Aus Mangel an größerer Tonnage stehen am Chartermarkt kleinere Schiffe verstärkt im Fokus. Auch die Frachtraten erreichen neue Spitzenwerte.
Der New ConTex [ds_preview]setzt seinen Höhenflug immer weit fort. Auch zur Mitte des zweiten Quartals gibt es keine Anzeichen für eine Marktberuhigung, schreibt der Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) in seiner Wochenanalyse. Der Index für Containerschiffe von 1.100 TEU–6.500 TEU hat inzwischen 1.350 Punkte erreicht.
Das ist nicht nur ein neuer Allzeit-Rekord, sondern entspricht fast einer Vervierfachung (+290%) gegenüber dem Stand vor Jahresfrist (346 Punkte) und von knapp 200 Punkten allein innerhalb der vergangenen vier Wochen. Bereits im Januar 2021 hatte der New ConTex die bis dato geltende Bestmarke aus dem April 2011 (718 Punkte) geknackt, seither kamen mehr als 500 Punkte dazu.
Am Containermarkt herrscht Maklern zufolge weiter eine rege Nachfrage nach Schiffen jeder Größe. Der Großteil der Aktivitäten findet inzwischen unterhalb von 3.000 TEU statt, da in den größeren Segmenten nach wie vor so gut wie keine Tonnage verfügbar ist.
Einen der raren Abschlüsse im Post-Panamax-Sektor wurde für die französische Reederei CMA CGM gemeldet. Die »CMA CGM Berlioz« (Baujahr 2001, 6.627 TEU) wurde in Asien für 38.000 $/Tag geschlossen. Die fast schon »bescheiden« klingende Rate erklärt sich aus der überlangen Laufzeit von bis zu 48-52 Monaten.
Und es wird nicht nur lange, sondern auch weiter überaus gut gezahlt: Der Baby-Panamax »Bach« (Baujahr 2009, 3.534 TEU) von Borealis wurde von ZIM für 3 Jahre zu 31.250 $/Tag im Mittelmeer geschlossen. Ein vergleichbares Schiff soll sogar 45.000 $/Tag erzielt haben.
Im Segment zwischen 2.000 TEU und 3.000 TEU bleibt die Nachfrage ebenfalls hoch. Hapag-Lloyd sicherte sich die »Maersk Nienburg« (Baujahr 2010, 2.556 TEU) für drei Jahre zu 24.500 $/Tag im Atlantik. Im Mittelmeer zahlt Turkon dem Vernehmen nach für ein ähnliches Schiff sogar knapp 27.000 $/Tag für 2 Jahre, ebenso wie Oman Shipping für das MPC-Schiff »AS Clarita« (Baujahr 2006, 2.789 TEU) in Fernost.
Unterhalb der 2.000 TEU zeigen die jüngsten Transaktionen, dass Laufzeiten von mindestens 24 Monaten auch für die 1.700er-Typen in allen Regionen zur Regel werden. Beim VHBS wird bereits überlegt, eine neue Rubrik für Chartern mit 36 Monaten einzuführen. Derzeit werden die Abschlüsse für 6, 12 und 24 Monate ausgewiesen.
Die »Rijnborg« (Baujahr 2007, 1.712 TEU) von Wagenborg erzielt bei kurzen 3-4 Monaten im Fahrtgebiet Europa bei Cosco 21.000 $/Tag, während die »Contship Pro« (Baujahr 2003, 1.102 TEU) über 24-26 Monate in der Karibik bei CMA CGM auf 15.500 $/Tag kommt. Einen ähnlichen Abschluss erzielte die »Heinrich Schepers« (Baujahr 2012, 1.036 TEU) bei Unifeeder für 12.500 $/Tag. Den gleichen Betrag, allerdings in Euro, gibt es für die »Conmar Avenue« (Baujahr 2012, 1.036 TEU) von Conmar Shipping aus Jork von CMA CGM über 19-21 Monate im Fahrtgebiet Europa. Unter den kleinen Feedern erzielt die »Adilia I« von Jens & Waller 2 Jahre lang 9.500 $/Tag.
Repräsentative Abschlüsse
Auch am Frachtenmarkt hält die nun schon seit Monaten währende Rekordjagd an. Der WCI von Drewry stieg in der vergangenen Woche um 4,7% bzw. 255 $ auf 5.143 $/FEU. Das sind 3.287 $/FEU mehr als der Fünfjahresdurchschnitt (1.856 $/FEU). Auf der Strecke Schanghai-Rotterdam sind 8.976 $/FEU (+605 $) fällig. Nach New York sind es 7.085 $/FEU (+78 $).
Der FBX von Freightos notiert bei 4.931 $/FEU und damit +6% höher als in der Woche zuvor. Die Raten für den Transport zwischen Asien und Nordeuropa kletterten auf 8.331 $/FEU und damit auf das Sechsfache gegenüber Mai 2020.
Nachdem es im Ratenniveau nach dem starken Jahresauftakt zunächst eine kleine Delle gegeben hatte, sorgten die Engpässe nach der Blockade des Suezkanals erneut für neue Spitzenwerte. Der für die Container-Linienfahrt maßgebliche Leitindex SCFI hatte vor drei Wochen erstmals die Schallmauer von 3.000 $ durchbrochen und konnte in der Vorwoche nochmals um 248 $ auf jetzt 3.343 $/TEU zulegen.