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Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein wollen die verbleibenden Schiffskredite der »portfoliomanagement AöR« – also die Atlasten aus dem Erbe der ehemaligen HSH Nordbank – nach Möglichkeit en bloc verkaufen.[ds_preview]

Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold und ihr Hamburger Amtskollege Andreas Dressel machten die aktualisierten Pläne heute öffentlich. Vor einigen Wochen war die Strategie für den Finanzfonds AöR bekannt gegeben worden, nun folgte eine Konkretisierung für das Schiffsportfolio.

Heinhold bezog sich explizit auf die enorm verbesserten Schifffahrtsmärkte und gestiegenen Schiffspreise. Schon im bisherigen Jahresverlauf habe das den Portfolio-Abbau deutlich beschleunigt, 36 Schiffskredite wurden seit Januar veräußert. Jetzt erhoffen sich die Länder einen lukrativen Paket-Deal. »Um die gute Marktlage zu nutzen, soll nun geprüft werden, das Restportfolio en bloc zu verkaufen«, sagte die Ministerin.

108 Schiffe noch im Portfolio

2016 hatte die »portfoliomanagement« Schiffskredite mit einem Wert von 4,1 Mrd. € von der seinerzeit stark ins Straucheln geratenen Landesbank HSH Nordbank übernommen, um die Übernahme der Bank durch Investoren zu ermöglichen. Der Kaufpreis lag bei 2,4 Mrd. €. Ursprünglich umfassten diese HSH-Altlasten 253 Schiffe, aktuell sind es noch 108, davon entfallen etwa 70% auf Containerschiffe. »Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt für den Verkauf«. Ließe sich ein Paketverkauf realisieren, sei es denkbar, die eigentlich für 2026 vorgesehene Auflösung der Abbauanstalt schon deutlich früher vorzunehmen, so Heinold weiter.

Als potenzielle Käufer kommen prinzipiell auch Reedereien in Frage. Allerdings gilt ein Verkauf an Finanzinvestoren als wahrscheinlicher. In den kommenden Wochen soll das Portfolio verschiedenen Investoren angeboten werden. Ziel ist es, bis Ende des ersten Quartals 2022 zu entscheiden, ob es zu einem Paket-Deal kommt oder ob das Restportfolio auf anderen Wegen veräußert wird.

Die Minister sowie die pm-Vorstände Ulrike Helfer und Karl-Hermann Witte sehen sich in ihrem bisherigen Vorgehen bestätigt. In der Branche und in der Politik hatte es immer wieder Kritik an dem zögerlichen Verkauf von Schiffskrediten gegeben. »Es hat sich bewährt, dann zu verkaufen, wenn es passt«, sagte Heinold. »Es war die richtige Entscheidung zu warten, wie man an den heutigen Schiffswerten sieht«, sagte Helfer.

Schlussbilanz unklar

Wann auch immer die »pm« aufgelöst wird: Wie die Bilanz am Ende ausfällt, ist noch unklar. Also auch, wie teuer die Altlasten der ehemaligen HSH Nordbank für den Steuerzahler werden. In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres wurde ein Überschuss von mehr als 400 Mio. € erwirtschaftet – einerseits durch eine geringere Risikovorsorge, andererseits durch »außerordentliche Erträge«. Insgesamt sind mittlerweile mehr als 1,1 Mrd. € an Tilgungen und Kreditrückzahlungen zurückgeflossen.

Bereits das dritte Quartal in Folge war die Risikovorsorge auf das Kreditportfolio zurückgegangen. Ursächlich dafür waren nicht zuletzt »die erfolgreichen Restrukturierungen der Kredite in der Vergangenheit sowie die richtige Abbaustrategie«, so die Länder heute, »diese Faktoren führten dazu, dass die vermögensschonende Abwicklung der Kredite noch einmal deutlich schneller als geplant vorangeht.«

Zum 30. September lag das sogenannte »negative Eigenkapital« bei 368 Mio. €. Es habe damit innerhalb des Jahres mehr als halbiert werden können, heißt es von Seiten der Politik- und der AöR-Vertreter. Ministerin Heinold wollte aber keine Prognose abgeben, ob man am Ende bei einer »schwarzen Null« landen könnte. Die Chancen stünden aber sehr gut, dass man den Verlust weiter reduzieren könne.