DANICA-repatriierte-Seeleute
Repatriierte Seeleute (Foto: Danica)
Print Friendly, PDF & Email

Crew-Wechsel werden mit dem Auftreten mehrerer neuer und besser übertragbarer Varianten von Covid-19 wieder schwieriger, da in vielen Ländern Reisebeschränkungen verschärft werden.

[ds_preview]Da Reisekorridore gesperrt und neue Reisebeschränkungen auferlegt wurden, streichen die Fluggesellschaften erneut Flüge oder reduzieren sie, was ein Problem für die Besatzung beim Umsteigen auf Schiffe darstellt. Auch die Häfen, sofern sie wieder geöffnet sind, verhängen striktere Beschränkungen.

Henrik Jensen, Managing Director von Danica Crewing Services, warnt: »Ich glaube, dass wir auf eine neue Crew-Wechsel-Krise zusteuern, die genauso schlimm ist wie im letzten Frühjahr. In den vergangenen sechs Monaten waren Crewwechsel in vielen Fällen möglich, wenn auch kostspielig und komplex. Jetzt sehen wir jedoch eine Reihe neuer Beschränkungen und Hindernisse für Crew-Reisen, während wir auch mit einigen ernsthaften Problemen in Bezug auf die gesundheitlichen Risikofaktoren der Crew konfrontiert werden. Ich kann mir vorstellen, dass sich dies in den nächsten Monaten stark auf den Wechsel von Besatzungen auswirken wird.«

Der Crewing-Spezialist beobachtet, dass Regierungen auf der ganzen Welt als Reaktion auf die rasante Zunahme von Infektionen neue oder zusätzliche Maßnahmen verhängen, einschließlich Reisebeschränkungen, wie zuletzt auf den Philippinen. »Obwohl diese Maßnahmen unter den gegebenen Umständen verständlich sind, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und dem Schutz der Bevölkerung dienen sollen, verursachen sie auch betriebliche und logistische Probleme bei Crewwechseln«, so Jensen.

Gefahr an Bord wächst mit

»Leider müssen wir feststellen, dass, wenn in einem Land jede Minute ein Bürger an Covid-19 stirbt, eine Handvoll Seeleute ausländischer Nationalität, die auf einem Schiff zurückgelassen werden, keine hohe Priorität hat.«

»Zum Beispiel ist die Forderung nach Covid-19-Tests zu einem bestimmten Zeitpunkt vor der Reise nicht immer leicht einzuhalten, je nachdem, von wo aus der Crewwechsel durchgeführt wird. Es kann sein, dass die Tests nicht kurzfristig verfügbar sind und dass es keine Unterkunft gibt, in der die Besatzungsmitglieder isoliert werden können, während sie auf die Ergebnisse warten«, so Jensen.

Er weist darauf hin, dass die schneller übertragbaren neuen Coronavirus-Varianten auch eine größere Gefahr für Seeleute und Schiffe darstellen. Das sei besonders bei Flugreisen bedenklich, bei denen die Besatzung viele Stunden in einem geschlossenen Raum mit einer großen Anzahl anderer Menschen verbringen müsse. Aufgrund der vielen Flugausfälle gibt es viele Flugzeuge, die für private Flüge n gemietet werden können, aber diese Option ist wirklich nur dann wirtschaftlich, wenn es eine große Anzahl von Besatzungsmitgliedern gibt, was normalerweise nicht der Fall ist.

»Ein oder mehrere mit Covid-19 infizierte Patienten auf einem Schiff ist eine sehr ernste Situation, da an Bord keine ausreichende medizinische Versorgung zur Verfügung steht, um einen schweren Fall zu behandeln. Es ist sehr schwierig, dieses Risiko zu mindern, und in einigen Fällen müssen wir die Pläne für Crew-Änderungen aufgeben, wenn sie einen langen Transit oder ein Hochrisikogebiet beinhalten«, sagt der Danica-Chef.

»Nicht realistisch, dass alle Parteien zusammenkommen«

Eine stärkere Umsetzung der IMO-Protokolle für Besatzungswechsel anstelle der nationalen Vorschriften könnte die Situation verbessern, meint Jensen, der aber nicht optimistisch ist, dass dies derzeit eine Lösung ist. Er kommentierte: »Ich schätze und unterstütze zwar die internationale Zusammenarbeit und die Bemühungen, die in die Erstellung dieses ausgezeichneten Protokolls geflossen sind, aber leider denke ich, dass es ein ferner Traum sein könnte, da wir Regeln der lokalen Regierungen, Regeln in den Transitflughäfen/-ländern und individuelle Regeln der Fluggesellschaften haben, und ich denke nicht, dass es realistisch ist, zu erwarten, dass all diese Parteien zusammenkommen.«

»Wir haben gesehen, dass, wenn das Gesundheitswesen eines Landes mit der Bewältigung von infizierten Patienten ausgelastet ist, dann werden schnell weitreichende und strenge Beschränkungen auferlegt. Leider müssen wir feststellen, dass, wenn in einem Land jede Minute ein Bürger an Covid-19 stirbt, eine Handvoll Seeleute ausländischer Nationalität, die auf einem Schiff zurückgelassen werden, keine hohe Priorität für sie hat.«

»Uns stehen ein paar harte Monate bevor«, prophezeit Jensen. »Es scheint wahrscheinlich, dass es erst besser wird, wenn die Impfprogramme rund um den Globus zu wirken beginnen.«