Innerhalb eines Monats sind die langfristigen Seefrachtraten um fast 30 % gestiegen. Die Verlader legen sich auf Maximalmengen fest, um sich Platz an Bord der Linien-Carrier zu sichern. Zwar sind viele Neubauten bestellt, die Verlader brauchen aber kurzfristige Lösungen.
Laut den neuesten Long-Term XSI Public Indices von[ds_preview] Xeneta, die sich aus Echtzeit-Raten führender Verlader speisen, verzeichnete der globale Index einen Anstieg um 28,1 % und übertraf damit den bisherigen Rekord (+11,3 % im Mai 2019) bei weitem. Die Benchmark liegt nun 78,2 % höher als im Juli 2020 und 76,4 % höher allein im Jahr 2021.
»Das ist eine wirklich atemberaubende Entwicklung«, kommentiert Patrik Berglund, CEO von Xeneta mit Sitz in Oslo. »Wir haben gesehen, dass eine Kombination aus hoher Nachfrage, unzureichender Kapazität und Störungen in der Lieferkette (zum Teil aufgrund von Covid und Hafenüberlastung) die Raten in diesem Jahr immer weiter in die Höhe getrieben hat, aber niemand hätte mit einem Anstieg dieses Ausmaßes rechnen können. Die Branche ist auf Hochtouren.«
Bei der Entwicklung im Juli gaben Raten in Europa den Ton an. Die Import-Benchmark stieg hier um 49,1 % und trieb die Preise auf ein Allzeithoch (der Spotmarkt stellte die Weichen für diesen Sprung, wobei die FAK-Raten (Freight All Kind) über 13.000 $ pro FEU lagen). Die Einfuhren liegen nun um 120,3 % höher als im Vorjahr. Auch die Exporte verzeichneten ihren bisher größten monatlichen Anstieg, wenn auch um bescheidenere 16 % (39,8 % seit Juli 2020).
Die Raten-Indizes für den Fernen Osten folgten diesem Beispiel mit einem Anstieg der Exportraten um 24,2 % (110,4 % mehr als im Vorjahr), während die Importe relativ gesehen um 7,3 % stiegen (43,2 % mehr als im Juli 2020). In den USA verzeichnete der XSI einen Anstieg der Importe um 17,7 % – ein weiteres Allzeithoch – und lag damit um 61,2 % über dem Stand vom Juli letzten Jahres. Auch die Exporte legten mit einem Plus von 11,1 % kräftig zu (12 % mehr als im Vorjahr, aber 18,4 % seit Anfang 2021).
Verlader sichern sich mit Maximalmengen Stellplatzkapazität
Obwohl Berglund den Markt als »verrückt« bezeichnet, stellt er fest, dass die meisten Xeneta-Nutzer, die große Mengen versenden, berichten, dass langfristige Verträge von den Reedereien überwiegend eingehalten werden. Dies sei besser als zu Beginn des Sommers, als die Angst vor rollenden Ladungen und gebrochenen Verträgen für die gestresste Verladergemeinschaft im Vordergrund stand.
»Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Mengenflexibilität völlig verschwunden ist, da sich die Verlader auf maximale Mengen festlegen, um sich Plätze an Bord zu sichern. Außerdem gehen die Verlader überall auf der Welt, vor allem aber in den USA, auf Nummer sicher und bauen Puffervereinbarungen auf, um sicherzustellen, dass sie für die Weihnachtszeit abgesichert sind«, so Berglund. Dies führe zu einem »Bullwhip-Effekt«, da die Verlader mehr Aufträge erteilen würden, um sich gegen verspätete Sendungen und Überschneidungen zu schützen, was die Lieferkette weiter störe.
»Verlader brauchen kurzfristige Lösungen«
Xeneta verweist auf eine Flut von Neubauaufträgen wichtiger Reedereien, die sich bemühen, die Nachfrage zu befriedigen und sich Marktanteile zu sichern. »Die Verlader brauchen jedoch eher kurzfristige Lösungen mit größerer Zuverlässigkeit, einfacheren Verhandlungen und günstigeren Raten als das Versprechen einer langfristigen Entlastung«, betont Berglund.
»Wir beobachten bereits, dass einige die Dinge selbst in die Hand nehmen, Schiffe chartern und sich mit Einkaufsverbänden wie XSTAFF, der CULines unterstützt, zusammenschließen, um sich aus der Umklammerung der traditionellen Reedereien zu befreien. Aber das ist natürlich nicht für jeden geeignet.«