Bei der Ursachenforschung der verheerenden Explosionen im Hafen von Beirut mit weit mehr als 100 Toten und tausenden Verletzten, geraten zunehmend die Verantwortlichen des Hafens in die Kritik. Inzwischen sind sie von der Regierung des Libanon unter Arrest gestellt worden. Auch ein Kreuzfahrtschiff ist durch die Detonationen gesunken.
[ds_preview]Neben den Aufräumarbeiten in Beirut hat bei der Regierung auch die Frage nach der Ursache begonnen, wie es zu der Explosion großer Mengen Ammoniumnitrat im Hafen kommen konnte. Nach Regierungsangaben wurden etwa 2.750 t des Stoffes, der unter anderem zur Herstellung von Dünger und Sprengstoff verwendet wird, dort seit 2013 ohne größere Sicherheitsvorkehrungen gelagert.
Auslaufverbot für Ammoniumnitrat-Frachter 2013 erteilt
Das Ammoniumnitrat soll im September 2013 mit dem Frachter »Rhosus« angeliefert worden sein. Das Schiff unter der Flagge Moldaviens war auf dem Weg Georgien nach Mozambik. Berichten zufolge wurde es im Hafen Beirut einer Inspektion durch die Hafenstaatkontrolle unterzogen. Diese hätte erhebliche Mängel aufgedeckt, daraufhin sei der Frachter an die Kette gelegt worden.
Gegenüber russischen Medien wiegelt der ehemalige Besitzer des Schiffs nun ab, ihn treffe keine Schuld. Vielmehr verweist er auf die Behörden im Libanon, die fehlende Dokumente bemängelt hätten. Durch den Arrest habe er einen Bankrott nicht verhindern könne. Was danach mit Schiff geschah oder wer dafür verantwortlich ist, könne er nicht sagen.
Die Besatzung war zurückgeschickt worden, der Kapitän und drei Crewmitglieder hätten aber an Bord bleiben müssen, während man vergeblich versuchte, den Eigner des Schiffes zu kontaktieren. Erschwerend kam hinzu, dass die Einwanderungsbestimmungen die Besatzung daran hinderten, das Schiff zu verlassen.
Somit musste die Crew an Bord bleiben, ohne, dass sie eingehend mit Vorräten versorgt worden wären. Schnell entwickelte sich die Situation auf der »Rhosus« zu einer humanitären Problematik, auch weil die diplomatischen Bemühungen gescheitert waren. Mutmaßlich gelang es der Besatzung, Kontakt zu Rechtsexperten aufzunehmen, die erfolgreich und glaubhaft versicherten, dass das Leben der Besatzung in Gefahr war. Nicht nur, weil sie auf dem Schiff festsaßen, sondern auch wegen gefährlichen Ladung, die sie an Bord hatten. Die Besatzung erhielt von einem Richter eine einstweilige Verfügung und verlief kurz darauf die Hauptstadt des Libanon.
Zwischen Juli 2014 und Oktober 2015 soll das Ammoniumnitrat zu einem Lagerhaus gebracht worden sein, wo es offenbar lagerte, bis es nun zu der verheerenden Explosion kam.
Ehemalige »Vistamar« sinkt im Hafen
Bei dem Unglück im Hafen Beiruts, der zu großen Teilen zerstört wurde, sank offenbar auch ein Kreuzfahrtschiff. Es soll sich um die »Orient Queen« handeln, die der libanesischen Reederei Abou Merhi Cruises gehört. Medienangaben zufolge lag das Schiff, dass früher unter dem Namen »Vistamar« für Plantour & Partner unterwegs war, zum Zeitpunkt der Explosion in Beirut. Zwei Crewmitglieder sollen bei der Explosion ums Leben gekommen sein, zudem soll es sieben schwer Verletzte gegeben haben. Auch die Büros der Kreuzfahrtreederei sowie der Abu Merhi Group sollen zerstört worden sein.