Rückschlag für die Fusionspläne von Cargotec und Konecranes: Die britische Wettbewerbsbehörde CMA sieht die Gefahr von erheblichen Beeinträchtigungen des Wettbewerbs. Es ist ein Präzedenzfall nach dem »Brexit«.[ds_preview]

Die Cargo-Handling-Größen hatten die Fusion im vergangenen Jahr angekündigt, zuletzt ging man von einem Abschluss im ersten Halbjahr 2022 aus. Selbst wichtige Personalien wie der CEO-Posten sind schon geklärt, auch auf eine künftige Konzernstruktur hat man sich bereits geeinigt. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, ist noch unklar. Ursprünglich wollte man schon im vierten Quartal 2021 Vollzug melden. Nach wie vor allerdings warten Cargotec und Konecranes auf die Genehmigung von Kartellbehörden für die Fusion.

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Und aus Großbritannien droht nun Ungemach. Die Wettbewerbsbehörde CMA hat einen vorläufigen Bericht ihrer Prüfung veröffentlicht. »Im Rahmen ihrer eingehenden Untersuchung hat die CMA ein breites Spektrum an Beweismaterial ausgewertet, darunter Daten über Ausschreibungen für frühere Aufträge und viele interne Unterlagen der fusionierenden Unternehmen, aus denen hervorgeht, wie sie den Wettbewerb in der Branche einschätzen. Die CMA hat auch mit einer Vielzahl von Kunden, Wettbewerbern und anderen Akteuren der Branche gesprochen, um ihre vorläufigen Feststellungen zu untermauern«, heißt es seitens der Briten.

»Wenige Alternativen«

Den britischen Kunden würden nach dem Zusammenschluss nur wenige alternative Anbieter zur Verfügung stehen. »Cargotec und Konecranes haben zwar behauptet, dass der Wettbewerb in Zukunft stärker von chinesischen Anbietern bedroht sein würde, doch die unabhängige Untersuchungsgruppe kam zu dem Schluss, dass dies nicht ausreichen würde, um den erheblichen Wettbewerbsverlust zu verhindern, den der Zusammenschluss zweier wichtiger etablierter Anbieter mit sich bringen würde«, heißt es.

Martin Coleman, Vorsitzender der CMA-Untersuchungsgruppe, sagte: »Containerumschlaggeräte spielen eine Schlüsselrolle für den reibungslosen Betrieb der britischen Häfen. Sie bewegen jedes Jahr Millionen von Containern, um sicherzustellen, dass die Waren sicher in unseren Regalen ankommen und die britischen Unternehmen ihre Kunden in Übersee beliefern können.«

Präzedenzfall nach »Brexit«

Es ist die erste Phase-2-Untersuchung, die die CMA seit dem Austritt aus der EU parallel zu einer Überprüfung durch die Europäische Kommission durchgeführt hat. Dies habe es ermöglicht, »uns speziell darauf zu konzentrieren, wie sich der Zusammenschluss auf Menschen und Unternehmen im Vereinigten Königreich auswirkt.«

Befürchtet werden eine geringere Servicequalität oder höhere Preisen für Hafenterminals und andere Kunden. Die wettbewerbsrechtlichen Bedenken müssten ausgeräumt werden.

Cargotec und Konecranes haben nun bis zum 17. Dezember Zeit, Stellung zu beziehen. Der Abschlussbericht ist für April 2022 geplant.

Widerspruch von Cargotec und Konecranes

Die beiden Unternehmen teilten heute mit, man nehme die vorläufigen Feststellungen zur Kenntnis. »Wir sind mit den vorläufigen Schlussfolgerungen der CMA nicht einverstanden. Sie werden den Inhalt der ersten Feststellungen der CMA prüfen und weiterhin mit der CMA zusammenarbeiten.« Darüber hinaus setze man die Zusammenarbeit mit anderen zuständigen Wettbewerbsbehörden, einschließlich der Europäischen Kommission und des US-Justizministeriums, fort und prüfe, wie einige der von den verschiedenen Wettbewerbsbehörden geäußerten Bedenken ausgeräumt werden können.

Cargotec und Konecranes zeigten sich »nach wie vor zuversichtlich«, dass der Zusammenschluss bis zum Ende des ersten Halbjahres 2022 abgeschlossen sein wird.