Die Fixing-Aktivitäten am bislang so regen Container-Chartermarkt haben sich weiter verlangsamt. Eigner warten in der Regel sehr gelassen auf lukrative Angebote.
[ds_preview]Bei der »Hansa Salzburg« war das ganz offensichtlich der Fall. Der 1.700-TEU-Feeder aus der Flotte von Leonhardt & Blumberg hat den mit Abstand höchsten Abschluss erzielt, den es in diesem Segment je gegeben hat. 100.000 $/Tag wurden bislang und nur im Ausnahmefall für deutlich größere Schiffe aufgerufen wie zuletzt für den Widebeam-Panamax »CSL Santa Maria« (5.042 TEU) mit 160.000 $/Tag über 3 Monate.
Jetzt greift BAL für den zehn Jahre alten Wenchong-Typen tief in die Kasse, wenn auch für eine sehr kurzfristige Beschäftigung in Fernost. Bei 30 Tagen Laufzeit kommen immerhin 3 Mio. $ an Einnahmen bei einem Marktwert von derzeit 21,5 Mio. $ zusammen. Und das Risiko, dass im August eine weitere lukrative Beschäftigung ausbleiben könnte, gilt angesichts des unverändert starken Containermarktes mehr als unwahrscheinlich.
Für andere Schiffe dieser Größe werden aktuell Abschlüsse nahe 30.000 $ vermeldet. Die »Piraeus Trader« (Baujahr 2006, 1.732 TEU) geht es für drei Jahre bei Tageseinnahmen von 27.000 $ zu Hapag-Lloyd ins Mittelmeer. Leonhardt & Blumberg hat drei weitere Schwesterschiffe neu verchartert – die »Hansa Duburg« (Baujahr 2012, 1.740 TEU) für 29.500 $/Tag bzw. die »Hansa Fresenburg« (Baujahr für 28.500 $/Tag über die kommenden 3 Jahre bei TS Lines in Asien. Außerdem nimmt Hapag-Lloyd die »Hansa Osterburg« (Baujahr 2007) für 30-34 Monate im US Golg/Karibik zu 27.000 $/Tag.
Generell ist das Feeder-Segment derzeit noch der aktivste Bereich im Containermarkt. Fixtures für größere Schiffe ab der Sub-Panamax-Größe aufwärts sind äußerst rar geworden, auch wenn Makler durchaus von intensiven Verhandlungen zwischen den Linien und Trampreedern berichten – aber eben ohne konkrete Abschlüsse. Eine Ausnahme ist die »ALS Flora« der Hamburger Reederei Atlantic Lloyd (Baujahr 2009, 4.275 TEU), die für 5 Jahre zu 39.000 $/Tag zu CMA CGM geht.
Die gegenüber den Wenchong-Typen etwas kleinere »Atlantic Merchant« (Baujahr 2008, 1.118 TEU) hat bei CMA CGM im Mittelmeer eine Anschlussbeschäftigung für 12-14 Monate zu ordentlichen 34.500 $/Tag gefunden. Nur knapp darunter bleibt bei gleicher Laufzeit die »Atlantic Monaco« (2008, 1.022 TEU) mit 32.500 $/Tag, ebenfalls bei CMA CGM im Mittelmeer.
Sehr viel mehr ist in der vergangenen Woche nicht passiert. Auf den Höhenflug der Raten hat das zunächst keinen Einfluss. Sie steigen, etwas abgebremst, weiter an. Der New ConTex vom Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) ist inzwischen bei 2.348 Punkten angelangt, ein Plus von +7,3%. Als treibende Kraft werden Verlader und Spediteure ausgemacht, die mit Macht in den Markt drängen und versuchen, sich eigene Tonnage zu sichern.
Repräsentative Abschlüsse
Der allgemeine Preisanstieg zeigt sich auch bei den Frachtraten, was die Wettbewerbshüter in den USA auf den Plan gerufen hat. Der WCI von Drewry legte im Wochenverlauf um 103 $ (+1%) auf 8.986 $/FEU zu, das sind 349% über Vorjahr. Zuletzt verteuerten sich vor allem die Transporte zwischen US-Ostküste und Europa (+6%, 1.258 $/FEU), während es auf den Routen zwischen Asien und Europa bzw. den USA einen nur moderaten Zuwachs gab. Der Höchstpreis von 13.066 $/FEU wird zwischen Schanghai und Rotterdam fällig.
Der SCFI notiert jetzt bei 4.100 Punkten, nachdem er in der Woche zuvor erstmals die historische Marke von 4.000 übertroffen hatte. Für den FBX von Freightos ging es in der Vorwoche um weitere 3% auf 6.724 $/FEU nach oben. Und es wird in den kommenden Wichen noch einmal deutlich teurer. So hat Hapag-Lloyd für das Spot-Geschäft auf den Transpazifik-Diensten zwischen China und Nordamerika einen Zuschlag (value added surcharge) von 5.000 $/FEU (!) ab dem 15. August angekündigt. Begründet wird dies mit der hohen Nachfrage, den weiter angespannten Transportketten und Engpässen in den Häfen. Andere Linienreedereien wie ZIM, Cosco oder ONE haben bereits ähnliche Schritte vollzogen oder dürften dem Beispiel bald folgen. (KF)
