Des einen Freud‘, des anderen Leid: Die auf Rekordniveau gestiegenen Frachtraten sorgen für volle Kassen bei den Linienreedern, alarmieren jetzt aber die Verlader.
Europäische Verlader und Spediteure [ds_preview]haben sich erneut an die Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission in Brüssel gewandt. In einem gemeinsamen Schreiben werfen die European Freight Forwarders Association (Clecat) und der European Shippers‘ Council (ESC) den Reedereien die Verletzung bestehender Verträge sowie unangemessene Buchungs- und Preispraktiken vor.
Dadurch würden Lieferketten immer stärker beeinträchtigt und wirtschaftlicher Schaden verursacht, heißt es. Die Verbände wollen sich eigenen Angaben zufolge zeitnah mit der Kommission treffen, um das Problem anzusprechen. Besonders kleinere europäische Unternehmen mit begrenzten finanziellen Reserven seien von der aktuellen Situation betroffen, weil sie bei begrenzten finanziellen Ressourcen Verluste machten und gleichzeitig Zulieferungen aus Asien nur mit großer Verspätung erhielten.
Die Verbände monieren unter anderem, dass die Reedereien nach eigenem Ermessen Raten ändern oder Buchungen ablehnen, wann immer sie es für richtig halten. Dazu kämen diverse Zuschläge wie die wegen des Mangels an Leercontainern jüngst eingeführten »Equipment Imbalance Surcharges«, die von den Verladern und Spediteuren bezahlt werden müssten. Zudem würden Kunden, die eigentlich Kontraktraten vereinbart hätten, mitunter gezwungen, auf viel teurere Spotraten umzusteigen.
Die Frachtraten sind seit Sommer auf einem Höhenflug, in einigen Fahrtgebieten werden historische Höchstpreise fällig. Der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) legte um 141 $ auf 2.783 $/TEU zu. Der Preis für den Containertransport auf der Hauptstrecke von Asien nach Europa kletterte in der Feiertagswoche noch einmal um 294 $ und über die Marke von 4.000 $/TEU. Doppelt so teuer ist die Strecke von/nach Südamerika mit einem exorbitanten Zuwachs von knapp 1.000 $ auf 8.173 $/TEU.
Der FBX von Freightos wurde nach einem Anstieg von zuletzt +10% mit 3.448 $/FEU (+10%) notiert. Der WCI von Drewry konnte mit +1.7% in der letzten Woche des Jahres nicht ganz mithalten. Im Jahresvergleich aber liegt der Gesamtindex bei 4.359,25 $/FEU und somit beachtliche 173,9% im Plus. (KF)