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Mehr als 300 Reeder, Verlader, Shipmanager und internationale Organisationen verbünden sich, um eine Lösung für Besatzungswechsel während der Coronakrise zu schaffen.

Es geht um konkrete Maßnahmen, [ds_preview]die den Wechsel der Besatzung erleichtern und die globalen Lieferketten funktionsfähig halten sollen. Monatlich rund 100.000 Seeleute werden in normalen Zeiten weltweit ausgetauscht. Auf dem bisherigen Höhepunkt der Crewwechsel-Krise saßen dagegen geschätzt rund 400.000 Seeleute an Bord ihrer Schiffe fest und ebenso viele an Land.

Die maritime Initiative wurde vom Global Maritime Forum ins Leben gerufen und wird von Jeremy Nixon, CEO von Ocean Networks Express (ONE), und Graham Westgarth, Chef der V. Group, geleitet. Unter den Unterzeichnern der sogenannten »Neptun«-Deklaration findet sich das »Who is who« aus Schifffahrt und verladender Wirtschaft, unter anderem Maersk, MSC, Shell, Trafigura, Cargill und viele andere, sowie maßgebliche Organisationen wie ICS und ITF. Auch alle wichtigen deutschen Reedereien, angeführt von Hapag-Lloyd, sind beteiligt.

»Wir sind Zeugen einer humanitären Krise auf See. Während der Coronavirus-Pandemie haben Seeleute die Welt mit Lebensmitteln, Energie und anderen lebenswichtigen Gütern versorgt, ohne selbst zu wissen, wann sie nach Hause zu ihren Familien fahren können«, sagt Nixon. Die Besatzungen seien zu Geiseln geworden.

Folgende Forderungen werden seitens der Unterzeichner erhoben:

  • Anerkennung der Seeleute als Schlüssel-Arbeitskräfte
  • vorrangiger Zugang zu Impfprogrammen,
  • Einführung von Gesundheitsprotokollen
  • verstärkte Zusammenarbeit zwischen Eignern, Shipmanagern und Charterern, um Besatzungswechsel zu erleichtern
  • Schaffung zuverlässiger Flugverbindungen zwischen wichtigen maritimen Drehkreuzen

Die Schwierigkeiten beim Besatzungswechsel hätten zur größten humanitären und logistischen Krise geführt, mit der der maritime Sektor jemals konfrontiert war, sagt Hugo De Stoop, CEO des belgischen Tankergiganten Euronav. »Es ist unsere Verantwortung und Pflicht gegenüber den Seeleuten und ihren Familien, diese Tragödie global zu beenden.«

Am 1. Dezember 2020 hatte die UN-Generalversammlung eine Resolution verabschiedet, die alle Länder der Welt dazu auffordert, Seeleute als Schlüsselarbeitskräfte anzuerkennen und geeignete Protokolle zum Wechsel der Besatzungen national umzusetzen. Die ILO als UN-Behörde moniert allerdings bis heute, dass die Regierungen gegen internationales Recht verstoßen, indem Lösungen ausbleiben. Das Aufkommen neuer Virus-Mutationen und einhergehende weitere Einschränkungen hätten die Situation weiter verschärft. »Jetzt ist es an der Zeit, dass jeder CEO, jedes Vorstandsmitglied eines jeden Unternehmens, das von der globalen Schifffahrt abhängig ist, seinen Einfluss geltend macht, um von den Regierungen die Freigabe der Grenzen für Seeleute zu fordern«, sagte Stephen Cotton, Generalsekretär der Internationalen Transportarbeiter-Föderation ITF.