Nach dem Start der Tarifverhandlungen zwischen IG Metall Küste und Nordmetall, die auch den Schiffbau betreffen, sind Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter in einem zentralen Punkt weiter uneinig.
[ds_preview]Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele begrüßte zwar, dass die Gewerkschaft in ihre Forderung Elemente der Arbeitsplatz- und Zukunftssicherung einbezieht. Nach den deutlich schärferen Äußerungen im Vorfeld der Verhandlungen ist der Ton mittlerweile weniger rau.
Die M+E-Unternehmen brauche jetzt Entlastung und Planungssicherheit, um ihre Zukunft unter Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze zu sichern. Die seit 2019 andauernde Rezession, die digitale Transformation, der Strukturwandel, zahlreiche Exportprobleme und seit Jahresanfang die Corona-Krise würden viele Betriebe in eine schwierige Lage bringen, manche Firmen kämpfen deswegen ums Überleben.
Die Kaufkraft der M+E-Mitarbeiter sei mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 60.000 € eine der stärksten im Lande.
Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele
Gleichzeitig machte die Personaldirektorin der Schiffbaugruppe Lürssen aber auch deutlich: »Deshalb haben wir keinen Spielraum für Entgelterhöhungen, sondern müssen gemeinsam nach Entlastungspotentialen suchen, um die Fundamente der M+E-industrie im Norden zu erhalten.«
Ablehnung bei Nordmetall
Ströbele betonte, dass die Arbeitskosten in Deutschland jetzt schon zu den höchsten der Welt zählen. Auch die Kaufkraft der M+E-Mitarbeiter sei mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 60.000 € eine der stärksten im Lande. »Es kann in dieser Krisenlage nicht darum gehen, hier noch draufzusatteln«, so die Nordmetall-Sprecherin weiter. Angesichts von Kurzarbeit, Sparpaketen und Staatshilfen hätte die Öffentlichkeit ohnehin wenig Verständnis dafür. Verteilt werden könne frühestens etwas, wenn sich die Betriebe wieder auf das Vorkrisenniveau heraufgearbeitet hätten. Nordmetall lehnt deshalb die Gewerkschaftsforderung von 4 % bei 12 Monaten Laufzeit ab.
»Keine Nullrunde«
Die IG Metall Küste machte hingegen deutlich: »Eine weitere Nullrunde wird es mit uns nicht geben. Wir brauchen stattdessen ein Zukunftspaket, das für alle in der Branche passt: für Betriebe aus der Luftfahrtindustrie und dem Schiffbau, die besonders von der Krise betroffen sind, ebenso wie für Beschäftigte aus der derzeit stark nachgefragten Medizintechnik oder aus dem gesunden Mittelstand«.
Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, sagte. »Wir wollen die Instrumente zur Beschäftigungssicherung – etwa durch eine Vier-Tage-Woche mit einem teilweisen Lohnausgleich – weiterentwickeln, den Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge mit Investitions-, Produkt- und Standortzusagen schaffen und die Einkommen der Beschäftigten sichern.« Von Nordmetall erwarte er »ein konstruktives Vorgehen«. Gerade jetzt in der Krise müsse sich die Sozialpartnerschaft beweisen. »Wir wollen am Verhandlungstisch zu tragfähigen Lösungen kommen. Dafür ist Zeit bis zum Ende der Friedenspflicht Anfang März«, so Friedrich.
Die Tarifrunde 2021/22 wird im Norden am 18. Januar in Hamburg fortgesetzt.