ein Saugbagger für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) – nur ausgeliefert werden, wenn die Zufahrt zuvor freigebaggert wird.