Während Containerschifffahrtskunden die Kapazitätsknappheit und steigende Raten beklagen, liegt die tatsächliche Containerkapazität im Vergleich sogar über der zum Jahresanfang 2020.
[ds_preview]Vor einem Jahr konnten die Containerschifffahrtsunternehmen nicht schnell genug Fahrten streichen und die effektive Containerkapazität senken, als der Einbruch nach Weihnachten, das chinesische Neujahrsfest und Covid-19 nichts Gutes für die Branche verhießen.
Ein Jahr später bietet sich ein gänz anderes Bild. Eine Analyse der Daten des Blank Sailings Trackers von eeSea zeigt, dass im Februar und März 2021 nur 1,7 % bzw. 0,6 % der Headhaul-Abahrten auf den drei Ost/West-Hauptrouten gestrichen wurden – im Vergleich zu 19,9 % bzw. 9,4 %, die in den gleichen Monaten im Jahr 2020. Für das zweite Quartal 2021 wurden bisher nur sehr wenige Abfahrten storniert, während im Jahr 2020 die Stornierungen im zweiten Quartal 14,7 % der erwarteten Abfahrten betrugen.
Die Blank Sailing wurden zunächst als eine Möglichkeit für die Reedereien gesehen, ihre Kapazitäten während der Krise zu regulieren. Als die Nachfrage aber unerwartet wieder zunahm wurden sie aber für den unerwarteten Anstieg der Frachtraten und erhebliche Verzögerungen in der gesamten Lieferkette verantwortlich gemacht.
Simon Sundboell, CEO von eeSea, meint: »Es ist verständlich, dass Ladungseigner über die angespannte Situation bei den Seekapazitäten in diesen Tagen frustriert sind. Die Auswirkungen auf ihr Geschäft sind enorm. Aber es scheint der Eindruck zu bestehen, dass die Reedereien absichtlich Kapazitäten zurückhalten, um die Frachtraten in die Höhe zu treiben. Wir sehen das nicht. In der Tat ist die effektive Handelskapazität gestiegen.« Betrachte man den Trade Capacity Index von eeSea, der sich eng an den Blank Sailings Tracker anlehnt, so sei die Handelskapazität im Vergleich zu 2020 tatsächlich gestiegen.
Auf den drei wichtigsten Ost/West-Hauptrouten ist demnach die effektive Kapazität im Januar (unter Berücksichtigung der Abfahrtsstreichungen, aber auch der wöchentlichen Abweichungen bei der tatsächlichen Schiffskapazität auf den Diensten) um 7,6 % gegenüber 2020 gestiegen (bei fast dem gleichen Prozentsatz an Blank Sailings). Und für Februar und März sind die Kapazitäten um 34 % bzw. 17 % gestiegen
was nur zum Teil auf die geringere Anzahl von Stornierungen zurückzuführen ist.
Sundboell: »Wenn wir die Nachrichten lesen, sehen wir, dass die Reedereien jede verfügbare Chartertonnage aufkaufen. Es gibt keine ungenutzten Kapazitäten mehr, die Reedereien zögern die Verschrottung hinaus – und der Bau neuer Schiffe mit einem Zeithorizont von 3 bis 4 Jahren hat sogar langsam begonnen.«
Da Handelskapazitäten und Leerfahrten auch im Jahr 2021 ein wichtiges Thema sein werden, habe beschlossen, eine detaillierte Version des Trade Capacity Index und Blank Sailings Tracker live auf der eeSea-Website zur Verfügung zu stellen, mit Filtern, um Handelsrouten wie zum Beispiel Fernost – Europa, Transpazifik oder Trades von/nach der südamerikanischen Ostküste anzuzeigen, sagt Sundboell. Er werde wöchentlich aktualisiert und sei für jeden kostenlos.