Über Bord gegangene Segler, eine havarierte Inselfähre, Seekrankheit: Die deutschen Seenotretter haben ein ereignisreiches Wochenende hinter sich.[ds_preview]

Allein am Sonntag waren sie mehr als 25 Mal auf Nord- und Ostsee im Einsatz, wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mitteilte. So seien Rettungsmaßnahmen für vier Menschen eines gekenterten Segelbootes vor Fehmarn und  für einen über Bord gegangenen Segler vor Schleimünde koordiniert sowie einer Inselfähre mit Maschinenausfall vor Juist und einem stark seekranken Segler auf der Außenweser zu Hilfe gekommen worden.

Gegen 10.30 Uhr informierte eine Segelyacht die Seenotretter über eine gekenterte Jolle in der Orther Bucht südlich der Insel Fehmarn. Vier Menschen saßen auf dem Rumpf des Havaristen. Noch bevor Rettungseinheiten der DGzRS den Unglücksort erreichen konnten, gelang es zwei kleinen Booten, darunter dem Beiboot »Aldebaran« des Vermessungsschiffes »Capella« des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, jeweils zwei der Segler an Bord zu nehmen. Alle vier kamen mit dem Schrecken davon.

Umweg über Dänemark

Auf Umwegen erfuhr die Seenotleitung Bremen gegen 11.50 Uhr von einem über Bord gegangenen Segler vor Schleimünde. Dessen mitsegelnde Ehefrau hatte die dänische Polizei angerufen, diese wiederum die deutsche Landrettungsleitstelle Nord in Harrislee informiert und letztere schließlich die Seenotretter alarmiert. Eine genauere Positionsangabe des Unglücksortes lag nicht vor.

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Das Seenotrettungsboot »Hellmut Manthey«/Station Maasholm hat die Segelyacht, deren Skipper über Bord gegangen war, in Schlepp genommen. (© DGzRS)

Die deutsche Rettungsleitstelle See strahlte ein »Mayday Relay« aus, um die gesamte Schifffahrt im Revier zu informieren. Das Seenotrettungsboot »Hellmut Manthey« der Station Maasholm und der Seenotrettungskreuzer »Fritz Knack« der Station Olpenitz begannen bei nordöstlichen Winden um sechs Beaufort und anderthalb bis zwei Metern Seegang die Suche vor Schleimünde. »Wir sind nacheinander die einlaufenden Boote angefahren, um die Crews zu befragen – mit schnellem Erfolg: Die dritte Yacht hatte den über Bord gegangenen Mann an Bord. Er war wohlauf und benötigte keine medizinische Hilfe«, berichtete Bruno Meyer, Schiffsführer der »Hellmut Manthey«.

Direkt dahinter trieb die Yacht mit der Ehefrau des Verunglückten. Ein Seenotretter setzte über, um die Seglerin zu unterstützen. Das Seenotrettungsboot nahm die Yacht auf den Haken und schleppte sie ein. Die »Fritz Knack« begleitete die andere Segelyacht mit dem Geretteten an Bord in den sicheren Hafen.

Inselfähre havariert

Gegen 12.15 Uhr wiederum meldete sich die Inselfähre »Frisia XI« bei den Seenotrettern. Sie hatte soeben die Linie Norddeich – Juist bedient, ihre Passagiere auf der Nordseeinsel abgesetzt und war nun lediglich mit drei Besatzungsmitgliedern auf dem Weg nach Norderney.

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Die havarierte Inselfähre »Frisia XI« (m.) im Schlepp der größeren Schwester »Frisia IX« (vorn) und des Seenotrettungsbootes »Hans Dittmer«/Station Juist (hinten). Dahinter läuft das Seenotrettungsboot »Otto Diersch«/Station Norddeich und sichert den Schleppverband. (© DGzRS)

Kurz nach dem Verlassen des Juister Hafens war im Juister Wattfahrwasser die Maschine des gut 35 m langen Schiffes ausgefallen.

Mit dem Seenotrettungsboot »Hans Dittmer« liefen die freiwilligen Seenotretter der Station Juist zum Havaristen. Die Seenotretter nahmen die »Frisia XI« zunächst auf den Haken, um sie bei südöstlichen Winden um drei Beaufort und heftigen Regenschauern im engen Wattfahrwasser zu sichern. In den Hafen schleppen konnte die »Hans Dittmer« die wesentlich größere Fähre allerdings nicht alleine, da der Havarist stark nach Steuerbord gierte (ausbrach). Wegen des Komplettausfalls der Elektrik ließen sich die in ungünstiger Position stehenden Ruderblätter nicht mehr bewegen.

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Das Seenotrettungsboot »Hans Dittmer« hat die manövrierunfähige Fähre »Frisia XI« auf den Halen genommen. (© DGzRS)

Das ebenfalls alarmierte Seenotrettungsboot »Otto Diersch« der Station Norddeich musste allerdings nicht mehr eingreifen, da zwischenzeitlich die größere, gut 57 m lange Fähre »Frisia IX« ihre Hilfe anbot. Während sie die »Frisia XI« in Schlepp nahm, stellte die »Hans Dittmer« über das Heck des Havaristen eine weitere Leinenverbindung her.

Seekrank auf der Außenweser

Auf der Außenweser sind die Seenotretter am Nachmittag einem unterkühlten und stark seekranken Mann zu Hilfe gekommen. Die Segelyacht mit zweiköpfiger Crew war unterwegs von Helgoland zurück an die Küste. Weil sie nicht weitersegeln konnte, ankerte sie außerhalb des Fahrwassers. Gegen 16.25 Uhr alarmierte sie die Seenotretter.

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Seenotrettungskreuzer »Hermann Rudolf Meyer«/Station Bremerhaven im Einsatz für eine Segelyacht auf der Außenweser, im Hintergrund das Vermessungsschiff »Komet« (© DGzRS)

Als erstes Schiff vor Ort war das BSH-Vermessungsschiff »Komet«. Es setzte ein Beiboot aus und brachte ein Besatzungsmitglied zur Unterstützung auf den Havaristen. Der Seenotrettungskreuzer »Hermann Rudolf Meyer« der Station Bremerhaven befand sich ebenfalls in der Nähe, er traf kurz darauf ein. Mit dem Tochterboot »Christian« übernahmen die Seenotretter den Patienten. Sie versorgten ihn im Bordhospital der »Hermann Rudolf Meyer« und brachten ihn mit Höchstfahrt nach Bremerhaven. Dort übergaben sie ihn an den Landrettungsdienst.

Das Beiboot der »Kometq blieb bei der Segelyacht, bis das Seenotrettungsboot »Emil Zimmermann« der Station Fedderwardersiel eintraf. Die freiwilligen Seenotretter schleppten das Boot ebenfalls Richtung Bremerhaven.