Zu weit südlich, zu sehr am Rollen, zu wenig Wasser unter dem Kiel: Der Abschlussbericht zur »MSC Zoe«, die 340 Container vor Borkum verloren hatte, liegt jetzt vor.
Eineinhalb Jahre nach der Havarie der »MSC Zoe« hat [ds_preview]die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung heute in Hamburg ihren Abschlussbericht vorgestellt. In der Nacht auf den 2. Januar 2019 hatte das Groß-Containerschiff der Reederei MSC auf dem Weg nach Bremerhaven nordwestlich von Borkum in schwerer See insgesamt 342 Container verloren. Die Bergungsarbeiten dauerten wochenlang an.
Die Gutachter kommen jetzt zum Schluss, dass mehrere Faktoren zu dem Unglück geführt hatten. Bei Böen bis Windstärke 10 und 6,5 m hohen Wellen war das 400 m lange und 42 m breite Schiff stark ins Rollen gekommen. Dabei habe sich die größenbedingte hohe Stabilität negativ ausgewirkt, heißt es im Bericht. Heißt, dass sich der Rumpf schnell wieder aufrichtet und dadurch hohe Beschleunigungskräfte auf die Container an Deck gewirkt haben. Insgesamt sechsmal ging Ladung über Bord, erst beim zweiten Mal merkte die Besatzung etwas davon.
Zudem hatte der Kapitän der »MSC Zoe« die südlichste Route innerhalb des Verkehrstrennungsgebietes German Belt gewählt. Mehrfach habe das Schiff daher beinahe oder tatsächlich auf Grund aufgesetzt. Dadurch könnte der Frachter zusätzlich in Vibrationen geraten sein. Letztlich habe das Lasch-System den Kräften nicht standgehalten. Die Ladungssicherung habe zwar den gesetzlichen Vorgaben entsprochen, betont die BSU, doch habe der Ladungsrechner mehrfach Warnungen für einzelne »Bays« ausgegeben.
Der Schaden für die Reederei MSC, die Nr. 2 in der weltweiten Container-Linienschifffahrt, war nach eigenen Angaben immens und machten einen hohen zweistelligen Millionenbetrag aus. Neben der Reparatur des Schiffes musste das Unternehmen auch die Bergung der verlorenen Container, die Aufräumarbeiten auf den Nordseeinseln und die Untersuchung bezahlen.
In Reaktion auf den Abschlussbericht hieß es gestern bei MSC, dass seither kein Schiff mehr auf die südliche Fahrtroute geschickt werde. Man werde auch künftig alle Leitlinien und Vorschriften für die Containerschifffahrt befolgen, um Unfälle dieser Art zu vermeiden.