Mut zur Meinung

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Containerschiffe, LPG-Tanker, Car Carrier und das Forschungsschiff »Polarstern« … Nikolaus H. Schües, als Reeder in zweiter Generation an der Spitze des Traditionsunternehmens F. Laeisz, verwaltet in seiner Flotte ein breites Portfolio. Doch der Blick reicht weit über das Tagesgeschäft hinaus. In zwei Jahren übernimmt Schües das Spitzenamt bei d[ds_preview]er Bimco, der größten Schifffahrtsorganisation weltweit. Erst vor wenigen Tagen war er zum »president designate« gewählt worden. Und Mitglied im Präsidium des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) ist er auch.

Begonnen hat sein Weg in die Schifffahrt 1985 mit einer Ausbildung zum Schiffsmakler bei Frachtcontor Junge, »seitdem kenne und lese ich die HANSA«, sagt er. Für ihn ist die Zeitschrift mit ihrer Aktualität und Tiefe der behandelten Themen »führend in der deutschsprachigen Schifffahrt« und Pflichtlektüre für die hiesige Zunft. »Die HANSA liefert eine gute Mischung aus Fachkompetenz und journalistischer Bewertung«, sagt Schües. So schätzt er unter anderem am Editorial den Mut der Redaktion, eine klare Meinung zu artikulieren, »auch wenn ich diese nicht in jedem Fall teile.«

Lob für Analysen

Gleiches gilt seiner Ansicht nach auch für Innovationsthemen und die Berichterstattung über maritime Trends. Auch hier schätzt er Analysen und Einschätzungen, zum Beispiel, wenn es um künftige, klimafreundlichere Antriebskonzepte geht. Da sei er selbst noch unentschlossen. An die alleinige Zukunft von synthetischem LNG glaubt er nach eigenem Bekunden nicht, Ammoniak ist für ihn ebenfalls ein Kraftstoff der Zukunft. »Das ist und bleibt sicherlich eines der wichtigsten Themen in den kommenden Jahren«, sagt Schües. Ein Nebenaspekt: Einst sei die Reederei Laeisz mit ihren berühmten Flying-P-Linern in der Salpeterfahrt zwischen Südamerika und Europa berühmt geworden. »100 Jahre später geht es wieder um Stickstoff, nur dieses Mal als Teil von Ammoniak, synthetisch, bestenfalls »grün« hergestellt.«

Auch Wasserstoff werde eine Rolle spielen. Die Reederei Laeisz gehört zu den Gründungsmitglieder der Stiftung H2Global, die 900 Mio. € zur Umsetzung der nationalen Wasserstoffstrategie in Deutschland erhalten wird und die zudem im Hamburger Laeisz-Hof residiert.

Mehr Einblicke

Neben den Energie- und Kraftstoffthemen sieht Schües vor allem die kommenden Verordnungen und Regularien als Herausforderungen für die Schifffahrt in den nächsten Jahren, die in einer künftigen Berichterstattung weiter behandelt werden sollten.

Vieles davon sei ihm zwar aus seiner Verbandstätigkeit und aus zahlreichen Videokonferenzen in Corona-Zeiten bereits bekannt, aber »die HANSA schafft es auch hier, die Fragestellungen tiefgründig und noch leichter verdaulich aufzubereiten.«

Gern liest er auch die Personalien und Unternehmensportraits in der HANSA. »Auch wenn man viele Leute kennt, ist es immer wieder interessant, Meinungen und Strategien zu erfahren. Manchmal ist es auch überraschend.« Es gelinge der HANSA häufig, vom Gesprächspartner neue Einblicke zu erhalten – »das machen Sie richtig gut«, lobt Schües.

Auch wenn er selbst ein Mann der Schifffahrt sei, interessierten ihn auch die technischen Entwicklungen im Schiffbau und in der Zulieferindustrie. Das alles spiele zusammen, »ich denke, wir stehen als Industrie vor einem ähnlich großen Umbruch wie damals beim Umstieg von der Segel- auf die Dampfschifffahrt.«

Eine gewisse Wehmut ergreife ihn oft am Ende des Heftes bei der »Letzten Seite«. Auch das oft eine gute Lektüre, »aber dann merke ich, wie lange ich selbst mittlerweile schon dabei bin und was ich alles schon miterlebt habe.«

»Die HANSA liefert eine gute Mischung aus Fachkompetenz und journalistischer Bewertung«

Zur Person: Nikolaus H. Schües

Seit 1997 führt Nikolaus H. Schües, Jahrgang 1955, in zweiter Generation die Familienreederei F. Laeisz. Er engagiert sich im Verband Deutscher Reeder (VDR, Präsidium) und bei der Bimco (president designate). Nach seiner Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann bei Frachtcontor Junge studierte er VWL an der Buckingham University, absolvierte seinen MBA am Instituto de Empresa in Madrid und arbeitete anschließend als Makler in Madrid und New York, bevor er in die Hamburger Familienreederei eintrat.