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Der vorpommersche Getreidehafen Vierow verzeichnet wenige Wochen vor dem »Brexit«, dem endgültigen Ausscheiden von Großbritannien und Nordirland aus der Europäischen Union einen starken Anstieg der Getreideausfuhren.

[ds_preview]Im Jahr 2020 wurden bis Ende August in Vierow insgesamt 387.300 t Getreide umgeschlagen (2019 gesamt: 523.700 t). Das sind rund 15 % mehr als im Vorjahr, teilte der Hafen jetzt mit. »Ein Großteil des Zuwachses entfällt auf den Export ins Vereinigte Königreich«, sagte Hafenchef Henning Bligenthal.

Der Hafen

Der vorpommersche Hafen Vierow befindet sich an der Südseite des Greifswalder Boddens unweit von Lubmin bei Greifswald. Er verfügt über eine Fingerpier mit zwei Liegeplätzen. Schiffe mit einer Tragfähigkeit von bis zu 7.500 t können komplett geladen werden. Der Seeumschlagsplatz ist spezialisiert auf den Umschlag von Getreide, Dünger, Ölsaaten und Futtermittel. Jährlich gehen rund 500.000 t über die Kaikante. Die Hafenbetriebsgesellschaft und die vor Ort angesiedelte Viela Export GmbH betreiben auf dem maritimen Gewerbegebiet Vierow mehrere Getreidehallen mit einer Lagerkapazität von insgesamt 120.000 t. Der Hafen ist über einen eigenen Gleisanschluss mit dem internationalen Schienennetz verbunden. Die Betriebsgesellschaft des Hafens Vierow ist zudem seit Beginn 2019 Eigner der Wolgaster Hafengesellschaft.

Dabei würden zwei Gründe zu Buche schlagen: Zum einen gab es in Großbritannien eine schlechte Ernte in diesem Jahr und zum anderen wird möglichst viel Ware derzeit aus dem Ausland bezogen, weil völlig unklar ist, zu welchen Handelsbedingungen es nach dem Brexit weitergeht. Daher sieht er das Wachstum zunächst als Einmaleffekt.

Vor dem Hintergrund einer durchschnittlichen Getreideernte in Deutschland in diesem Sommer verzeichnet die Betriebsgesellschaft des Hafens Vierow für die drei vorpommerschen Hafenstandorte Vierow, Mukran und Wolgast, an denen das Unternehmen operativ tätig ist, im Jahr 2020 bisher einen »zufrieden stellenden Geschäftsverlauf«. Der Gesamtgüterumschlag betrug einschließlich des Monats August rund 1,3 Mio. t und liegt damit unter dem Vorjahr, als es 1,47 Mio. t waren.

Der Hauptanteil der Menge entfiel auf den Umschlag von Getreide, der vorrangig in Vierow und Mukran abgewickelt wird. Weizen und Gerste gelangen per Bahn, Lkw und auch per Binnenschiff an die vorpommersche Küste und stammen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen sowie aus Osteuropa.

Während sich das Mengenaufkommen in Mukran den Angaben zufolge »auf Vorjahresniveau« bewegt, gab es in Wolgast bis dato ein Umschlagplus von 20 % auf 227.400 Tonnen. An der Peene gehen vor allem Kohle, Baustoffe und Getreide über die Kaikante. Seit Kurzem werden auch sogenannte Eisenmasseln (Barren) angelandet, die für die Eisengießerei in Torgelow bestimmt sind.

Neue Geschäftseitung

Parallel zu Umschlagbilanz verkündete die Hafengesellschaft zudem einen Wechsel in der Geschäftsführung. Der 65-jährige bisherige Geschäftsführer Alfred Bligenthal, seit Gründung der Hafenbetriebsgesellschaft 1999 in dieser Funktion tätig, ist in den Ruhestand getreten. Als Geschäftsführerin folgt ihm seine Tochter Anne Jung (38), die bereits langjährig im Unternehmen arbeitet. Sie bildet nun gemeinsam mit ihrem Bruder Henning Bligenthal (40) die Doppelspitze.