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Seit 2019 ist die Fosen Yard Emden auf dem Gelände der ehemaligen Nordseewerke

aktiv und verbindet traditionellen Stahl- und Schiffbau mit innovativen Produkten.

Geschäftsführer Carsten Stellamanns blickt optimistisch in die Zukunft

Herr Stellamanns, wir haben zuletzt im Sommer vergangenen Jahres über den Bau der Lachsfarmen berichtet. Wie ist denn der[ds_preview] aktuelle Stand?

Stellamanns: Der Bau der Lachsfarmen geht gut voran. Wir bauen zwei der Prototypen für den Offshore-Einsatz, im Wesentlichen hier in Emden. Gefertigt werden zunächst vier Halbringe. Wir stehen kurz vor der Fertigstellung der Stahlstruktur des ersten Halbringes, dieser wird im Frühjahr zur Endmontage nach Norwegen transportiert werden.

Man muss sich die Dimensionen der Bauten vor Augen führen, mit einem Durchmesser von 80 m und einer Höhe von ca. 25 m sind die Farmen viel größer, als man es erwartet und von den bekannten Anlagen in den Fjorden gewohnt ist. Eine Anlage wird am Ende ca. 600.000 Lachse fassen, das ist schon imposant.

Mit dem Lachsfarmprojekt haben Sie den Betrieb auf dem Werftgelände in Emden aufgenommen. Wie sehen Sie den Neustart heute?

Stellamanns: Es war und ist immer noch eine spannende Zeit. Wir haben im April 2019 mit der vorhandenen Mannschaft sofort den Bau der Prototypen gestartet. Das war natürlich in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung. Unsere Schwesterwerft in Norwegen hat uns vor allem in der Anfangszeit personell unterstützt. Inzwischen haben wir uns breiter aufstellen können, auch durch neue Mitarbeiter, die vorher an anderer Stelle in der Branche tätig waren. Dies freut mich besonders, weil wir nun als zuverlässiger und guter Arbeitgeber wahrgenommen werden. Seit dem Start haben wir unsere eigene Belegschaft um etwa dreißig Mitarbeiter vergrößert. Mit allen Partnerunternehmen arbeiten derzeit knapp 500 Menschen auf der Fosen Yard in Emden.

Die Anlagen der Werft sind alle wieder im Einsatz?

Stellamanns: Wir haben tatsächlich die Anlagen vollständig wieder in Betrieb nehmen können. Dabei haben wir erheblich investiert, auch in die Brennmaschinen. Heute können wir auf drei Brennmaschinen verschiedene Stähle von bis zu 70 mm Dicke verarbeiten und ca. 200 t pro Woche zuschneiden. Die Brennlayouts werden in Emden von unseren eigenen Mitarbeitern erstellt. Unsere automatische Paneelfertigung erlaubt maximale Maße von 18 m x 15 m. Die Vorfertigung findet größtenteils überdacht statt, so dass wir von Wind und Wetter nicht beeinträchtigt werden. Auch hier haben wir zum Beispiel in die Beleuchtung der Hallen investiert. So sind wir gerüstet, auch umfangreiche Aufträge und komplexe Anlagen effizient und qualitativ hochwertig abzuarbeiten.

Wie sehen Sie den Markt für Neubauten aktuell?

Stellamanns: Es ist natürlich so, dass viele Kunden und potenzielle Kunden von der Corona-Pandemie massiv betroffen sind. Investitionen werden zurückgestellt oder im schlimmsten Fall vollständig gestrichen. Vor einem Jahr waren Neubauslots für 2021/2022 bei uns fast ausnahmslos vergeben, jetzt mussten auch wir umdisponieren. Dennoch sind wir zuversichtlich, mit unserer Mannschaft und unserem Qualitätsstandard am Markt bestehen zu können und Anschlussbeschäftigung zu finden. Wir werden uns weiter gegen den Branchentrend stemmen, so wie es uns bislang auch gelungen ist.

Haben Sie die Produktion unterbrechen müssen aufgrund der Pandemie?

Stellamanns: Glücklicherweise waren wir bislang kaum betroffen und haben durchgehend produzieren können. Bereits seit März 2020 haben wir umfangreiche Maßnahmen getroffen und beibehalten, um das Infektionsrisiko für unsere Mitarbeiter möglichst klein zu halten. Dazu gehören zum Beispiel ein Schichtsystem, auch in der Verwaltung, und Corona-Tests in der Belegschaft und für die Subunternehmer. Dies alles haben auch unsere Kunden positiv wahrgenommen, zumal ja viele Werften, national wie international, mit Schließungen reagieren mussten.

Was macht für Sie persönlich den Reiz der Aufgabe aus?

Stellamanns: Mich hat die Werft in Emden schon seit meiner Kindheit begleitet, auch wenn ich vielleicht nicht erwartet habe, hier einmal tätig zu sein. Umso mehr freut es mich, gemeinsam mit allen Mitarbeitern am Erfolg und Erhalt des Werftstandortes Emden beteiligt zu sein.

Was ist in Ihren Augen die Kernkompetenz der Fosen Yard Emden?

Stellamanns: Wir sind in der Lage, unseren Kunden eine qualitativ hochwertige und effiziente Fertigung zu bieten. Wir haben eine hoch motivierte Belegschaft, die sich aus erfahrenen und jungen Mitarbeitern zusammensetzt, allesamt echte Fachleute. Gemeinsam mit unseren Partnern in der Fosen Yard Gruppe können wir dem Kunden die gesamte Wertschöpfungskette aus einer Hand bieten, an unseren Standorten in Emden und auch in Norwegen.

Wie funktioniert die Arbeitsteilung?

Stellamanns: Fosen Yard in Rissa hat große Erfahrung in Refurbishments von RoPax-Fähren und Passagierschiffen. Die Fosen Design & Solutions, unser Ingenieurbüro in Norwegen, ist in Bezug auf alternative Antriebslösungen hoch angesehen. Gemeinsam mit dem Standort in Emden ist die Fosen-Gruppe in der Lage, hochkomplexe Schiffbauprojekte zu verwirklichen.

Auch die Fertigung von Rümpfen oder Sektionen sind ein sehr interessanter Markt für uns. Schon jetzt stellen wir fest, dass für Endkunden, aber auch für andere Werften, die Stabilität des Schiffbaupartners eine immer größere Rolle spielt. Viele internationale Standorte haben derzeit Probleme, ausschließlich über den Preis zu bestehen, wenn die politischen Rahmenbedingungen als unsicher wahrgenommen werden. Gleiches gilt derzeit auch in Bezug auf die Pandemie. Hier können wir punkten.

Haben Sie neben den Lachsfarmen weitere Projekte im Bau?

Stellamanns: Bei Lachsfarmen gehen wir von einem Wachstumsmarkt in den nächsten Jahren aus. Hier wird die Erfahrung der Fosen Gruppe, nun auch in Emden, bei künftigen Projekten eine große Rolle spielen. Aber wir können weitaus mehr.

Kurz vor Weihnachten haben wir unseren ersten Neubau abgeliefert, einen Kasko für eine ostfriesische Werft. Diese wird das Schiff, ein Insel-Versorgungsschiff für das Wattenmeer, finalisieren. Das Projekt konnten wir trotz der Pandemie fristgerecht fertigstellen. Für die Belegschaft war dieser erste Neubau natürlich etwas Besonderes, und so sollte es ja auch sein.

Die Aufträge akquiriert also nicht nur die Zentrale in Norwegen?

Stellamanns: Nein, das war in diesem Fall ein lokales Projekt. Natürlich arbeiten wir mit unserer Schwesterwerft eng zusammen. Es gibt Projekte, bei denen beide Standorte an der Auftragserfüllung beteiligt sind. Diese bieten wir natürlich auch gemeinsam an.

Aber es ist ein klar formuliertes Ziel des Eigentümers, den Standort Emden so aufzustellen, dass wir allein im Wettbewerb agieren können, auch Aufträge selbst gewinnen zu können. Darauf richten wir die Organisation aus. Schlank und schlagkräftig wollen wir sein, und da sind wir auf gutem Wege. Jeder potenzielle Auftraggeber kann sich also gern an uns direkt in Emden wenden (lacht).