Dänemarks Verteidigungsministerin Trine Bramsen und Jacob Meldgaard, CEO von Torm und Vorstand im dänischen Reederverband Danish Shipping (Foto: Danish Shipping)
Print Friendly, PDF & Email

Die dänische Regierung will nach dem Angriff auf die »Torm Alexandra« offenbar den politischen Kampf gegen Piraten im Golf von Guinea intensivieren. 

[ds_preview]Verteidigungsministerin Trine Bramsen traf sich jetzt mit Jacob Meldgaard, dem Vorsitzenden der dänischen Reedereivereinigung Danish Shipping und gleichzeitig CEO der Reederei Torm. Einziger Tagesordnungspunkt war die Sicherheitslage im Golf von Guinea, der angesichts einiger Kaperungen und Entführungen von Seeleuten zunehmend in den Fokus rückt. Zuletzt war unter anderem der Tanker »Torm Alexandra« geentert worden. Die Besatzung konnte sich zwar in eine Zitadelle retten. Andere Crews hatten aber weniger Glück, im Jahresverlauf wurden bereits mehr als 110 Seeleute an Land verschleppt (Lesen Sie mehr dazu in der kommenden Dezember-Ausgabe der HANSA).

Bramsen drückte ihre Besorgnis aus und kündigte nach dem Treffen an, sich Partner zu suchen: »Ich versuche, meine Verteidigungsministerkollegen zu versammeln, denn Dänemark kann dies nicht allein bewältigen. Wir müssen in dieser Sache zusammenstehen, und dafür werde ich mich einsetzen.« Weitere Einzelheiten nannte sie nicht, auch nicht ob ein militärisches Vorgehen in den westafrikanischen Gewässern das Ziel ist.

Meldgaard zeigte sich nicht unzufrieden: »Wir hatten ein gutes, konstruktives Treffen. Sie ist mit der Angelegenheit befasst und aufrichtig daran interessiert, zur Lösung der schrecklichen und unhaltbaren Situation beizutragen, die wir als Schifffahrtsunternehmen im Golf von Guinea seit langem erleben.« Die Attacke auf den Torm-Tanker sei ein klarer Beweis dafür, dass es derzeit riskant ist, in diesem Gebiet zu fahren.

Dryad Sea pirates speed boat TORM ALEXANDRA 07 Nov 20 002

»Der enge Dialog und die starke Unterstützung durch die Regierung sind entscheidend für die Arbeit, die wir jetzt mit anderen Akteuren fortsetzen, um die internationale Unterstützung für weitere Bemühungen in dem Gebiet sicherzustellen«, so der Reedereichef.

Ein politischer oder militärischer Einsatz der internationalen Staatengemeinschaft wurde in den vergangenen Jahren immer wieder gefordert, auch von deutscher Seite. Doch die Lage ist komplizierter als seinerzeit vor Somalia, als unter anderem die EU-Mission »Atalanta« und die internationale Mission »Combined Maritime Forces« für ein deutliches Abklingen der Piraterie vor einigen Jahren sorgten.

Ausgangspunkt der Piraterie-Entwicklung in der Region ist Nigeria, wo sich »normale« Piraterie mit politischen und zum Teil terroristischen Aktivitäten vermischt. Auch die Nachbarstaaten von Nigeria sind jedoch von dem Problem betroffen, weil die Piraten immer wieder auf deren Gewässer ausweichen, wenn Nigeria seine Bemühungen – meist nur zwischenzeitlich – intensiviert.

Andere Ausgangslage als in Somalia

Während die Angreifer es früher zumeist auf die (Öl-)Ladung von attackierten Tankern abgesehen hatten, ist ein Wechsel in der Strategie zu beobachten. Dabei handelte es sich – zumindest in der Vergangenheit – nicht selten um Aktionen von Rebellen, die gegen die Ölindustrie und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft sowie die grassierende Korruption vorgehen wollen, oder Schmuggler.

Piraten Piraterie Westafrika Afrika Guinea Beni Nigeria

Von politischer Seite wird auch immer wieder beteuert, das man sich des Problems bewusst sei. Allerdings gilt der Einsatz von Kriegsschiffen oder eine internationale Militärallianz, wie sie etwa vor Somalia sehr erfolgreich im Kampf gegen Piraten war und ist, als wenig realistisch. Im Unterschied zu Somalia handelt es sich bei den westafrikanischen Ländern wie Nigeria, Benin, Togo oder Kamerun nicht um sogenannte »failed states«. Es gibt Regierungen und staatliche Strukturen. Auch wenn diese zu oft mit der eigentlich nötigen Arbeit überfordert sind und die zum Teil grassierende Korruption die Piraterie weiter befeuert, handelt es sich um souveräne Staaten. Ein Einsatz von ausländischen Marine-Einheiten wird von den dortigen Regierungen mitunter als Einmischung in innere Angelegenheiten empfunden und daher prinzipiell abgelehnt.