Seit Monaten wurde verhandelt, jetzt ist es amtlich: Die Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd beteiligt sich am JadeWeserPort Wilhelmshaven.[ds_preview]
Die Reederei übernimmt 30% am Container Terminal Wilhelmshaven (CTW) und 50% am Rail Terminal Wilhelmshaven (RTW). Die Anteile wurden seit der Eröffnung des Tiefwasserhafens an der Jade von APMT, der Terminaltochter des Møller-Maersk-Konzerns, gehalten. Mehrheitsgesellschafter bleibt der bremisch-hamburgische Terminalbetreiber Eurogate.
Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Vorbehaltlich der Genehmigung durch die Kartellbehörden werde der Abschluss der Transaktion innerhalb weniger Monate erwartet, heißt es in einer Adhoc-Mitteilung.
Damit ist Hapag-Lloyd in Deutschland künftig nicht mehr Exklusiv-Kunde der HHLA. Aufgrund der langen Revierfahrt nach Hamburg und Abfertigungsproblemen ist geplant, mindestens einen Fernostdienst mit Megamax-Neubauten (23.000 TEU) nach Wilhelmshaven zu verlegen.
Die Abkehr von der HHLA in Hamburg, über die auch die Stadt Hamburg als Mehrheitsaktionär der HHLA (69%) und Mitgesellschafter bei Hapag-Lloyd (13,9%) informiert wurde, hat dem Vernehmen nach mehrere Gründe, die mit der Größe der Schiffe, aber auch mit anhaltenden Spannungen zwischen den beiden Schwergewichten zu tun haben.
Spannungen in Hamburg
Vor zweieinhalb Jahren hatte Hapag-Lloyd noch alle vier Atlantik-Dienste aus Bremerhaven abgezogen und ans CTA-Terminal in Hamburg verlegt. Dort ist die Reederei mit 25,1% direkt beteiligt. Und erst im vergangenen Jahr hatten Hapag-Lloyd und die HHLA ihren Vertrag um fünf Jahre verlängert. Es klang angesichts der gemeinsamen Historie wie eine Hamburger Selbstverständlichkeit, war es aber nicht. Die Preisverhandlungen sollen hart und von Misstönen überschattet gewesen sein.
Hapag-Lloyd bestückt mit einer Flotte von 250 Containerschiffen (1,8 Mio. TEU) 121 Liniendienste und läuft mehr als 600 Häfen auf allen Kontinenten an. Das Unternehmen beschäftigt rund 13.400 Mitarbeitenden an Standorten in 130 Ländern.
Für den Jade-Weser-Port könnte der Einstieg von Hapag-Lloyd einen ordentlichen Schub bedeuten. Bei wöchentliche Anläufen und 10.000 Containern pro Megamax-Schiff wären es immerhin rund 520.000 TEU pro Jahr. Der Umschlag an Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen blieb bislang deutlich hinter den Erwartungen zurück und musste in Folge der Corona-Krise herbe Einbußen hinnehmen. Das Containervolumen brach im vergangenen Jahr um -33,8% auf nur noch 423.243 TEU ein. Ausgelegt ist das Terminal für 2,7 Mio. TEU. (KF)