In der Eckernförder Bucht musste ein Traditionsschiff aus höchster Seenot gerettet werden. Die Ursache für die Havarie war zunächst unklar.[ds_preview]
Der Traditionssegler »Carmelan« war am Freitag plötzlich leckgeschlagen. Mit Bordmitteln konnte der starke Wassereinbruch nicht gestoppt werden. Dies gelang erst den Seenotrettern aus Laboe und Olpenitz in Zusammenarbeit mit dem Bundespolizeischiff »Bayreuth«, wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger berichtet. Mit den Seenotrettungskreuzern »Berlin« und »Fritz Knack« brachten die Seenotretter den Havaristen sicher nach Kiel.
Die Havarie fällt in eine Zeit, in der über die Sicherheit von Traditionsschiffen debattiert wird. Erst vor wenigen Tagen hatte die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) ihren Abschlussbericht zur Kollision der »No. 5 Elbe« mit dem Containerschiff »Astrosprinter« veröffentlicht. Darin wird unter anderem eine deutlich verbesserte Sicherheit gefordert – »sonst darf ein Traditionsschiff nicht fahren«. Sie habe Vorrang vor Denkmalschutz und Tourismus.
Im Fall der »Carmelan« hatte sich der Kapitän des Arbeitsschiffes »Nok 1« über den international einheitlichen UKW-Sprechfunk-Not- und Anrufkanal 16 bei der Seenotleitung Bremen der DGzRS gemeldet, er hatte den Traditionssegler »Carmelan« im Schlepp. Ein Besatzungsmitglied war auf die ungefähr 19 m lange Gaffelketsch übergestiegen, weil diese mit dem Bug plötzlich tiefer ins Wasser eintauchte. Der Mann hatte daraufhin starken Wassereinbruch gemeldet – die »Carmelan« drohte zu sinken. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Schleppverband etwa 4 sm nordwestlich von Kiel Leuchtturm in Höhe der Tonne Stollergrund Nord. Umgehend alarmierten die Wachleiter die Seenotretter der Station Laboe.
»Als wir beim Havaristen ankamen, war das Schiff bereits zu zwei Dritteln vollgelaufen. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und es wäre gesunken«, berichtet Seenotretter Henry Hildebrandt. Wenige Minuten vor der »Berlin« war bereits das Bundespolizeischiff »Bayreuth« der Bundespolizeiinspektion See Neustadt in Holstein beim Traditionssegler eingetroffen. Die Besatzung war bei der »Carmelan« längsseits gegangenen und hatte sofort ihre Lenzpumpe eingesetzt. Mit insgesamt fünf Lenzpumpen gelang es den Einsatzkräften, den Wassereinbruch unter Kontrolle zu bringen. Anschließend schleppten die Seenotretter bei ruhiger See und östlichem Wind der Stärke 4 die »Carmelan« mit der »Berlin« sicher zu einer Werft nach Kiel-Friedrichsort. Das übergestiegene Besatzungsmitglied des Arbeitsschiffes »Nok 1« war auf dem Havaristen verblieben und wurde beim Einsatz der Pumpen von einem Seenotretter unterstützt.
BSU-Chef Ulf Kaspera hatte jüngst im HANSA-Podcast auch Einblicke in die Ansichten der Behörde zum Umgang mit Traditionsschiffen gegeben. Hören Sie hier, was der Experte zu sagen hat.