Mit einem neuen Index wollen die großen Shipmanager den Blick auf die Probleme für Besatzungen in der Corona-Pandemie schärfen.

[ds_preview]Daten von Top-10-Shipmanagern über ihre Seeleute bilden die Grundlage für einen Indikator, der aktuelle Informationen über die Auswirkungen der Crew-Change-Krise liefert und die Beobachtung von Entwicklungen im Zeitverlauf ermöglichen soll: der heute vorgestellte »Neptune Declaration Crew Change Indicator«.

Die Beteiligten

Der Neptune Declaration Crew Change Indicator baut auf aggregierten Daten von 10 führenden Schiffsmanagern auf: Anglo-Eastern, Bernhard Schulte, Columbia Shipmanagement, Fleet Management (FLEET), OSM, Synergy Marine, Thome, V.Group, Wallem und Wilhelmsen Ship Management, die zusammen derzeit rund 90.000 Seeleute an Bord haben. Watson Farley & Williams LLP hat das Projekt rechtlich beraten.

Die Initiative folgt auf die jüngsten Entwicklungen vor allem in Asien, wo ein Besatzungswechsel angesichts der dramatischen Corona-Entwicklung in Indien wieder erschwert wird.

Auch im zweiten Jahr der Coronavirus-Pandemie ist die Crew-Change-Krise ungelöst. »Derzeit gibt es nur wenige Daten, die Aufschluss über die Anzahl der Seeleute geben, die von der Crew-Change-Krise betroffen sind. Der neue Neptune Declaration Crew Change Indicator soll Aufschluss über die Situation geben«, heißt seitens des Global Maritime Forum, dass zu den Initiatoren gehört.

Der Index-Wert zeigt, dass Mitte April 5,8 % der Seeleute über den Ablauf ihres Arbeitsvertrags hinaus an Bord von Schiffen waren. 0,4 % der Seeleute waren seit mehr als 11 Monaten an Bord.

»Die Bereitschaft von Schiffsmanagern, zum Neptune Declaration Crew Change Indicator beizutragen, ist ein großartiges Beispiel für den Wunsch der maritimen Industrie, zusammenzuarbeiten, um die Krise des Besatzungswechsels anzugehen und Seeleuten zu helfen«, sagte Kasper Søgaard, Leiter der Forschungsabteilung des Global Maritime Forum.

Der Neptune Declaration Crew Change Indicator wird einmal im Monat veröffentlicht. Aus den Daten wird ein gewichteter Durchschnitt des Prozentsatzes der Seeleute errechnet, die über den Ablauf ihres Arbeitsvertrags hinaus an Bord von Schiffen sind, sowie ein gewichteter Durchschnitt des Prozentsatzes der Seeleute, die seit mehr als 11 Monaten an Bord von Schiffen sind.

»Während die Prozentsätze des ersten Indikators niedrig erscheinen, sollte dies nicht als Hinweis darauf interpretiert werden, dass die Krise des Besatzungswechsels vorbei ist. Im Gegenteil, wir sehen besorgniserregende Anzeichen mit der schnellen Ausbreitung neuer Varianten von Covid-19, in Indien und anderen Ländern, was für unsere Branche ein großer Grund zur Sorge sein sollte«, sagte Rajesh Unni, CEO der Synergy Group.

Der Neptune Declaration Crew Change Indicator folgt auf die Einführung der Neptune Declaration on Seafarer Wellbeing and Crew Change im Januar 2021. Die Erklärung wurde inzwischen von mehr als 800 Unternehmen und Organisationen unterzeichnet. Sie definiert vier Hauptmaßnahmen, um den Wechsel der Besatzung zu erleichtern und die globalen Lieferketten funktionsfähig zu halten:

  • Seeleute als wichtige Arbeitskräfte anerkennen und ihnen vorrangigen Zugang zu Covid-19-Impfstoffen gewähren
  • Goldstandard-Gesundheitsprotokolle auf der Grundlage bestehender Best Practices einführen und umsetzen
  • die Zusammenarbeit zwischen Schiffsbetreibern und Charterern verstärken, um den Wechsel der Besatzung zu erleichtern
  • Flugverbindungen zwischen wichtigen maritimen Drehkreuzen für Seeleute sicherstellen.

Bjorn Hojgaard, Chief Executive Officer, Anglo-Eastern Univan Group, betonte: »2021 wird es noch schlimmer werden als im letzten Jahr, da der jüngste Anstieg der COVID-Fälle in vielen Ländern einen Besatzungswechsel oftmals unmöglich macht, da die Häfen für Seeleute dieser Nationalität geschlossen werden. Die derzeitige sehr niedrige Zahl, die von führenden Schiffsmanagement-Unternehmen gemeldet wird, ist nicht repräsentativ für die tatsächliche Situation vor Ort und die sich verschlechternde Entwicklung in den nächsten Monaten. Was unsere Branche braucht, sind vorrangige Impfungen für Seeleute und Häfen/Länder, die es geimpften Seeleuten ermöglichen, ungehindert auf der Welthandelsflotte zu rotieren.«