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Trotz der »Ausbaukrise« für deutsche Offshore-Windparks leidet die Branche an einem Fachkräftemangel.[ds_preview]

Die Bundesregierung gehe bei der Beschäftigung in der Windindustrie auf See als Teil der maritimen Industrie von veralteten Zahlen aus, heißt es in einem heute veröffentlichten Statement vom Branchenverband WAB. Der aktuell immer noch wirksame Ausbaustopp bei der Windenergie auf See und die jüngste Ausbaukrise bei der Windenergie an Land und auf See hätten in der Zulieferindustrie in Deutschland tiefe Spuren hinterlassen: »Trotz der Korrektur des geplanten Ausbaus auf den von der Branche geforderten langfristigen Ausbaupfad von 40 Gigawatt bis 2040 stellen die Verluste bereits heute eine neue Hürde für die Energiewende dar.«

Arkona Construction c WAB
© WAB

Industrieunternehmen der Windbranche beklagen den Angaben zufolge bereits einen Fachkräftemangel, der die Wertschöpfung der einst vollständigen Offshore-Wind-Wertschöpfungskette in Deutschland beeinträchtigt.

»Der Aufbau von Offshore Wind Fachkräften als Teil einer heimischen kompetenten Zulieferindustrie benötigte über viele Jahre Investitionen, Know-how sowie ein großes Engagement von Wissenschaft und Wirtschaft«, sagte WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler, und weiter: »Um Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland zu erhalten und nachhaltig zu stärken, sollte die Politik kurzfristig verfügbare Potenziale nutzen, um den Trend mit Bauaktivitäten und einer passgenauen Export- und Forschungsprojekt-Offensive umzukehren und positiv zu verstetigen.«

Außerdem müssten dazu vorhandene und neue Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen geschaffen werden. Dafür sei kurzfristig ein kontinuierlicherer und erhöhter Ausbaupfad in Deutschland notwendig, der die Stärken der bundesweit aufgestellten Offshore Windindustrie auch für »grünen« Wasserstoff nutzt und die Beschäftigung absichert.

Die vom Bundeswirtschaftsministerium aktuell veröffentlichte Zahl von 24.400 Vollzeit-Beschäftigten im Bereich Offshore-Wind entspricht laut WAB dem Stand von 2018. »Hier ist es wichtig, eine Analyse mit aktuellen und realistischen Zahlen durchzuführen. Nach einem Höchststand von 28.500 Beschäftigten im Jahr 2016 war bereits die für Ende 2018 ermittelten Zahl von 24.400 Beschäftigten ein von der sich abzeichnenden Ausbaukrise beeinflusster Wert, der seither durch Insolvenzen und Marktabwanderungen noch weiter gesunken ist.«

Diese Entwicklung arbeitet das Marktforschungsinstitut wind:research derzeit in einer Erhebung für das Bundesland Nordrhein-Westfalen auf. Ein weiteres Alarmsignal seien die seit Jahren ausbleibenden Neugründungen in der Windenergie, etwa in Baden-Württemberg, wie eine Analyse aus dem vergangenen Jahr gezeigt hat.

Um aktuelle Zahlen und damit den tatsächlichen Stand der Wertschöpfung zu kennen, wird die Studie, aus der die aktuell vom Bundeswirtschaftsministerium genannten Zahlen stammen, derzeit aktualisiert, auch im Auftrag der WAB. Dirk Briese, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts wind:research, das die erste Auflage dieser Studie bereits im Jahr 2011 für die WAB und PWC erstellt hatte, sagte heute: »Aktuelle Ergebnisse für das Jahr 2021 zeigen, dass die Anzahl an Vollzeitäquivalenten eher abgenommen hat und wichtige Marktteilnehmer nicht mehr im Offshore Wind Markt tätig sind, durch Aufgabe, Fusion oder auch Umorientierung auf andere Bereiche.«