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Europas größter Seehafen Rotterdam will mit einem neuen Pipeline-Korridor seine Stellung für die Industrie in Nordrhein-Westfalen stärken. Eine neue Studie hat jetzt das Potenzial des Projekts bestätigt.

[ds_preview]Nicht nur, aber auch die großen Wasserstoffpläne der deutschen Politik dürften in Zukunft für einen steigenden Bedarf an Importen sorgen, sagen die meisten Beobachter. Deutsche Häfen wie beispielsweise Wilhelmshaven positionieren sich bereits als potentielle Hubs. Eine Konkurrenz für Ladungen, die nach Westdeutschland bestimmt sind, sind seit langem auch Antwerpen und Rotterdam. Und Europas größter Hafen will nun Ernst machen.

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Allard Castelein (Foto: Port of Rotterdam)

Der Bau von vier neuen Pipelines zwischen Rotterdam, Chemelot und Nordrhein-Westfalen für den Transport von C4-LPG, Propylen, Wasserstoff und CO2 würde mehrere Vorteile mit sich bringen. Das ist zumindest das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, die vom Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, dem Hafenbetrieb Rotterdam selbst und dem Chemiepark Chemelot in Auftrag gegeben worden war und die jetzt vorgestellt wurde. Die Initiatoren haben sich darauf geeinigt, die Pläne unter dem Titel »Delta Corridor« zügig voranzutreiben.

Neben den Vorteilen für die niederländische Region wird auch die Möglichkeit, Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten, genannt. Pipelines für C4-LPG und Propylen würden den Übergang ebenfalls unterstützen: C4-LPG ist ein nachhaltigerer alternativer Rohstoff zu Naphtha, das derzeit weit verbreitet ist, und Propylen kann schließlich durch Bio-Propylen ersetzt werden. Aus maritimer Perspektive der entscheidende Punkt: der Bau der Pipelines wird als »der Schlüssel für die Entwicklung des Rotterdamer Hafens zu einem nachhaltigen Energiehafen« bewertet.

Der erste Hafen, der durch Pipelines für Wasserstoff und CO2 mit der Binnenindustrie verbunden ist, wird einen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten in Nordwesteuropa haben.

Allard Castelein, CEO Hafen Rotterdam

Ministerin Cora van Nieuwenhuizen sagte: »Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sind positiv und so können die Pläne detaillierter ausgearbeitet werden. Wir werden dies in Zusammenarbeit mit den Provinzen, dem Hafen von Rotterdam, dem Chemiekomplex Chemelot sowie mit Deutschland und Belgien tun. Der Plan wird dazu beitragen, ein sicheres Transportmittel zu schaffen. Da es unterirdisch verlaufen wird, wird auch die Zugänglichkeit davon profitieren.«

Kosten über 1 Mrd. €

Hafenchef Allard Castelein betonte: »Das Projekt wird entscheidend dazu beitragen, dass die Industrie in Chemelot und Nordrhein-Westfalen nachhaltiger wird und der Rotterdamer Hafen damit weiterhin eine Schlüsselrolle im Energiesystem der Zukunft spielt. Der erste Hafen, der durch Pipelines für Wasserstoff und CO2 mit der Binnenindustrie verbunden ist, wird einen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten in Nordwesteuropa haben.«

Floor Vermeulen, Delegierte für die Provinz Südholland ergänzte, die Studie stärke die Argumente für die Verlegung neuer Pipelines nach Deutschland, »was uns helfen wird, Südhollands Position als Tor zu Europa für den Transport neuer Energieträger wie Wasserstoff zu stärken.«

Der gleichzeitige Bau der vier Pipelines zwischen Rotterdam und Chemelot soll über 1 Mrd. € kosten. Die Studie zeigt, dass die Route Rotterdam-Moerdijk-Tilburg-Venlo-Chemelot die günstigste für den »Delta-Korridor« wäre. Allein für den niederländischen Abschnitt wäre ein Pipelinebündel wirtschaftlich nicht realisierbar. Durch die Verlängerung der Pipelines nach Nordrhein-Westfalen und Antwerpen könnten diese deutlich besser ausgelastet werden. Dies sei im Hinblick auf die Kostendeckung von entscheidender Bedeutung.